Smart Magic
hatte.
Während Karo begann, den Rucksack mit Kleidung aus dem klapprigen Gemeinschaftsschrank der Mädchen zu füllen, rieb Tom über seine Hosentasche, in der er das in Küchenpapier eingeschlagene Stück Brot spürte, das er seit gestern mit sich herumtrug. Er war sich nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, Futter für den Raben einzustecken, aber sein Kumpel Marco hatte ihm dazu geraten, und zumindest die unheimliche Nacht im Garten hatte Tom sich nicht eingebildet, so viel stand fest. Sein Handy hatte er inzwischen wiederbekommen, nur die Münze hatte der Alte behalten.
Seitdem war jedoch alles in den gewohnten Bahnen verlaufen. Er war ein paarmal in die Schule gegangen, hatte ansonsten für den Alten gearbeitet und mit Alex abgehangen, der seit der Nacht, in der er mit Enno unterwegs gewesen war, beunruhigend viel Kohle mit sich herumtrug und sich ziemlich spendabel gezeigt hatte.
Es juckte Tom noch immer in den Fingern, sich in einem unbeobachteten Moment in die Zimmer des Alten zu schleichen, um die Münze zu suchen, die er gefunden hatte, schon allein, um sich davon zu überzeugen, dass es sie wirklich gab, aber bislang hatte er sich nicht dazu aufraffen können. Er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was mit ihm passieren würde, wenn er erwischt wurde, und das war ziemlich abschreckend.
»Vielleicht gibt’s ja Raben am See?«
Karos Frage riss Tom aus seinen Gedanken, und er lächelte.
»Kann gut sein.«
»Soll es eigentlich warm werden?«
Tom nickte. Der Wetterbericht auf iGoogle zeigte dreimal hintereinander strahlenden Sonnenschein. Da der Ausflug vom Jugendamt organisiert worden war, hatte der Alte nichts dagegen sagen können, auch wenn ihm das Missfallen ins Gesicht geschrieben stand, wann immer es darum ging. Eigentlich war es sein Plan gewesen, die Feiertagslaune der meist ziemlich unbedarften Berlintouristen auszunutzen und die Jungs den Ku’Damm und die Oranienburger Straße abgrasen zu lassen, aber daraus würde nun nichts werden, da der entscheidende Teil der Kids nicht zu Hause sein würde.
Es war kein richtiger Urlaub, nur eine Fahrt an einen See in der Uckermark, Zelten auf einem Campingplatz, aber für Karo war es das erste Mal, dass sie von hier wegkam, seit der Alte sie aus dem Heim geholt hatte, und ihre Freude wirkte ansteckend. Nicht, dass Tom der Gedanke, ein paar Tage lang alles hinter sich zu lassen, nicht auch gefallen hätte. Es war gut und nach dem Stress eine willkommene Abwechslung.
Während Karo weiterpackte, hing Tom seinen Gedanken nach. Seine Tasche war bereits fertig, und er blieb im Mädchenzimmer, um dem Alten nicht zu begegnen. Bei dessen derzeitiger Laune war es besser, ihm aus dem Weg zu gehen.
Im Geist bastelte Tom an einem Plan, wie er in die Zimmer des Alten schleichen konnte, um nach der Münze zu suchen. Er musste sie gar nicht unbedingt klauen; vielleicht reichte es schon, ein Foto zu machen, damit er mehr über sie herausfinden konnte. Wer auch immer die Gestalt im Garten gewesen war, sie oder einer dieser Raben hatte seinen Namen gerufen, dessen war Tom sich sicher, auch wenn er außer Karo noch niemandem davon erzählt hatte. Sein Freund Gregor hatte vorgeschlagen, eine Ablenkung zu inszenieren, um den Alten aus seinem Bau zu locken, und Tom fand die Idee gut, hatte aber auch das Gefühl, dass er noch an den Details feilen musste.
Als es vor dem Haus hupte, schreckte Tom vom Bett auf und stieß sich den Kopf am Lattenrost über ihm. »Verdammter Mist«, fluchte er und rieb sich die schmerzende Stelle.
Karo sah sich panisch um. »Ich bin noch nicht fertig. Ich brauche noch … Mist!«
»Keine Hektik«, versuchte Tom sie zu beruhigen. »Wir fahren schon nicht ohne dich.«
Ohne auf ihr Seufzen einzugehen, stand er auf. Hinter sich hörte er, wie sie Schubladen aufriss und Schranktüren zuschlug, aber er war schon durch die Tür. Im Flur stand Alex, seinen Seesack auf der einen Schulter, Benjamins Sporttasche in der anderen Hand. Er grinste von einem Ohr zum anderen.
»Du hast ja gute Laune. Doch noch Lust bekommen?«
Alex war ziemlich genervt gewesen, als er von dem Ausflug erfahren hatte, weil er eigentlich Pläne mit Enno gemacht hatte.
»Hauptsache weg«, fasste der Ältere zusammen, was sie wahrscheinlich alle dachten. »Wir treffen uns unten.«
Tom nickte und lief in ihr Zimmer, zog sich seine Kapuzenjacke über und nahm seine eigene Tasche. Er sah sich noch einmal um, ob er auch nichts Wichtiges vergessen hatte, und
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