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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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unauffällig in Zivil in der näheren Umgebung postiert waren, war nicht nötig gewesen.
    Kastor hatte anschließend Jasmins Daten über eine sichere Polizeileitung an Fenner nach Wiesbaden gemailt, nachdem er ihn aus dem Bett geklingelt und umfassend informiert hatte. Die letzte Phase von Operation Smaragdjungfer würde innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden anlaufen. Weltweit. Schon heute Abend würde das »Haifischbecken« trockengelegt sein und Witold Graf ebenso hinter Schloss und Riegel sitzen wie Marco Severin und ein paar andere polizeibekannte Größen in Wilhelmshaven und anderswo. Nachdem man Phil Wanger dazu gebracht hatte, Graf zu melden, dass er Kastor erledigt hätte und auch Paula tot sei, bestand keine Gefahr, dass der Reeder misstrauisch wurde.
    Und Paula konnte sich zumindest für die nächsten zwei Stunden um sich selbst kümmern, ehe Roemer und vor allem Kastor sie in der Dienststelle erwarteten. Die Vernehmung von Fischer und Wanger stand an, und Roemer erlaubte ihr, dabei zu sein. Im Moment wurde Fischers Wohnung durchsucht. Und garantiert würde man etwas finden, das Grafs Aufzeichnungen über die Schmiergeldzahlungen an ihn untermauerte.
    Paula blickte Keller aus rotgeweinten Augen an. »Ich habe das Gefühl, dass ich niemandem mehr trauen kann. Nie wieder! Ich hätt’s jedem zugetraut, auf Grafs Lohnliste zu stehen. Aber nicht Sigurd Fischer. Im Leben nicht! Er war nicht nur für mich der Inbegriff all dessen, was einen Polizisten ausmacht. Er war mein Mentor. Mein Freund. Dachte ich jedenfalls. Er hat zu mir gehalten, als alle gegen mich waren, und er hat mich als Einziger in der Reha besucht. Und ausgerechnet er …« Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt weiß ich, dass das keine freundschaftlichen Gesten waren. Er wollte damit nur sein schlechtes Gewissen beruhigen, weil er an Christophers Tod schuld ist. Dieser Mistkerl!« Sie schniefte. »Und ich dumme Kuh hab’ auch noch Kastor gegenüber getönt, dass ich für Sigurd meine Hand ins Feuer lege.« Sie hielt ihre Hand hoch. »Sehen Sie? Sie ist verbrannt. Total verkohlt. Wie konnte ich nur so dämlich sein und nicht sehen, dass Sigurd der Verräter ist?« Sie schniefte erneut. »Ich kann niemandem mehr trauen.«
    Ihre Stimme klang gepresst durch ihre komplett verstopfte Nase, die geschwollen war und sich so heiß anfühlte wie ihr verletzter Arm, der es ihr sehr übel nahm, dass sie ihn nicht schonte. Ihre Augen brannten, und sie hatte Kopfschmerzen. Was für lächerliche Petitessen verglichen mit der tiefen Wunde, die Fischer ihrer Seele geschlagen hatte.
    Keller hatte sich ihre Selbstzerfleischung kommentarlos angehört. Er setzte zu einer Antwort an, aber Paula ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Sagen Sie jetzt bloß nicht, dass ich nichts dafür kann. Gelogen! Ich war Sigurd gegenüber nicht aufmerksam genug, weil ich mich von meiner Abneigung gegen Hansen habe blenden lassen. Hätte ich mich nicht darauf versteift, dass nur er es sein konnte, wären mir bestimmt ein paar Dinge aufgefallen, die mir einen Hinweis gegeben hätten.« Sie schüttelte den Kopf, stützte die Stirn in die Hände und schniefte wieder. »Ich habe total versagt.«
    »Genauso wie der gesamte Rest Ihrer Dienststelle. Nicht nur Sie, Frau Rauwolf, sondern kein einziger Ihrer Kollegen ist auf den Gedanken gekommen, dass Herr Fischer der Verräter sein könnte.« Keller schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Für mich sieht das absolut nicht nach einem Versagen Ihrerseits und Ihrer Kollegen aus, sondern nach einer perfekten Tarnung des Herrn Fischer. Er ist offenbar ein Meister der Täuschung. Dass Sie in Ermangelung derselben Meisterschaft diese Täuschung nicht durchschaut haben, spricht für Sie, nicht gegen Sie.«
    »Aber ich habe tagtäglich mit Lügnern, Betrügern und Täuschern zu tun. Ich hätte was merken müssen .«
    »Wie denn? Herr Fischer war Ihr Freund. Freunden traut man einen Verrat nicht zu, sonst wären es keine Freunde.«
    »Ganz genau. Und gerade deshalb werde ich nie wieder jemandem trauen können.«
    Keller schwieg eine Weile. »Ich habe das Gefühl, dass Sie immer noch mir vertrauen, Frau Rauwolf, oder?«
    Paula überdachte die Frage. »Ich … ich glaube schon.«
    »Was ist mit Ihrem Onkel?«
    Kalle. Sie hörte im Geiste, was er zu Kastor gesagt hatte, als sie heimlich das Gespräch der beiden belauscht hatte. Dass er sie wie eine Tochter liebte. Und alles für sie tun würde, um sie glücklich zu sehen. Ihr kamen erneut die Tränen.

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