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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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streicheln. Falls der Alte den Hund als Wachhund oder scharfen Kampfhund angeschafft hatte, war er sicherlich ziemlich enttäuscht. Tyson war trotz seines martialischen Aussehens ein verspieltes Tier, das einem Einbrecher vermutlich eher die Hände abgeleckt, als dass er ihn gebissen hätte.
    Kurz sah Tom den beiden zu, dem treudoofen Pitbull und der alten Frau, dann zog er sich die Kapuze seines Pullis über den Kopf und lief hinaus.
    Die Straßenbahn ratterte durch die Stadt, aber Tom achtete weder auf die Orte, die sie passierte, noch auf die Menschen, die ein- und ausstiegen. Er hielt die Münze in der geballten Faust und konzentrierte sich allein auf sie. So versunken war er in seine eigenen Gedanken, dass er fast seine Haltestelle verpasst hätte. Doch als er sich dem Ziel näherte, konnte er förmlich spüren, wie die Münze in seiner Hand vibrierte, also sprang er auf, sobald ihm auffiel, dass der Wagen stand. Die Türen schlossen sich schon wieder, aber Tom quetschte sich noch hinaus und sah sich um. Erst jetzt bemerkte er, wo er eigentlich war. Haltestelle Hackescher Markt, Berlin Mitte. Nicht gerade seine Gegend, aber auch ein relativ ungefährliches Pflaster. Hier liefen die Reichen und Yuppies rum, und die Polizei passte schon auf, dass den ganzen Ich-mach-was-mit-Medien-Leuten nichts Übles widerfuhr.
    Tom konnte spüren, dass die Münze ihn förmlich drängte weiterzugehen, und er lief los. Er beeilte sich, weil er das Gefühl hatte, dem Drängen nicht widerstehen zu können. Schon bald sah er die Spree und die Brücken, die zur Museumsinsel hinüberführten, zu seiner Rechten die Gleise der Stadtbahn, links die Friedrichsbrücke. Er ging schnell die Straße entlang, bis er zur Brücke kam, und überquerte sie. Außer ihm liefen noch eine ganze Menge Menschen über die Brücke, und mehr als einmal hätte er sich problemlos das eine oder andere Portemonnaie schnappen können, aber im Moment schien es ihm unwichtig zu sein, was der Alte sagen würde, wenn er ohne Kohle nach Hause kam.
    Ein Saxophonspieler in bunten Klamotten spielte irgendeinen Popsong, der Tom vage bekannt vorkam, aber er hastete einfach an ihm vorüber. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Museumsinsel vor ihm.
    Tom wusste, dass er jetzt ganz nahe an seinem Ziel war, als er die Spreeinsel betrat. Ein Stück die Straße runter stand ein großes, alt wirkendes Gebäude, ein richtig fetter Kasten, direkt an einer großen Grünanlage. Während er abbog, um zur Vorderseite des Gebäudes zu kommen, beobachtete Tom die Menschenströme, die sich durch den Park bewegten. Busse parkten in Reih und Glied an der Seite, und vor ihren Türen bildeten sich richtige Menschentrauben. Ein Stück die Straße runter war eine Kirche mit einer großen Kuppel.
    An einer Wegkreuzung entdeckte er ein Hinweisschild. Davor stand ein junges Pärchen, das die Tafel ausgiebig studierte. Tom drängte sich an den beiden vorbei, schaute auf die Tafel und ignorierte die missbilligenden Blicke. Richtig, der große Kasten ist das Alte Museum.
    Das Pärchen verschwand in eine andere Richtung, und Tom sah sich das Museum genauer an. An der Vorderseite gab es jede Menge Säulen und einige Standbilder, die eine breite Treppe flankierten. Auf dem Dach hing eine Fahne schlaff herab. Die meisten Menschen kamen aus dem Museum heraus oder hielten sich im Park auf, der aus abgezirkelten Rasenflächen und geraden Wegen bestand und in dem ein Springbrunnen Wasserfontänen in die Luft schoss.
    Sein Gefühl sagte ihm, dass er sein Ziel erreicht hatte. Ich werd verrückt, der Patrick hatte mit seiner Museumsidee doch recht.
    Schnell lief Tom in den Park und steuerte auf den Eingang des Museums zu. Er sprang die Treppen hinauf und fand sich vor verschlossenen Türen wieder. Außer ihm schien keiner hinein-, sondern alle nur hinauszuwollen.
    Ein rundlicher Mann in Uniform und mit einem freundlichen, breiten Gesicht kam auf Tom zu. Toms erster Reflex war es, Fersengeld zu geben, aber der Typ war kein Polizist, sondern bloß irgendein Museumswächter.
    »Ist schon zu, Junge«, erklärte der Mann jovial, aber Tom sah, dass er wieder skeptisch gemustert wurde. Vermutlich fragt er sich, was einer wie ich in einem Museum will.
    »Oh, schade«, erwiderte Tom zuckersüß und schoss einfach ins Blaue: »Ich wollte mir doch die tollen alten Münzen anschauen.«
    »Dann musst du an einem anderen Tag wiederkommen.«
    »Ja, super, das mach ich. Danke.«
    Während er langsam die Treppe hinabging, ließ

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