Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
Karo an.
    »Das ist gut, richtig gut. Du hast das voll drauf.«
    Karo schaute auf ihre Füße und wurde tatsächlich ein bisschen rot. Das war ein ungewohnter Anblick, aber Tom wusste, dass sie das Zeichnen und Malen sehr ernst nahm. Und es gehörte – neben Fußball – zu den wenigen Sachen, bei denen ihr die Meinung anderer wichtig war.
    Karo grinste und blätterte dann die nächste Seite ihres Zeichenblocks auf. »Ich hab dir noch was gemalt«, sagte sie fast schüchtern. »Einen Raben.«
    Sie riss das untere Blatt heraus und reichte es Tom. Darauf war ein lebensecht wirkender Rabe zu sehen, dessen Gefieder blauschwarz schimmerte.
    »Krass«, murmelte Tom überrascht. »Genau so sieht er aus.«
    »Wofür willst du das Bild von der Münze eigentlich haben?«, wollte Karo wissen. Tom vermutete, dass sie das Gespräch von ihren Malkünsten ablenken wollte; Lob war ihr oft nicht geheuer. Kein Wunder. Den Alten interessiert es einen Dreck, ob wir noch was anderes können, als Leute zu bestehlen. Und Karos Lehrer wissen vermutlich auch nichts davon, was sie in ihrer Freizeit so macht.
    Wenn man nie für etwas gelobt wurde, war es ziemlich schwierig, ein Kompliment zu akzeptieren. Das wusste Tom aus Erfahrung.
    »Ich dachte, wenn ich mehr über das Ding rausfinden will, ist es gut, wenn ich ein Bild habe. Ich will die Münze nicht rumzeigen müssen.« Tom machte eine Pause und räusperte sich. Es war schwer zu erklären, warum er über das Original lieber nicht viele Worte verlieren wollte und die Münze am liebsten niemandem sonst ge zeigt hätte. Es war ein Gefühl, eine Intuition, dass es so richtig war, aber er wusste selbst, dass sich das für die Ohren anderer Leute ziemlich bescheuert anhören musste.
    »Ich glaube nämlich, dass die Münze alt ist und bestimmt wertvoll«, fuhr er schließlich fort. »Ich will nicht, dass einer denkt, dass ich sie geklaut habe. Und bei einem Foto würden sie sich fragen, wo ich das gemacht habe. Ich will keinen Ärger deswegen haben, weißt du? Aber so eine Zeichnung, die ist super, da kann ich immer sagen, dass es nur ein Bild ist. Und das Bild ist echt topp, allemal so gut wie ein Foto.«
    »Ja, schon klar.« Karo senkte den Blick und fügte leiser hinzu: »Danke.«
    Er beugte sich zu ihr hinüber und verwuschelte ihr die Haare, was sie hasste. Ein empörter Aufschrei und ein ziemlich schmerzhafter Schlag gegen seine Schulter waren die vorhersehbare Folge.
    »Au! Du solltest mit dem Kicken aufhören und Profiboxerin werden«, empfahl Tom, als er sich die Schulter rieb.
    »Pah, um mit so ’nem Weichei wie dir fertigzuwerden, braucht man ja wohl kein Profiboxer zu sein!«
    »Weichei? Hey, danke schön!« Tom setzte eine übertrieben empörte Miene auf, faltete die beiden Bilder zusammen und schob sie unter die Schublade des Schreibtisches. Da waren sie zumindest für den Augenblick sicher. »Du darfst niemandem davon erzählen, klar? Niemandem, auch nicht Benny oder so.«
    »Das hast du schon gesagt.« Sie verdrehte die Augen. »Ich bin doch nicht blöde. Als wenn ich das verraten würde.«
    »Gut.«
    »Ich muss los. Morgen schreiben wir ’ne Mathearbeit, und ich muss noch lernen.«
    »Streberin«, verabschiedete er sie mit einer halbherzigen Beleidigung, und sie sagte nichts dagegen, sondern streckte ihm lediglich die Zunge heraus, ehe sie den Raum verließ.
    Tom blieb allein in seinem Zimmer zurück und legte sich aufs Bett. Bisher hatte sein Ausflug in die Räume des Alten keine Konsequenzen gehabt, was ihn selbst ziemlich überraschte. Wenn er darüber nachdachte, gab es eine Menge guter Gründe, warum der Alte inzwischen bemerkt haben musste, was Tom in seiner Abwesenheit getan hatte.
    Bei jedem Essen, bei jedem Zusammentreffen unten erwartete Tom, dass der Alte ihm den Diebstahl vorwerfen würde, aber bisher war alles ruhig geblieben. In gewisser Weise war die nagende Ungewissheit schlimmer, als erwischt zu werden. Dieses Gefühl, ständig unter Strom zu stehen, das schlechte Gewissen. Obwohl ich mir ja eigentlich nur zurückgeholt habe, was er mir abgenommen hat!
    Aber so einfach war das nicht. Trotz allem fühlte Tom sich mies, weil er es gewohnt war, in den Augen des Alten die Schuld zu tragen. Woran auch immer.
    Er warf einen Blick zur Tür und vergewisserte sich, dass sie geschlossen war, dann holte er seine Schuhe unter dem Bett hervor und griff hinein. Die Münze steckte zwischen Innenfutter und Sohle, gut versteckt. Die Idee dahinter war simpel gewesen: Es wird

Weitere Kostenlose Bücher