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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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vor Zorn, und schlug um sich. Doch Resk hielt sie mit seinen unwiderstehlich starken Pranken fest.
    »Es ist zu spät«, murmelte der Troll mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme. »Er ist gefallen.«
    »Nein, das darf nicht sein.« Sie wehrte sich nicht mehr und wandte sich Resk zu. »Lass mich, bitte.«
    Einen Herzschlag lang sahen sie einander in die Augen, dann löste der Hügeltroll seinen Griff.
    »Hilfst du mir?«, fragte sie Resk, der grimmig nickte.
    »Wir können ihn nicht zurückholen«, erklärte er.
    Matani wusste das. Aber es gab etwas, was sie tun konnten. Sie lief durch das Lager und sammelte so viele Pfeile ein, wie sie konnte.
    »Wir werden seinen Tod rächen!«
    Mit den frischen Pfeilen im Köcher wandte sie sich um. Als sie zwischen den Hallen hindurchlief, sah sie, wie der Seelenfresser, der Tom angegriffen hatte, auf sein Pferd stieg. Das Antlitz auf seinem Helm war ihr zugewandt. Matani lief langsamer und legte einen Pfeil auf die Sehne. Sie spürte die Macht der Erde unter ihren nackten Fußsohlen. Sie nahm sie in sich auf, atmete tief durch. Noch war der Feind zu weit weg.
    Der Seelenfresser zögerte. Sein Pferd tänzelte nervös, als könnte es die Unsicherheit seines Reiters spüren.
    Komm schon, dachte Matani. Greif mich an. Reite mich nieder. Töte mich. Komm!
    Aber der Seelenfresser ging nicht auf ihre Herausforderung ein, sondern ritt langsam zu der Stelle, an der Tom gefallen war. Hinter ihr kam Resk um die Halle herum, und mit einem Mal schien der Magatai eine Entscheidung zu fällen. Der Seelenfresser steckte sein Schwert in die Scheide, beugte sich aus dem Sattel herab, griff nach etwas und zog gleich darauf Toms schlaffen Leib vor sich auf den Rücken des Pferdes. Dann gab er seinem Ross die Sporen und galoppierte durch das Gräsermeer davon. Matani ließ den Pfeil von der Sehne, obwohl sie wusste, dass die Entfernung zu weit war. Der Pfeil erreichte den Reiter nicht und fiel wirkungslos zu Boden.
    »Nein! Komm zurück! Du Feigling, komm zurück!«
    Der Wind trug Matanis Worte über die Steppe, aber sie waren zwecklos. Der Seelenfresser ritt mit Tom fort, und es gab nichts, was sie tun konnte, um das zu verhindern. Matani sprintete ein Stück hinter ihm her, zog die Sehne des Bogens zurück, zielte erneut – und senkte die Waffe. Der Seelenfresser war zu weit weg und zu schnell. Er würde entkommen. Matani konnte sich nicht daran erfreuen, einen solchen Feind vertrieben zu haben. Er hatte bereits bekommen, weswegen er hergekommen war.
    Alle Kraft wich plötzlich aus ihren Gliedmaßen, und sie legte sich auf den Boden, ganz still und ohne einen Muskel zu rühren. Sie spürte mehr, als dass sie es sah, wie der Hügeltroll sich neben sie setzte. Lange lag sie dort, während Resk neben ihr Wache hielt. Die Füchsin trottete heran, hockte sich ebenfalls neben sie, ihre kalte Nase stupste Matani in die Seite. Sie schmiegte sich an Matanis Leib, und ihr Atem ertönte im Gleichklang mit dem ihren.
    Die Sonne wanderte über den Himmel, während Matanis Tränen auf ihren Wangen trockneten. Sie konnte nicht mehr weinen. Sie dachte an Tom, den sie nur so kurz gekannt hatte, dachte an seine Stimme, seine seltsame Art zu sprechen, sein Lachen, seine ersten Versuche, die Magie zu beherrschen, und die Art, wie der Wind mit seinem Haar gespielt hatte. Sie versuchte, so viele Erinnerungen wie möglich in sich zu bewahren, damit sie ihn niemals vergessen würde.
    Schließlich brummte Resk: »Wir müssen aufbrechen. Wer weiß, ob er nicht mit mehr Magatai zurückkehrt.«
    Soll er doch, dachte Matani finster und stellte sich vor, wie sie ihn mit Pfeilen spickte, während seine Soldaten sie in Stücke schlugen. Sie würde schießen und schießen, bis der Seelenfresser tot war, egal, was die anderen mit ihr anstellten. Zugleich wusste sie, dass Resks Drängen nur vernünftig war.
    Es kostete sie unendliche Mühe, sich zu erheben. Sie fühlte sich wie eine alte Frau. Es war nicht nur die Erschöpfung nach dem Kampf, die sie erfasst hatte. Es war eine Erschöpfung grundlegenderer Art. Alles um sie herum hatte an Farbe verloren, war blass und grau geworden. Wo sie noch gestern allein beim Anblick des endlosen Himmels und der weiten Steppe Freude empfunden hatte, gab es nun nichts als Leere in ihr.
    Ohne ein Wort herauszubringen, ging sie durch das hohe Gras. Die Füchsin lief an ihrer Seite, und Resk folgte ihr. Als sie sich ihrem Ziel näherte, schlug ihr Herz laut und schnell. Plötzlich zitterte sie am

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