Smaragdjungfer
sie das Gebäude verlassen hatte.
»Ich möchte eins klarstellen, Frau Rauwolf. Dass wir beide nicht sonderlich glücklich darüber sind, dass wir zusammenarbeiten müssen, darüber brauchen wir wohl kein Wort mehr zu verlieren.«
»Warum tun Sie’s dann?« Paula entriegelte den Ford.
»Weil ich trotzdem auf einem Mindestmaß an Höflichkeit und Respekt bestehe. Sie können von mir halten, was Sie wollen. Das ist mir – pardon – scheißegal.«
Sein Tonfall verriet ihr, dass das Gegenteil der Fall war.
»Aber ich lasse mich nicht rumkommandieren wie einen Hund und ansonsten ignorieren. Und erst recht verbitte ich mir, dass Sie noch mal meinen Namen in irgendeiner Weise verballhornen.«
Paula öffnete die Fahrertür, legte die Arme verschränkt aufs Dach und blickte Rambacher über den Wagen hinweg spöttisch an. »Sonst – was? Beschweren Sie sich dann bei Sänger über mich?« Sie schnaufte. »Da müssen Sie sich in einer langen Schlange hinten anstellen.«
»Ja, und ich begreife auch langsam, wieso. Und ja, wenn Sie es zu bunt treiben, werde ich eine offizielle Beschwerde gegen Sie einreichen. Damit habe ich überhaupt keine Probleme, wie Sie wohl wissen.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon sie reden. Aber falls Sie es vergessen haben: Ich bin Ihre Vorgesetzte. Und wenn Sie meinen Kommandoton nicht vertragen, dann haben Sie sich vielleicht den falschen Job ausgesucht. Einsteigen. Und Klappe halten.«
Sie setzte sich hinters Steuer und fuhr los, kaum dass Rambacher ebenfalls im Wagen saß. Was immer sein Problem war, er sollte sie bloß damit in Ruhe lassen.
Aber ehrlicherweise musste sie zugeben, dass ihr Verhalten ihm gegenüber tatsächlich nicht von der feinen Art war. Sie seufzte innerlich, als ihr bewusst wurde, dass sich nichts geändert hatte. Kaum war sie wieder im Dienst, hatte sie das Gefühl, dass die ganze Welt ihr Feind war. Nicht nur die Verbrecher.
Scheiße.
Jerome Kastor fühlte sich so frustriert, dass er die Wände hätte hochgehen können. Nahezu alles war schiefgelaufen. Dass man ihm hinsichtlich Jasmins Tod nichts beweisen konnte und der Polizeipräsident ihn rausgeboxt hatte, wollte gar nichts heißen.
Er knallte die Tür seines Lofts zu und warf den Schlüssel in die metallene Schale auf dem Garderobentisch. Es klirrte unangenehm. Als Erstes brauchte er eine heiße Dusche. Danach musste er überlegen, wie er am besten vorgehen sollte, um zu retten, was hoffentlich noch zu retten war. Auf dem Weg ins Badezimmer zog er den Ganzkörperanzug aus, den die Polizei ihn genötigt hatte anzuziehen, und schleuderte ihn von sich.
Als er sich gleich darauf das heiße Wasser über den Körper laufen ließ, wurde er etwas ruhiger. Er musste umgehend den Chef informieren. Vielleicht hatte der eine Idee, wie man weiter vorgehen sollte.
Er trocknete sich ab, zog sich seinen Bademantel über und rief den Chef an.
»Wir haben ein Problem. Jasmin ist tot, und ich habe keine Ahnung, wo die Daten abgeblieben sind. Zu allem Überfluss hat mich die Polizei in Verdacht, weil ich noch in der Wohnung nach den Daten gesucht habe, als sie kamen.«
»Das Collier?«
»Spurlos verschwunden. Oder so versteckt, dass ich es in der kurzen Zeit, die mir blieb, nicht finden konnte.
»Verdammt!«
»Amen.«
»Wie schlimm ist es?«
»Dank des Polizeipräsidenten bin ich auf freiem Fuß, aber deswegen bin ich noch lange nicht vom Kanthaken. Kannst du dafür sorgen, dass ich nicht weiter belästigt werde?«
»Kein Problem. Die Daten sind aber noch in der Wohnung?«
»Hoffentlich. Denn an die Alternative wage ich nicht zu denken. Ich hatte, wie gesagt, keine Zeit, die ganze Wohnung zu durchsuchen. Das Problem ist nur, dass die jetzt ein polizeilich versiegelter Tatort ist und ich da nicht mehr so einfach reinkomme.«
Sein Gesprächspartner schwieg eine Weile. »Wir machen Folgendes. Ich finde raus, was die Polizei weiß und gegen dich in der Hand hat. Du siehst in der Zwischenzeit zu, dass du die Daten auftreibst. Wenn du nichts Gegenteiliges von mir hörst, wartest du ein paar Tage, bis die Untersuchungen am Tatort abgeschlossen sind. Danach siehst du dich in der Wohnung um, ob die Daten dort sind. Wenn sie weg sind, haben wir wirklich ein Problem. Und zwar ein gewaltiges. Also versuch, sie zu finden, und halt dich ansonsten so bedeckt wie möglich.«
»Geht klar.«
Kastor unterbrach die Verbindung. Er lehnte sich im Sessel zurück, legte den Kopf auf die Rückenlehne und schloss die Augen. Im Geist ging
Weitere Kostenlose Bücher