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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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wichtige Gedanken denken und der Lauf von Mond und Sternen davon abhängt, dass wir ungestört bleiben.«
    Matani ahnte nicht, was sie darauf antworten sollte, aber dann sah sie, dass er ihr zuzwinkerte.
    »Wenn du erst einmal so alt bist wie ich, dann hast du Hunderte von Fahrten gemacht, bist tausendmal von Wasserloch zu Wasserloch gezogen, hast den Himmel so oft gesehen, dass du manchmal kaum noch daran denkst, dass er über dir ist.«
    Matani sah zweifelnd nach oben. Vergessen, dass es den ewigen Himmel gibt?
    Wieder lachte der Greis. »Nun frag schon, und zieh meine Worte nicht länger so deutlich in Zweifel.«
    »Verzeih mir, Großvater, ich wollte nicht …«
    »Doch, doch, du wolltest. Es ist das Vorrecht der Jugend, die Rede der Alten für nichts als Gerede zu halten. Mein einziger Trost ist, dass es dir dereinst genauso ergehen wird. Nun frag schon.«
    Sie zögerte trotz der mehrfachen Aufforderung, um sich ihre Frage genau zu überlegen. Atin war der Vater des Vaters ihrer Mutter, also streng genommen ihr Urgroßvater, einer der Ältesten des Stammes. Sein Wort hatte großes Gewicht, und ihr Vater traf keine Entscheidung, ohne vorher mit ihm und den anderen Ältesten gesprochen zu haben. Es hieß, dass die Ahnen mit ihm sprachen, dass er ihre Stimmen, die aus der Erde aufstiegen, im Wind hören konnte.
    »Die Fremden haben nicht weit von hier ein Lager errichtet«, erzählte sie, jedes Wort mit Bedacht wählend. »Es ist groß, und sie haben Hütten aus Holz gebaut und auch einen hohen Turm aus Stein. Ein schlechter Geruch steigt von ihrem Lager auf, und sie haben Lichter unter ihren Willen gezwungen. Das Land um das Lager ist verbrannt, und ich glaube, es kommen noch mehr von ihnen.«
    »Dein Vater hat mir von deinen Entdeckungen berichtet«, erwiderte Atin. Matani schwieg überrascht; sie hatte gedacht, ihr Vater hätte ihrem Bericht keine Bedeutung beigemessen.
    »Es ist kein gutes Zeichen, wenn sie so weit in die Ebenen kommen«, fuhr Atin fort. »Sie bringen nichts Gutes mit sich, und sie unterwerfen sich nicht nur die Erde, sondern auch die Flüsse und alle Kreatur.«
    »Aber ist es dann nicht falsch, wenn wir einfach vor ihnen davonlaufen?«, platzte Matani heraus.
    Lange Zeit bekam sie keine Antwort. Atin sah über die Karawane hinweg auf einen Punkt am Horizont, den vielleicht nur er sehen konnte.
    »Was sollten wir denn deiner Meinung nach tun?«, fragte er schließlich.
    »Sie vertreiben«, erklärte Matani mit Inbrunst. »Uns wehren. Sie daran hindern, das Land zu stehlen und es mit ihren Lichtern und ihrem Feuer zu verderben.«
    »Als sie das erste Mal kamen, vor vielen Sommern, lange bevor es unseren Stamm gab, da haben unsere Ahnen versucht, sie zu vertreiben. Unser Volk war damals viel größer und stärker und hatte eigene Lager aus Stein. Hat dir dein Vater die beiden Sehenden gezeigt?«
    Matani nickte. Sie erinnerte sich an die großen, dunklen Statuen, die mitten im Gräsermeer standen, doppelt so hoch wie ein Mann auf einem Pferd. Sie standen Rücken an Rücken und waren in seltsame Kleidung gehüllt. An einigen Stellen war noch die Farbe zu erkennen, mit der der graue Stein einst bemalt gewesen war, aber jetzt waren sie fast nur noch Fels. Jeder hatte eine Hand zum Gesicht erhoben, als wolle er die Augen vor der grellen Sonne abschirmen. Einer, so hatte es ihr Vater erklärt, sah zum Meer, der andere tief ins Landesinnere. Warum ihr Volk sie dort errichtet hatte, wusste aber auch er nicht.
    »So mächtig waren unsere Ahnen, dass sie solche Zeichen ihrer Stärke errichten konnten. Es nützte ihnen nichts. Die Eroberer kamen mit Waffen. Sie ließen Feuer auf die Steinhäuser regnen und gruben die Erde um. Ihre Tiere waren groß und stark.«
    »Ich kenne die Geschichte, Großvater«, entgegnete Matani missmutig.
    »Wie sollten wir gegen die Fremden bestehen? Wir sind nicht mehr stark. Wir sind nicht mehr viele. Die Stämme des Volkes sind in alle Richtungen des Himmels zerstreut. So, wie es sein soll, denn sind wir nicht wie der Wind? Wenn sie kommen, ziehen wir davon, und sie können uns nicht angreifen, so wenig, wie sie den Wind einfangen könnten.«
    »Wir fliehen. Und weil wir das nicht zugeben wollen, sagen wir, dass wir schlau sind und deshalb dem Wind folgen«, fasste Matani zusammen. Der Blick aus den hellblauen Augen des Alten traf sie tief in ihrer Seele, aber obwohl ihre Worte bitter geklungen hatten, lächelte er.
    »Du bist klug, Matani. Das liegt in der Familie. Ja, wir

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