Smaragdjungfer
den Teammitgliedern, die noch nicht an den ersten Ermittlungen beteiligt gewesen waren, mit, worum es ging.
»Oberstaatsanwalt Breitenbach hat den Fall übernommen.«
Paula unterdrückte ein Stöhnen. Ausgerechnet Breitenbach. Sie hegte eine tiefe Abneigung gegen den Mann. Er war zwar überaus kompetent und integer. Aber er hatte die Ermittlungen gegen sie geleitet, als sie suspendiert worden war, weil man ihr die Schuld an Christophers Tod anlastete. Bestimmt hatte er nicht vergessen, dass sie ihm die Nase gebrochen hatte, als er sie mit diesem Vorwurf konfrontierte. Zum Glück war sie zu dem Zeitpunkt in psychiatrischer Behandlung gewesen, und Dr. Keller hatte ihr attestiert, dass sie in dem Moment nicht zurechnungsfähig gewesen war. Andernfalls hätte Breitenbach ihr wohl mit dem größten Vergnügen wegen Körperverletzung zusätzlich eins reingewürgt. Mit Breitenbach als juristischem Herrn des Ermittlungsverfahrens konnte es heiter werden.
Roemer blickte in die Runde. »Was haben wir bereits? Maja, du zuerst.«
»Dass die Untersuchung des Tatortes noch lange nicht abgeschlossen ist, brauche ich ja nicht zu betonen. Bis jetzt ist nur auffällig, dass wir keine Tatwaffe gefunden haben, die dem ersten Anschein nach ein einseitig geschliffenes Messer ist. Es fehlen ebenso Handy oder PDA und Ähnliches.«
»Wie steht es mit der Kleidung des Verdächtigen, Jerome Kastor?«, warf Paula ein. »Habt ihr in den Taschen irgendwelche Gegenstände gefunden, die der Toten gehört haben könnten? Immerhin hat er zugegeben, dass er sich ein Smaragdcollier aus ihrer Schmuckschatulle nehmen wollte. Das ich übrigens auch nicht am Tatort gesehen habe.«
»Da war auch keins«, bestätigte Maja. »Falls sie es nicht irgendwo anders aufbewahrt hat, wo wir bis jetzt noch nicht nachgesehen haben. Wir haben ja erst angefangen mit der Durchsicht der Wohnung. Vielleicht hat sie es auch zur Reparatur oder Reinigung gebracht.«
»Oder Kastor hat gelogen«, warf Rambacher ein. Aller Augen richteten sich auf ihn. »Ein Mann, der sich so kaltblütig gibt wie er, würde wohl kaum zugeben, dass er ein Schmuckstück mitnehmen wollte. Mal unabhängig davon, ob es ihm tatsächlich gehört, wie er behauptet. Es sei denn, er wollte mit diesem Eingeständnis von etwas anderem ablenken, das ihm noch wichtiger war.«
»Möglich«, gab Roemer zu, »aber dafür gibt es keine Beweise. Zur allgemeinen Information: Sänger hat Kastor auf Anweisung des Polizeipräsidenten wegen nicht hinreichender Indizien wieder nach Hause geschickt, weil wir ihm die Tat nicht nachweisen können – bis jetzt.«
Paula schnaubte. »Die Indizien haben allemal ausgereicht, ihn in Haft zu nehmen.«
»Theoretisch könnte seine Geschichte stimmen«, erinnerte Roemer sie. »Das Einzige, was wir wirklich gegen ihn in der Hand haben, ist der versuchte Diebstahl, weil er dabei erwischt wurde. Der allein ist aber noch lange kein Haftgrund.«
»Was du eigentlich wissen solltest, Rauwolf«, höhnte Hansen. »Es sei denn, du hast die Grundkenntnisse der Ermittlungsarbeit in irgendeinem Röhrchen der Psychopharmaka verloren, mit denen sie dich in letzter Zeit vollgepumpt haben.«
»Halt verdammt noch mal die Klappe, Ture!«, fuhr Fischer ihn an.
»Lass ihn doch, Sigurd.« Paula starrte Hansen in die Augen. »Was Besseres kann er doch gar nicht tun, als hier vor Zeugen auf mir rumzuhacken, und mir damit hervorragende Beweise für eine offizielle Beschwerde zu liefern, wenn er eines Tages zu weit geht. Also mach nur weiter so, Hansen.«
Das war natürlich das Falscheste, was sie hatte sagen können. Aber der fiese Willkommensgruß der Kollegen hatte sie tief getroffen und die dicke Haut, mit der sie sich in den vergangenen Wochen zu wappnen versucht hatte, auf einen Schlag brüchig und dünn werden lassen. Außerdem stand sie auf der Abschussliste derselben Kollegen wie früher. Schlimmer konnte es kaum noch werden.
»Lass gut sein, Paula«, forderte Roemer. »Aber da wir schon mal bei dem Thema sind. Sobald ich rausfinde, wer die Akte über die Ermittlungen in Christophers Fall zusammen mit einem Foto von ihm in Paulas Zimmer gelegt hat und wer für die Durchwahlnummern 227 und 806 da verantwortlich ist, kann sich derjenige auf was gefasst machen. Paula wurde von allen Vorwürfen freigesprochen. Und Mobbing dulde ich hier nicht. Gegen niemanden. Dass das klar ist.« Er blickte eindringlich von einem zum nächsten. »Und jetzt machen wir vernünftig mit unserem Fall
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