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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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jeder einzelne Moment ist. Das begreift man erst, wenn es zu spät ist.
    Christopher saß neben Fischer und grinste sie zufrieden an. »Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, Wölfin.« Er zwinkerte ihr wieder einmal zu. Paula schloss die Augen, um das Bild zu vertreiben, und vermied es danach, woandershin als auf ihren Teller zu blicken, bis sie ihn leer gegessen hatte. Seit Monaten hatte sie keine Erscheinungen mehr von Christopher gehabt. Kaum war sie hier, tauchte er gleich zweimal auf. Und der Tag war noch nicht zu Ende. Gott sei Dank hatte ihr Therapeut darauf bestanden, mit ihr für heute Abend eine Sitzung zu vereinbaren. Es würde ihr gut tun, sich den Frust von der Seele zu reden.
    Sie aß einen Apfel als Nachtisch, verabschiedete sich von Fischer und kehrte in ihr Büro zurück.
    Rambacher war in den Bewerbungsbogen vertieft, den Jasmin Stojanovic für die Agentur ausgefüllt hatte. Nebenbei kaute er auf einem Sandwich herum. Vollkornbrot mit Gurken-und Tomatenscheiben, deren Saft bei jedem Abbeißen herausquoll und auf den Teller tropfte, den er in der anderen Hand hielt. Offensichtlich war er ein Fan von gesunder Ernährung.
    Dass er lieber in diesem kleinen Büro blieb und weiterarbeitete, statt im Aufenthaltsraum zu essen, wunderte sie nicht, nachdem sie nun seine Vorgeschichte kannte. Sie hätte sich an seiner Stelle allerdings nicht verkrochen, sondern den Stier bei den Hörnern gepackt.
    Er stellte den Teller zur Seite und betupfte den Mund mit einem Papiertaschentuch, mit dem er sich auch die Finger abwischte, ehe er Paula den Ausdruck reichte.
    »Frau Stojanovic hat sich richtig gut präsentiert. Falls auch nur die Hälfte davon stimmt, frage ich mich, warum sie als Begleiterin gearbeitet hat. Mit dem Hintergrund hätten ihr beruflich alle Möglichkeiten offengestanden. Sie hat zwar als Begründung auf eben diese Frage angegeben, dass sie gern interessante Menschen mit Niveau kennenlernt und ihr Talent darin sieht, denen ihren Tag zu verschönern. Aber das dürfte kaum als Begründung ausgereicht haben. Es sei denn, sie hat sich zu Dienstleistungen bereit erklärt, nach denen im Bewerbungsbogen nicht gefragt wird.«
    »Wovon wir ausgehen können. Severin hätte uns wohl kaum den Fragebogen überlassen, wenn darin was Verfängliches stehen würde. Ich würde zu gern einen Blick in den Arbeitsvertrag werfen, den er mit ihr geschlossen hat. Da er uns den wohl kaum geben wird, sehen wir uns Jasmins Exemplar an. Wir fahren nach der Dienstbesprechung nachher noch mal in ihre Wohnung. Falls man uns nicht anderweitig beschäftigt.«
    Sie nahm sich die Mappe mit den Fotos vor und blätterte sie durch. Jasmin Stojanovic war eine wirklich schöne Frau gewesen. Auf jedem Foto setzte sie diese Schönheit auf eine andere Weise in Szene. Und auf jedem trug sie das Libellencollier. Hinten in der Mappe war eine DVD in einer Schutztasche eingeheftet. Paula nahm sie heraus, schob sie ins DVD-Laufwerk ihres Computers und rief die einzige darauf gespeicherte Datei auf. Gleich darauf sah sie Jasmin Stojanovic gewinnend in die Kamera lächeln.
    »Hallo, ich bin die Smaragdjungfer und heiße Jasmin.«
    Bei dem Wort »Smaragdjungfer« berührte sie den Anhänger ihres Colliers. Im Licht der Scheinwerfer funkelten dessen Steine verführerisch. Paula hätte wetten können, dass so mancher Mann bei diesem Anblick wohl mehr Lust auf die Steine bekommen hatte als auf die Frau, die sie trug. Jasmins Stimme klang dunkel, einschmeichelnd und lockend.
    Rambacher kam um den Tisch herum und stellte sich neben sie. Er warf ihr einen Blick zu, als warte er nur darauf, dass sie ihn wieder auf seinen Platz schickte, in welchem Fall er ihr seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ordentlich Kontra gegeben hätte. Doch Paula hatte nicht vor, ihn an der Ausübung seiner Arbeit zu hindern.
    »Ich liebe klassische Musik ebenso wie Theater und fühle mich in Galerien genauso zu Hause wie bei Sportveranstaltungen. Ich kenne mich aus in klassischer und moderner Literatur und« , Jasmin lächelte und zwinkerte dem Zuschauer zu, »ich weiß, wann mein Begleiter die Stille der Beredsamkeit vorzieht.«
    Sie fuhr fort, ihre Vorlieben aufzuzählen. Zum Schluss beugte sie sich näher zur Kamera, wobei sie einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté gewährte, aber nicht so tief, dass es billig gewirkt hätte. Sie verabschiedete sich mit den Worten: »Ich würde mich freuen, wenn wir uns einmal kennenlernen.«
    Es war nicht nötig, ein Wort über die

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