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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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sie nicht noch einmal zurückkehrten. Erst dann nahm er ein Prepaid-Handy aus dem Safe und tippte eine SMS ein, die er an ein anderes Prepaid-Handy sendete.
    Anschließend löschte er die Nachricht aus der Verbindungsliste und legte das Handy wieder in den Safe. Die Antwort würde er nicht vor dem späten Nachmittag oder sogar erst am Abend erhalten. Es sei denn, es gäbe einen Notfall.
    Doch danach sah es nicht aus.

    Als Paula und Rambacher in der Dienststelle ankamen, war es Mittag. Paula legte Jasmin Stojanovics Mappe auf den Tisch und hängte ihre Jacke über die Stuhllehne. Sie nahm eine Plastikschüssel mit Deckel aus ihrer Tasche.
    »Falls mich jemand sucht: Ich bin in der Mittagspause.«
    Sie hoffte, dass Rambacher das nicht als Aufforderung nahm, sie zu begleiten. Zu ihrer Erleichterung nickte er nur und nahm an seinem Schreibtisch Platz.
    Der Weg zum Aufenthaltsraum, in dem auch gegessen wurde, rief Erinnerungen wach. Die gemeinsamen Mahlzeiten waren für sie und Christopher die Highlights während der Dienstzeit gewesen, auch wenn sie es wegen ihrer unterschiedlichen Einsätze oft nicht hatten einrichten können, gleichzeitig Pause zu machen. Nun würden sie nie wieder im Aufenthaltsraum zusammensitzen.
    Es half ihr ein bisschen zu sehen, dass sich gewisse Dinge nicht verändert hatten. Die Tische waren immer noch auf dieselbe Weise angeordnet, mit denselben Tischdecken und denselben Topfpflanzen darauf. Die Mikrowelle stand auch immer noch am alten Platz. An dem Tisch in der Ecke, der ihr und Christophers Stammplatz gewesen war, saßen andere Kollegen. Paula nickte ihnen zu, ignorierte die teils abweisenden, teils neugierigen Blicke und schwenkte zu einem anderen Tisch um, der nur von einer Person belegt war: Sigurd Fischer, einer der dienstältesten Kripobeamten im Haus.
    Er sah von seinem Teller auf, als Paula sich zu ihm setzte, und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Paula! Moin, Moin!«
    »Moin, Sigurd.«
    Er reichte ihr über den Tisch hinweg die Hand, stand auf und zog sie spontan in seine Arme. Wohlwollend klopfte er ihr auf den Rücken. Paula lehnte sich einen Moment an ihn und genoss den Halt, den er ihr gab.
    »Ich hab’ schon gehört, dass du wieder da bist.«
    »Ja, ich wette, das ist das Tagesgespräch im ganzen Haus. Sekunde, ich mache nur mein Essen warm.«
    Sie häufte den Inhalt der Schüssel auf einen Teller: Labskaus aus Bratkartoffeln, Matjes, Corned Beef, Rote Beete, Zwiebeln und Spiegelei. Aufgewärmt schmeckte es zwar nicht annähernd so gut wie frisch zubereitet, aber Mittwoch war seit über einem Jahr ihr Labskaus-Tag. Sie brauchte gerade heute jedes bisschen Routine, das ihr Stabilität gab. Mit dem dampfenden Gericht kehrte sie fünf Minuten später an den Tisch zurück.
    Sigurd Fischer hatte Paula unter seine Fittiche genommen, als sie damals als Frischling in die Dienststelle gekommen war. Er hatte immer loyal zu ihr gehalten, selbst wenn sie tatsächlich Mist gebaut hatte. In jedem Fall war er der Einzige gewesen, der während der Suspendierung und in der Reha-Zeit mit ihr in Kontakt geblieben war und sie auch hin und wieder besucht hatte.
    »Du bist zwar nicht im ganzen Haus das Tagesgespräch«, antwortete er auf ihre Bemerkung, »aber bei einigen Kollegen auf jeden Fall. Hör mal, wenn du Unterstützung brauchst, ich bin immer für dich da. Ich hoffe, das weißt du.«
    »Weiß ich, Sigurd. Danke.«
    »Aber wie ich dich kenne, wirst du dir eher die Zunge abbeißen als mich um Hilfe zu bitten.«
    »Ich bin nun mal die einsame Wölfin vom Dienst.« Sie schob sich eine Gabel voll Bratkartoffeln in den Mund.
    »Schon mal daran gedacht, das zu ändern?«
    »Gedacht schon, aber es ist so anstrengend.«
    Das war ein alter Witz zwischen ihnen, doch diesmal lachte Fischer nicht darüber. »Im Ernst, Paula. Ich weiß, wie verdammt taff du bist. Das ist deine Stärke, aber gleichzeitig auch deine Schwäche. Du musst – nein, du solltest wirklich lernen, wann die einsame Wölfin lieber die Unterstützung des Rudels in Anspruch nimmt. Das ist eins deiner grundsätzlichen Probleme, über das wir uns ja schon öfter unterhalten haben. Denk einfach mal darüber nach.«
    »Was gäbe es da wohl zu denken? Du weißt doch, wie die Dinge stehen. Selbst wenn ich mich dem Rudel anschließen wollte, glaubst du im Ernst, die lassen mich? Der Zug ist schon lange abgefahren. Und nicht erst seit heute.«
    »Na, woran das wohl gelegen hat?« Fischer biss ein Stück von seinem Matjesbrötchen

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