Smaragdjungfer
können, wo die geklauten Informationen sind, habe ich danach gesucht. In ihrer Handtasche waren ein USB-Stick und ein Smartphone. Die habe ich mitgenommen und Graf gebracht.«
»Und vorher haben Sie die Seiten aus ihrem Notizbuch gerissen, die einen Hinweis auf Severins illegale Machenschaften gaben.«
»Ja. Die Seite ist zufällig aufgeklappt, als ich ihre Tasche ausgeschüttet habe.«
»Und das Smaragdcollier haben Sie auch mitgehen lassen.«
»Natürlich. Das Ding ist Hunderttausende wert. Und sie hat es ja nicht mehr gebraucht. Ich habe es dem Hehler gezeigt, zu dem ich für Graf immer die Schmuckstücke von den Prostituierten gebracht habe.«
»Und gerade diese Gier hat Sie uns auf dem Präsentierteller serviert«, stellte Paula mit grimmiger Befriedigung fest. »Graf und Sie dachten also, die Daten wären auf dem Stick, den Sie ihm gebracht haben.«
»Ja. Er hat versucht, das Ding zu aktivieren, aber es war mit einem Passwort geschützt, das wohl mit einem Virus programmiert war oder so. Ich kenne mich da nicht besonders aus. Jedenfalls hat sich der Stick vollständig gelöscht, als er das Passwort nicht eingeben konnte, und war danach unbrauchbar. Graf war sich deswegen sicher, dass die Daten da drauf gewesen sein müssen, und der Stick nun keine Gefahr mehr für ihn ist.«
»Was ist mit dem Smartphone?«, wollte Roemer wissen.
»Er hat die Anruferliste geprüft und nach der Nummer ihres Auftraggebers gesucht. Waren aber nur ihre beruflichen Nummern gespeichert. Ich habe das Ding im Hafenbecken entsorgt, nachdem ich die Sim-Karte vernichtet hatte.«
»Und weiter?«
»Dann meldete Fischer am Freitag, dass Jasmin die Daten wohl doch noch auf ihren Laptop kopiert hatte und dass die Möglichkeit besteht, dass sie noch eine Sicherungskopie in ihrer Wohnung versteckt hat. Graf hat getobt und mich dann losgeschickt, die Kopie zu suchen, bevor die Polizei das am Samstag tut.« Er nickte zu Paula hin. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass Sie mir dabei in die Quere kommen.« Er sagte das ohne jede Emotion.
Paula verspürte das dringende Bedürfnis, dem Kerl die Zähne einzuschlagen. Am meisten wurmte sie, dass er als Kronzeuge mit einer in ihren Augen lächerlichen Strafe davonkommen würde. Sie hätte Breitenbach am liebsten in den Arsch getreten dafür.
»Ich nehme an, Sie haben auch die Truppe organisiert, die mich am Freitag zusammenschlagen sollte.« Und die man nur wenige Stunden nach dem Überfall in einem Krankenhaus im knapp zwanzig Kilometer entfernten Jever festgenommen hatte.
»Ja. Auch das hat Graf angeordnet. Sie sind ihm mit Ihren Ermittlungen ganz schön nahe gekommen. Nachdem der Drohanruf nicht gewirkt hat, sollten die Sie krankenhausreif schlagen, um Sie aus dem Verkehr zu ziehen. Als Graf dann von Fischer erfahren hat, dass Kastor eine falsche Identität benutzt, sollte ich ihn nach dem Deal töten. Fischer sollte das mit meinem Messer so drehen, dass es aussieht, als hätte Kastor die Nutte umgebracht.«
»Und Graf wäre mal wieder fein raus gewesen.« Breitenbach klang ausgesprochen grimmig.
Wanger beantwortete noch eine Reihe weiterer Fragen, sodass sich ein immer klareres Bild von Grafs und Severins Machenschaften ergab. Genug, um beide in Verbindung mit den Daten, die Jasmin Stojanovic gesichert hatte, für sehr lange Zeit hinter Gittern zu bringen.
Zum Schluss gestand Wanger auch den von Graf in Auftrag gegebenen Mordversuch an dessen Frau. Danach wurde er in die JVA gebracht.
Als Paula das Vernehmungszimmer verließ, begegnete sie Sigurd Fischer, dessen Vernehmung Frank Sänger vor ein paar Minuten beendet hatte. Auch er sollte in die JVA überstellt werden. Paula hatte bereits von Roemer erfahren, dass bei der Durchsuchung seiner Wohnung Kontoauszüge einer Bank in der Schweiz gefunden worden waren. Außerdem ein gefälschter Pass, dessen Name mit dem übereinstimmte, auf den das Konto lief. Auf dem Pass prangte Fischers Foto.
Graf hatte ihn stets in bar über einen Mittelsmann bezahlt, und Fischer hatte in seinem Urlaub und manchmal auch an einem verlängerten Wochenende das Geld in die Schweiz geschafft. Da er fast alles gespart und nicht über seine Verhältnisse gelebt hatte, war er nie Verdacht geraten. Insgesamt hatten sich im Laufe von zwanzig Jahren siebenhunderttausend Euro angesammelt.
Paula trat ihm in den Weg. Kastor legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie an einer Dummheit zu hindern. Fischer blickte zu Boden und vermied es, Paula anzusehen. Er wirkte
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