SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast
die ganzen Jahre geliebt. Du hast vielleicht nicht verstanden, warum er dich verlassen hat, aber ich schon, und er liebt dich immer noch!« Ihr Fehler lässt sie schlucken. »Er hat dich geliebt«, berichtigt sie sich. »Und jetzt ruf das Krankenhaus an, bevor sie irgendetwas anderes mit ihm anstellen. Und dann rufst du ein Bestattungsunternehmen an – das Krankenhaus kann dir bestimmt eins empfehlen.«
Dorothea sieht sie verwirrt und erschrocken an. »Ich habe die Telefonnummer nicht.«
Janie sieht sie kalt an. »Wie alt bist du? Acht? Schlag im Telefonbuch nach!« Sie stürmt aus dem Zimmer und knallt die Tür zu. »Gott!«, stößt sie hervor. Enttäuscht läuft sie den Flur entlang und geht in ihr Zimmer. Immer noch in das Handtuch gewickelt, sucht sich etwas zum Anziehen aus ihrer Kommode, wirft die Klamotten aufs Bett und fährt sich mit einem grobzinkigen Kamm durch die nassen Haare.
Sie hört, wie die Zimmertür ihrer Mutter aufgeht. Ein paar Augenblicke später hört sie sie am Telefon stammeln. Janie lässt sich, schon wieder schwitzend, aufs Bett fallen.
Verdammt.
»Henry«, sagt sie.
Und weint um all die Dinge, die hätten sein können.
12:40 Uhr
Janie holt ihren Koffer aus dem Schrank.
Dann klettert sie auf den Dachboden, um nach ein paar Kisten zu suchen.
Sie wird ihre Sachen nach und nach wegbringen müssen, da sie den Bus nehmen und zu Fuß laufen muss.
Kurz überlegt sie, ob sie die Schlüssel zu Henrys Limousine irgendwo in seinem kleinen Haus gesehen hat. Doch den Plan streicht sie gleich wieder. Wenn man sie anhält, sähe das dann doch zu sehr nach stehlen aus. Und außerdem hätte es wenig Sinn, sich umbringen zu lassen, bevor sie ihr neues Leben beginnen kann.
Sie packt ihre Klamotten in den Rucksack und nimmt den Koffer.
Dann verlässt sie das Haus.
13:29 Uhr
Janie stellt ihre Sachen mitten in der Hütte ab und setzt sich an Henrys Schreibtisch, um eine To-Do-Liste zu schreiben.
Zuerst die Beerdigung
Mietvertrag und Anschrift des Vermieters für die Mietzahlungen finden
Herausfinden, ob Strom etc. inklusive sind oder ob ich sie extra zahlen muss
Haus sauber machen
Überprüfen, was sich im Onlineshop bisher gut verkauft hat
Garten wässern! Und Gemüse einfrieren
Auf DSL umstellen, wenn es nicht zu teuer ist
Captain von dem Plan erzählen
Es Carl sagen
Sie hört auf zu schreiben und sieht die letzten drei Worte an.
Plötzlich wirft sie den Stift an die Wand, knallt die Fäuste auf den Schreibtisch und stößt den Stuhl so heftig zurück, dass er umkippt. Sie stellt sich mitten ins Zimmer und schreit die Decke an: »Mein Leben ist das allerbeschissenste der ganzen Welt! Wie kannst du mich nur zwingen, zu wählen? Wieso tust du mir das an? Hörst du mich? Hört mich irgendjemand?«
Sie fällt auf die Knie, legt die Arme um den Kopf und rollt sich ganz klein zusammen.
Ihr Schluchzen hallt durchs Haus, doch hier ist niemand, der sie hören kann.
Hier gibt es keinen Trost.
15:57 Uhr
Janie starrt aus dem Busfenster, lehnt die Wange ans Glas und betrachtet Fieldridge.
Auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause ruft sie ihn an.
»Hi«, sagt er.
Plötzlich kann Janie nicht mehr sprechen. Stattdessen entweicht ihrer Kehle nur ein gurgelnder Schluchzer.
»Janie, ist alles in Ordnung?«, fragt Carl sofort beunruhigt. »Wo bist du? Brauchst du Hilfe?«
Janie atmet tief durch und versucht, ihre zitternde Stimme zu beruhigen. »Es geht mir gut. Ich bin zu Hause. Ich bin … mein … Henry ist tot.«
Einen Augenblick lang ist es still, bevor Carl antwortet. »Ich bin gleich bei dir, ja?«
Janie nickt ins Telefon. »Ja, bitte.«
Dann ruft sie Carrie an. Janie bekommt nur ihren Anrufbeantworter zu hören.
»Hi Carrie, ich wollte dich nur wissen lassen, dass Henry gestorben ist. Ich … ich rufe dich später noch mal an.«
16:43 Uhr
Carl klopft an die Tür. Er hat eine Topfpflanze und eine Schachtel von der Bäckerei im Supermarkt dabei.
»Hi«, sagt er. »Ich hatte keine Zeit, dir irgendwas Vernünftiges zu kochen. Aber ich bin am Laden vorbeigefahren und habe das hier mitgebracht. Es tut mir so leid, Janie.«
Janie lächelt, während sich ihre Augen mit Tränen füllen. Sie nimmt die Schachtel und stellt die Pflanze ans Fenster.
»Die ist wirklich hübsch«, findet sie. »Danke.« Dann macht sie die Schachtel auf. »Oh, wow! Donuts!« Lächelnd geht sie zu ihm und umarmt ihn fest. »Du bist klasse, Carl.«
Carl zuckt ein wenig verlegen mit den Achseln. »Ich
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