Smart Magic
musste er an Matani denken und riss sich zusammen. Er lief zur Kante und sah dort hinab, wo sie hinuntergesprungen war. Zuerst entdeckte er nichts, dann im Gräsermeer eine Bewegung. Sie lief um das Lager herum, geduckt und versteckt. Wie viele Pfeile kann sie noch haben?, fragte sich Tom, und er kannte die Antwort: Nicht viele.
Er wollte ihr zurufen, dass sie ins Lager zurückkommen sollte, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er den Reiter sah, der auf sie zuhielt. Er war groß, auf einem riesigen Pferd. Seine Rüstung war schwarz, ebenso wie sein langes, gerades Schwert, das er in der gepanzerten Faust hielt. Sein Helm zeigte auch eine Fratze, aber diese war schrecklicher als die seiner Soldaten, denn ihre Augen leuchteten rot, und aus ihnen strömte dunkler Rauch. Nein, Schatten, erkannte Tom. Auf seiner Rüstung waren schreiende Münder abgebildet und aufgerissene Augen, und sie alle waren von einem unheiligen roten Leuchten erfüllt. Selbst sein Pferd war in dunkles Eisen gehüllt, und seine Augen glühten bestialisch.
Es war ein Krieger wie aus einem Albtraum, und er hielt genau auf Matani zu. Tom hatte so einen wie ihn schon einmal gesehen, in der ersten Nacht in dieser Welt, und er erinnerte sich noch gut an den Schrecken, den er verspürt hatte.
»Nein!«, schrie Tom, als der Schwarzgerüstete nur noch zwanzig Meter von ihr entfernt war. Er schlug die Hände zusammen und sandte einen Lichtblitz hinaus in die Ebene, der mit einem lauten Krachen vor dem schwarzen Reiter in den Boden einschlug. Das grässliche Pferd wich aus, und der Krieger riss an den Zügeln. Er sah zu Tom hinüber. Auch wenn Tom das Gesicht hinter der grauenvollen Maske nicht sehen konnte, wusste er doch sicher, dass der Krieger ihn hasserfüllt anstarrte.
Das Pferd stieg auf die Hinterhand, und der Schwarzgerüstete deutete mit seiner Klinge auf Tom. Der warf einen Blick in Richtung Matani, die weiterlief. Anscheinend hatte sie die Gefahr gar nicht bemerkt.
»Resk«, rief Tom. »Schnapp dir Matani! Ihr müsst von hier verschwinden.«
Es kam keine Antwort; stattdessen hörte Tom Schläge aus der Mitte des Lagers, schmerzerfülltes Grunzen und einen Triumphschrei. Wir werden alle sterben, dachte er, aber dann schüttelte er grimmig den Kopf. Nein!
So schnell er konnte, sammelte Tom weitere Magie in sich. Er deutete auf den Krieger und entließ die Macht mit einem Schrei.
Das Licht raste auf den Feind zu, der hob seine Klinge – und das Leuchten verschwand einfach, aufgesogen von der Waffe.
»Das ist schlecht«, murmelte Tom, als der Krieger seinem Pferd die Sporen gab und auf das Lager zuhielt. Er lief die Dachkante entlang, sprang hinab, rappelte sich auf und rannte hinaus in die Steppe, so schnell er konnte. Das Licht der Sonne beflügelte ihn, aber er wusste, dass er, wenn der Krieger ihm folgte, das schwarze Pferd nicht würde abhängen können. Deshalb blieb er stehen, drehte sich um und sammelte sich.
Mit einem Mal war er ganz ruhig. Er spürte den Wind auf seiner Haut, das Gras, das über sie strich. Sah den Kampf im Lager, Resk, der von Feinden umringt war, Matani, die dem Hügeltroll zu Hilfe eilte. Und den Reiter in seiner düsteren Pracht, der auf ihn zuhielt, über den Hals seines Pferdes gebeugt, die Klinge locker an der Seite. Tom hörte das Heulen und Jammern der Münder, spürte die furchtsamen Blicke der Augen auf sich. Und entdeckte tief in sich das Reservoir an Macht, das nun in seine Glieder strömte. Er wartete ab, sein Herzschlag wurde langsamer, sein Atem ruhiger. Die Sonne wärmte ihn, und es war ein gutes Gefühl, ein richtig gutes Gefühl.
Als er die Hand hob, war der Reiter fast an ihn heran. Die Klinge hob sich zum tödlichen Schlag. Und Tom sandte ihr seine Macht entgegen.
Das Licht schlug in den Mann ein, brandete über ihn. Schatten stoben auf, warfen sich dem Licht entgegen – und zerstoben unter seinem Ansturm. Das Pferd wieherte, warf sich herum, stolperte, der dunkle Krieger wurde aus dem Sattel geschleudert, prallte hart auf den Boden, überschlug sich und blieb regungslos liegen, während sein Ross davongaloppierte.
Einen Atemzug lang glaubte Tom an seinen Sieg. Dann setzte sich der Krieger auf und sah zu ihm herüber. Und unter dem Blick dieser rot glühenden Augen verging Toms Ruhe. Er suchte die Kraft in sich, aber dort war nichts mehr. Die Magie glitt durch seinen Geist, ließ sich nicht greifen, nicht nutzen.
Lauf, schrie die Stimme des Raben in seinem Kopf. Tom sah den
Weitere Kostenlose Bücher