Smaragdjungfer
Und da ich nicht gerade die Kollegin des Jahres bin und auch nie sein werde, passt Hansens Kampagne allen hervorragend in den Kram. Fast allen.«
Sie parkte den Wagen in der Grenzstraße ein Stück vom Dancing Cats entfernt. Rambacher verkniff sich die Bemerkung, dass sie mal wieder im Begriff war, etwas zu tun, das sie besser lassen sollte.
»Ich will ja keine alten Wunden aufreißen, aber ich würde gern Ihre Version davon hören, was damals passiert ist.«
»Ach nee! Das sind ja ganz neue Töne.«
Er räusperte sich, eindeutig verlegen. »Die hätte ich wohl besser von Anfang an anschlagen sollen. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich das nicht getan habe.«
»Hm. Woher der plötzliche Sinneswandel?«
»Ganz ehrlich? Sie sind zwar ein sehr schmerzhafter Furunkel in meinem Allerwertesten mit der Sensibilität einer Mülltonne und dem Gemüt eines Fleischerhundes. So! Das musste mal gesagt werden.« Er atmete wie befreit auf, ehe er fortfuhr. »Aber trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – sind Sie eine verdammt kompetente Ermittlerin. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Sie tatsächlich den Tod eines Kollegen in der Weise verschuldet haben sollen, wie man Ihnen das nachsagt.«
»Danke für das Kompliment. Ich meine das mit dem Furunkel, der Mülltonne und dem Fleischerhund. Trifft alles hundertprozentig zu.«
Rambacher errötete, unternahm aber keinen Versuch, seine Anschuldigung zu relativieren. Paula rechnete ihm das hoch an. Ein geradliniger Mensch stand zu seiner Meinung und knickte nicht ein wie ein Streichholz, nur weil er Gegenwind befürchtete.
»Ich weiß nicht, ob man Ihnen das ebenfalls geflüstert hat, aber Christopher und ich waren nicht nur Kollegen. Er war auch mein Lebensgefährte. Wir hätten ein halbes Jahr später geheiratet.« Der Gedanke daran beförderte augenblicklich den Kloß zurück in ihre Kehle. Sie schluckte ihn hinunter.
Rambacher warf ihr einen überraschten Blick zu. »Nein, das hat man mir nicht gesagt.«
»Dachte ich mir. Jedenfalls, als wir ein Paar wurden und uns sicher waren, dass es halten würde, haben wir pflichtschuldigst Jakob informiert. Schließlich durften wir unter den Umständen nicht mehr zusammenarbeiten.«
»Sie halten sich an die Vorschriften? Das ist ja was ganz Neues.«
»Nun übertreiben Sie mal nicht.« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Auch wenn Sie von mir einen ganz anderen Eindruck haben, aber ich bin Polizistin geworden, um Scheißkerle wie Kastor, Graf, Severin und Konsorten von der Straße zu bekommen. Möglichst permanent. Das werde ich nicht dadurch gefährden, dass ich schlampig ermittle oder irgendwas tue, wodurch der Fall der Staatsanwaltschaft um die Ohren fliegt. Und was anderes kann nicht mal Hansen mir nachsagen. Der war sowieso von Anfang an eifersüchtig darauf, dass meine Hartnäckigkeit und meine Methoden das Team oft entscheidend weitergebracht haben. Er kann nur mit Dienst nach Lehrbuch glänzen, hat aber noch nichts Herausragendes geleistet. Ihm fehlt einfach die Fantasie. Und von seiner Intelligenz halte ich auch nicht viel.«
Rambacher enthielt sich eines Kommentars.
»Damals haben Christopher und ich an völlig verschiedenen Fällen gearbeitet. Er und sein Team untersuchten einen Fall von Menschenhandel, in den Rasta-Charlie verwickelt war. Charlie war Deutscher. Er stand lediglich auf Rastalocken und Sonnenbänke. Ich war an einer neuen Größe wegen Prostitution dran, den man in der Szene den Jamaikaner nannte.« Paula machte eine Pause und starrte in Gedanken versunken vor sich hin. »An jenem Abend hatte ich im Korinth in der Rheinstraße ein Treffen mit einer Frau vereinbart, die für den Jamaikaner gearbeitet hat. Sie wollte aussteigen und Informationen über ihn gegen Polizeischutz tauschen. Ich habe über zwei Stunden auf sie gewartet, aber sie kam nicht. Später habe ich erfahren, dass man ihre Leiche aus dem Kanalhafen gefischt hat. Sie wurde mit einem Genickschuss regelrecht hingerichtet.« Paula umklammerte das Lenkrad, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Da habe ich nicht zum ersten Mal vermutet, dass irgendjemand dem Jamaikaner was gesteckt hat. Aber die Möglichkeit besteht natürlich auch, dass die Frau sich einfach nur dumm verhalten und den Typen dadurch misstrauisch gemacht hat.«
»Haben Sie ihn erwischt? Den Jamaikaner.«
»Nicht ich persönlich. Ich war damals noch in der Klinik. Aber ja, er wurde zwei Wochen später verhaftet. Ein anonymer Anrufer gab einen Tipp. Sah
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