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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ganzen Körper.
    Am Ort des letzten Kampfes war das Gras niedergetrampelt. Es sah beinahe so aus, als hätten sich hier Begrah gewälzt, wäre da nicht das Blut an den Halmen gewesen. Der Dolch, den Tom bei sich getragen hatte, lag im Gras, und Matani bückte sich, um ihn aufzuheben. Überrascht stellte sie fest, dass er noch warm war. Fast konnte sie sich einreden, die Wärme käme von Toms Berührung, doch es war die Sonne gewesen, die das Metall gewärmt hatte. Toms Hand wird nie wieder warm sein.
    Matani mochte das Blut nicht länger ansehen und wandte sich ab. Wie benommen setzte sie einen Fuß vor den anderen und ließ den schrecklichen Platz hinter sich.
    Da bellte die Füchsin, und Matani sah sich nach ihr um. Sie hockte etwas abseits im hohen Gras, und sie hatte etwas gefunden.
    Matani folgte dem Ruf der Füchsin und fand diese neben einem kleinen, schwarzen Federtier: Der Rabe torkelte auf dem Boden umher, die Flügel halb ausgebreitet, sein Schnabel zuckte von links nach rechts. Toms Begleiter, der nun allein in der weiten Welt unter dem Himmel war.
    »Ist er verletzt?«, fragte Resk.
    »Vielleicht. Aber vor allem hat er Tom verloren. Ihre gemeinsame Seele … Das Band ist zerrissen. Er ist jetzt bloß noch ein einfacher Vogel, verloren in Erinnerungen, die er nicht mehr versteht.«
    »Oh. Sollen wir ihn davon befreien? Ich könnte ihm den Hals umdrehen, er würde es kaum merken.«
    Einige Herzschläge lange überlegte Matani, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Nein.«
    Sie kniete sich neben das verwirrte Tier und streckte langsam ihre Hand aus. Fast schien es, als würde der Rabe sie erkennen, denn er hielt in seinen unkoordinierten Bewegungen inne und sah sie an. Sie glaubte, einen Rest von Intelligenz in seinen Augen zu erkennen. Als sie ihn sanft packte, wehrte er sich nicht. Sie stand auf und hielt ihn in ihren Händen.
    »Wir nehmen ihn mit«, erklärte sie. »Er ist immer noch unser Freund.«
    Und er ist das Letzte, was mir von Tom geblieben ist. Ich gebe ihn nicht her. Als habe der Rabe ihre Worte verstanden, krächzte er kläglich. Er starrte auf seinen Schnabel hinab, krächzte wieder und begann, mit den Flügeln zu schlagen.
    »Ruhig«, flüsterte Matani ihm zu. »Ganz ruhig. Du bist in Sicherheit.«
    Seine hektischen Bewegungen erlahmten, als sie weiter auf ihn einredete.
    Die Füchsin strich um ihre Beine und sah zu ihr hoch, seltsam aufgeregt. Er ist kein Begleiter mehr, versuchte Matani auch sie zu beruhigen. Sei nicht eifersüchtig.
    »Komm«, sagte Resk und wies in die Richtung, aus der sie auf dem Weg zum Lager gekommen waren. »Wir sollten von hier verschwinden.«
    »Willst du nicht weiter in den Süden? Nach Hause?«
    »Ich begleite dich zurück zu deinem Volk. Nach Hause kann ich auch später noch. Ich traue den Magatai nicht, und ich will nicht, dass dir etwas zustößt.«
    Matani sah ihn dankbar an. Was immer man auch in der Welt für Geschichten über blutrünstige und grausame Trolle erzählte, Resk bewies, dass sie nur bösartige Legenden waren.
    Sie verließen den furchtbaren Ort, an dem Tom in Matanis Leben getreten und an dem er ihr auch wieder entrissen worden war.

Pfeile aus dem Nebel
    Pfeile aus dem Nebel

    Der Regen tropfte noch immer auf das Zelt, als Alex aufwachte. Einen Moment lang blieb er noch unter der Decke liegen und starrte durch die schmale Öffnung im Dach nach draußen. Graue Wolken zogen über den ebenso grauen Himmel. Das ganze Zelt roch nach der alten Asche in der Feuerschale. Von draußen drangen die ersten Geräusche des erwachenden Lagers herein, Husten, Flüche, das Wiehern der Pferde.
    Nach der Nacht auf der nackten Erde hatte Alex das Gefühl, als könne er jeden Wirbel in seinem Rücken einzeln spüren. Seine Lust, aufzustehen, ging gegen null. Sich bei diesem Regen anzuziehen, zu frühstücken, die Zelte abzubauen und alles auf die Packpferde zu laden, das war schon schlimm genug. Aber das Regenwetter bedeutete auch, dass die Planen über Tag nicht trocknen würden und sie die nächste Nacht in einer feuchten und müffelnden Unterkunft verbringen würden.
    Mit einem Mal erschien ihm das Leben in Alynth ziemlich erstrebenswert, und er merkte zu seinem Erstaunen, dass er es vermisste, dass Ajun ihm morgens starken schwarzen Tee und süßes Gebäck ans Bett brachte.
    Alex warf einen Blick auf die beiden schlafenden Gestalten, die ihm gegenüber auf der anderen Seite der Feuerstelle lagen. Elion lag ausgestreckt auf dem Rücken, unbeweglich wie eine

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