Smaragdjungfer
Richtung und auch gegen Graf untersagt.«
»So allumfassend ist die nun auch wieder nicht.« Sie holte tief Luft, um eine Entschuldigung hervorzuquetschen, doch Kastor kam ihr zuvor.
»Sie müssen sich keineswegs schuldig fühlen, Paula. Sie hatten den begründeten Verdacht, dass Graf einen Beamten schmiert, der ihn deshalb deckt und die Ermittlungen behindern will. Sie haben damit vollkommen recht. Dass Sie mich durch Ihre Ermittlungen enttarnt haben, war ein Kollateralschaden.«
»Der uns beide das Leben kosten könnte«, stellte sie düster fest und fühlte sich kein bisschen weniger schuldig.
»Wie sind Sie mir eigentlich auf die Schliche gekommen? Abgesehen von dem Patzer mit dem Collier.«
»Als ich Sie wegen der Quittung für das Ding aufgesucht habe, hatte ich Migräne. Erinnern Sie sich? Sie haben mir den Tipp mit dem Zitronensaft im Kaffee gegeben, der angeblich von Ihrer Schwester stammt. Ich habe versucht, Ihre Schwester ausfindig zu machen, weil ich sie inoffiziell über Sie ausquetschen wollte, und stellte fest, dass Jerome Kastor gar keine Schwester hat. Also habe ich noch tiefer gegraben in Quellen, die die Polizei normalerweise nicht zurate zieht – angebliche ehemalige Schulkameraden zum Beispiel – und festgestellt, dass sich keiner an Sie erinnern kann. So kam ein Detail zum anderen. Den letzten Beweis erhielten wir, als wir rausfanden, dass keine Rentenversicherung einen Jerome Kastor oder eine Jasmin Stojanovic kennt.«
»Und was – abgesehen davon – hat Jasmin verraten?«
»In erster Linie ihre angebliche Zugehörigkeit zu den Roma. Da ich gute Beziehungen zu denen habe und die ihre eigenen Leute bestens kennen, wollte ich versuchen, Jasmins Angehörige zu finden. Aber niemand kannte sie.« Paula zuckte mit den Schultern. »Überhaupt passte alles nicht zusammen. Eine ehemalige Orchestergeigerin, in deren Wohnung kein Instrument und keine Noten sind und die noch dazu die Muskulatur einer Sportlerin hatte, aber als Hostess arbeitete, das passte hinten und vorne nicht. Außerdem erinnert sich in den Orchestern, in denen sie angeblich gearbeitet hat, niemand außer dem Computer der Personalabteilung an sie.«
Kastor nickte anerkennend. »Hätten Sie nicht eine Woche später in den Dienst zurückkehren können? Und das war als Kompliment gemeint.«
Paula bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. Der Kerl konnte ihr viel erzählen. Sie an seiner Stelle wäre verdammt sauer, wenn jemand ihre Tarnung hätte auffliegen lassen und so die mühsame Arbeit mehrerer Jahre zerstört hätte. Sie wünschte, sie könnte das irgendwie wiedergutmachen. Sie trank ihren Tee schluckweise aus und genoss die Süße des letzten Rests in der Tasse. Nachdenklich blickte sie ins Leere.
»Moment mal.« Sie runzelte die Stirn. »Sie glauben, dass Jasmins Mörder das Collier wegen der darauf gespeicherten Daten mitgenommen hat?«
»Wohin sollte es wohl sonst verschwunden sein?«
»Aber Graf wusste doch gar nichts von dem USB-Stick. Also kann das auch der Mörder nicht gewusst haben. Oder?«
Kastor blickte sie aufmerksam an. »Außer mir, Jasmin und unseren Kollegen beim BKA wusste niemand davon. Aber Graf könnte natürlich durch einen dummen Zufall dahintergekommen sein.«
»In dem Fall müsste er Jasmin beim Benutzten dieses Sticks erwischt haben. Dann hätte er sie aber unverzüglich ausgeschaltet, und sie hätte die Daten nie kopieren können.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Auf den Fotos von Jasmins Leiche ist deutlich zu erkennen, dass ihr das Collier nach ihrem Tod abgenommen worden ist.« Paula deutete auf ihren Hals und imitierte das Abziehen einer Kette. »Signifikante Blutspuren belegen das. Da der Mörder nichts von dem Stick darin wusste – warum hat er es also mitgenommen? Bestimmt nicht, um es Graf zu geben. Falls die Quittung, die Sie mir vorgestern gezeigt haben, den wahren Wert des Colliers nennt …«
Kastor nickte.
»… dann hat der Mörder es höchstwahrscheinlich nur deswegen mitgehen lassen, um es zu Geld zu machen.«
»Das passt perfekt zu Phil Wanger.«
Paula beugte sich vor und sah ihm in die Augen. »Und somit haben wir noch eine Chance, das Collier mit den Daten zu finden und vielleicht auch Jasmins Mörder zu überführen.«
»Aus Ihrem Mund hört sich das so einfach an. Aber ich darf Sie mal daran erinnern, dass Wanger hinter Ihnen her ist, wir es fast sieben Uhr haben und sicherheitshalber endlich aus Ihrer Wohnung verschwinden sollten.«
Paula winkte ab. »Ich
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