Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Augen und konzentrierte sich auf seinen menschlichen Leib. So gut er konnte, erinnerte er sich an Arme und Beine, jedes Detail, an jede kleine Narbe, jeden Leberfleck, daran, wie sich seine Hände anfühlten, seine Füße, wie es war, zu atmen. Alles, was ihm vor nicht allzu langer Zeit ganz normal vorgekommen war und was nun unendlich fern zu sein schien. Das Gefühl seiner Beine nach einem langen Lauf, das Fell einer Mähne zwischen seinen Fingern, das Schlagen seines Herzens.
    Der andere Körper bewegte sich, der Rabenkörper, diese fremdartige Form, in der er gefangen war. Tom nahm es kaum wahr.
    Ebenso nur am Rande seiner Wahrnehmung drangen Matanis Worte an seine Ohren: »Sei vorsichtig, Tom. Wir wollen dich nicht noch einmal verlieren.«
    Luft rauschte um ihn herum, aber sein Geist war nicht im Hier und Jetzt, er schwelgte in Erinnerungen, ganz einfachen, simplen Erinnerungen an Bewegung, an Leben, an sich.
    Und irgendwo fand er ein Echo.
    Tom riss die Augen auf und sah, dass er über der Festung schwebte. Unter ihm waren Lichter zu sehen, ein Hof, Dächer. Verdammt weit unter ihm. Er schlug panisch mit den Flügeln, und aus einem entspannten Gleiten wurde ein Trudeln und Stürzen.
    Nein! Hör auf! Verschwinde, du bringst uns noch beide um!
    Obwohl Tom bewusst war, dass er sich eigentlich auf seine Magie konzentrieren musste, konnte er nicht anders, als wild mit den Flügeln zu schlagen. Sein Rabenherz raste, pochte laut in seiner schmalen Brust. Luft pfiff durch sein Gefieder, und seine Flügelschläge machten alles nur noch schlimmer. Wie ein Ziegelstein fielen sie auf den Erdboden zu, das kalte, harte Pflaster des Festungshofs.
    Magie!
    Als hätte der Ruf des Raben ihn zur Vernunft gebracht, konzentrierte sich Tom schlagartig wieder auf seine Magie. Er produzierte nur ein recht schwaches Licht, aber in diesem Moment übernahm der Rabe die Kontrolle, und der Sturz ging in einen kontrollierten Sinkflug über, der auf einem Dachfirst endete.
    Das war …
    Der Rabe musste nicht weitersprechen. Tom atmete tief aus.
    »Knapp«, sagte er. »Sorry.«
    Ist ja noch einmal gut gegangen, antwortete der Vogel überraschend wenig vorwurfsvoll. Das war prima. Mal wieder den Wind unter den Flügeln zu spüren. Sich richtig zu strecken. Der Geist wird viel kleiner, wenn man nicht hin und wieder die Flügel ausbreiten und fliegen kann.
    Tom lag schon eine Antwort darauf auf der Zunge; er verschluckte sie aber. »Ich habe etwas gespürt«, sagte er stattdessen. »Meinen Körper, glaube ich. Da unten irgendwo.« Er wies mit dem Schnabel auf das größte Gebäude der Festung. »Aber tiefer. Viel tiefer. Wie in … einem Keller?«
    Konzentrier du dich, ich bringe uns da rein.
    »Geht das so einfach? Kannst du denn Schlösser knacken?«
    Menschen bauen ihre Häuser immer nur mit dem Gedanken an sich selbst. Du würdest dich wundern, wie einfach es oft für einen geschickten Raben ist, hineinzukommen. Hier ein offenes Fenster, dort ein Kamin ohne Feuer. Du solltest nur beten, dass sie keine pitbullgroßen Wachspinnen haben.
    »So was gibt es?«, fragte Tom entsetzt und stellte sich derartige Wesen vor, die riesige Netze spannen, in denen sich Raben verfingen.
    Nein, das war nur ein Scherz, erwiderte der Rabe, und bevor Tom sich beschweren konnte, rief er: Magie!
    Missmutig tat Tom wie geheißen. Diesmal gelang es ihm besser, sich an seinen Körper zu erinnern, und er spürte schnell, dass sein Leib dort irgendwo war. Vielleicht war es die Nähe, die es einfacher machte, oder sein sehnlicher Wunsch, wieder er selbst zu sein. Jedenfalls spürte er ihn wie ein Licht in der Dunkelheit, nicht ganz sicher, in welcher Entfernung, aber dennoch deutlich.
    Der Rabe bewegte sich, flog, lief; Tom nahm es nur unterbewusst wahr. Auch die Zeit verging wie im Traum.
    Also gut, wohin?
    Tom öffnete die Augen. Sie standen oben an einer Treppe. Es war recht dunkel, also schuf Tom ein kleines Licht, das er die Stufen hinabgleiten ließ. Die Wände bestanden aus dicken Quadern. Ein seltsamer Geruch wehte die Treppe hinauf, nicht muffig, wie er es in alten Gewölben erwartet hätte, sondern merkwürdig scharf und beißend.
    »Wo sind wir?«
    Unter der Festung. Das hier ist der Keller. Da hinten waren ein paar Fackeln, aber sie brannten nicht. Ich glaube, da sind Vorratsräume oder so etwas. Vielleicht könnten wir uns dort noch einen Happen …
    »Weiter runter«, sagte Tom bestimmt und sprang die erste Stufe hinab.
    Vorsichtig hopste er dem Licht

Weitere Kostenlose Bücher