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Smaragdjungfer

Smaragdjungfer

Titel: Smaragdjungfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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nachdenklich an. »Die Typen, die mich gestern Abend zusammenschlagen wollten, kamen demnach gar nicht von Ihnen, sondern von – Graf?«
    Er nickte. »Ich mache mit ihm in meiner Eigenschaft als zwielichtiger Nachtclubbesitzer Geschäfte, für die er mich braucht. Die zu große, auf mich gerichtete Aufmerksamkeit einer engagierten Kriminalbeamtin kommt ihm da sehr ungelegen. Deshalb hat er versucht, Sie abzuschrecken. Da das nicht geklappt hat, greift er jetzt zum ultimativen Mittel. Ziehen Sie lieber vorübergehend in ein Hotel.«
    »Und da verkrieche ich mich dann, bis Graf vergessen hat, dass ich existiere? Tolle Idee.«
    »Nur für ein paar Tage. Höchstens. Hoffe ich jedenfalls.«
    »Und wenn nicht? Verdammt, Kastor, erzählen Sie mir endlich, worum es geht. Danach entscheide ich, ob ich irgendwohin flüchte oder noch eine andere Option habe.«
    Er schüttelte den Kopf. »Hat man Ihnen schon mal gesagt, dass Sie stur wie ein Maulesel sind?«
    »Nein. Bis jetzt hat man mir immer nur nachgesagt, dass ich sturer wäre als eine ganze Herde von den Viechern. Also vielen Dank für das Kompliment.«
    Er grinste, wurde aber sofort wieder ernst. »Sie sollten wirklich –«
    »Herr Kastor – oder wie immer Sie heißen. Ich bin heil in meine Wohnung gekommen. Die Tür ist verriegelt. Ich habe eine Waffe, und ich nehme an, Sie haben auch eine. Falls dieser Wanger tatsächlich versuchen sollte, hier einzubrechen, hat er schlechte Karten, würde ich sagen. Entweder er wartet, bis ich das Haus verlasse, oder bis alle meine Nachbarn vorm Fernseher hocken und nicht mehr mitkriegen, was um sie rum passiert. Also gegen acht Uhr. Bis dahin haben wir in jedem Fall Zeit. Und je schneller Sie damit fertig sind, mich umfassend zu informieren, desto schneller kann ich eine Entscheidung treffen.«
    Kastor schnitt eine Grimasse. »Sie haben recht. Die Sturheit eines einzigen Maulesels reicht an Ihre bei Weitem nicht heran.« Er seufzte. »Nun gut, die Fakten. Vorab: Jasmin war IT-Spezialistin beim BKA und eine langjährige Kollegin, deren Tod ich zutiefst bedauere. Wir sind schon seit Langem hinter Graf, seinen Komplizen und Hintermännern her. Die Sache ist ziemlich kompliziert.«
    Paula deutete auf einen Sessel. »Setzten Sie sich. Ich glaube, das wird ein längerer Monolog. Wasser? Tee? Kaffee? Bier? Fruchtsaft?«
    Er grinste flüchtig und nahm Platz. »Nein danke.«
    »Aber ich brauche einen Tee.«
    Sie ging in die Küche und brühte eine Kanne Wilhelmshavener Kaiser-Blend auf, der gegenwärtig ihr Lieblingstee war. Danach trug sie die Kanne, zwei Tassen, Kluntjes und Milch ins Wohnzimmer. Wie sie erwartet hatte, nahm Kastor jetzt doch die Einladung zum Tee an. Sie füllte die Tassen, nahm ihm gegenüber Platz und sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ich bin ganz Ohr. Und ich will die ganze Wahrheit wissen, Kastor. Idealerweise von Anfang an.«
    »Das ist eine ziemlich lange Geschichte. Die Überschrift lautet: Wie fange ich ein Rudel von Haien gleichzeitig in einem einzigen Netz.«
    »In erster Linie mit einem möglichst perfekten Timing, würde ich sagen.«
    Er lachte kurz auf. »Ist Ihnen eigentlich bewusst, wie gut Sie in Ihrem Job sind?«
    Paula zog finster die Brauen zusammen. »Verarschen kann ich mich alleine.«
    »Ich meine es ernst.« Er beugte sich vor und sah ihr in die Augen. »Was glauben Sie denn, warum ich Ihnen das alles erzähle? Genau genommen könnte und sollte ich mich darauf berufen, dass es sich um eine BKA-Ermittlung handelt, über die ich Stillschweigen zu bewahren habe, weil sonst die Operation gefährdet ist.«
    Paula zuckte mit den Schultern. »Warum tun Sie’s nicht?«
    »Weil Sie die einzige Person aus Ihrer Dienststelle sind, der ich uneingeschränkt vertrauen kann.«
    Paula schluckte. Dieser unerwartete Vertrauensvorschuss machte sie verlegen.
    »Sie waren sechzehn Monate krankgeschrieben beziehungsweise suspendiert. Sie können daher gar nicht Grafs Spitzel sein. Davon abgesehen, halte ich es mit dem alten Sprichwort, dass man einen Gegner, den man nicht besiegen kann, zu seinem Verbündeten machen sollte.«
    Ein Kompliment? Paula schluckte erneut. »Reden Sie schon.«
    »Es geht um organisierte Kriminalität, wie Sie sich sicherlich schon gedacht haben. Wir wurden vor einiger Zeit auf eine Organisation aufmerksam, die Menschen, Waffen und Drogen in großem Stil schmuggelt. Zunächst deutete alles darauf hin, dass es sich um drei verschiedene Gruppen handelt. Dann verdichteten sich die Hinweise, dass es

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