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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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gekommen, da fuhr eine Wind böe in den Dunst, und der unnatürliche Nebel lichtete sich. Plötzlich war die Sicht auf den Hof zwischen den Hallen frei. Tom sah die Menschen, die dort umherrannten oder miteinander kämpften. Und in ihrer Mitte, umgeben von einem riesigen Wirbel aus Staub und Schutt, einen dunkelhaarigen Mann auf einem gewaltigen schwarzen Pferd. Ein dunkelrotes Leuchten flackerte über seine Rüstung, deren eigentümliche Verzierungen wie Augen und Münder aussahen. Nein, Augen und Münder waren, ganze Gesichter, schmerzverzerrt, Fratzen voller Leid und Angst. Und sie flüsterten. Tom konnte es hören, das Betteln aus Dutzenden von körperlosen Kehlen. Das unwirkliche Licht wirkte wie Blut auf dem Panzer des Mannes. Der ganze Leib des Kriegers war in diese Rüstung aus schwarzem Metall gehüllt, das eine böse Kraft ausstrahlte, die Tom den Atem nahm. Nur der bleiche Kopf des Mannes war frei, und er sah sich mit vor Wut verzogener Miene um.
    Vor Grauen wie gelähmt, taumelte Tom zwei Schritte zurück.
    Das Pferd des Mannes bäumte sich auf, und er hob einen Kriegshammer mit einem bösartigen Dorn an der Spitze über den Kopf. »Findet sie alle!« Seine Worte donnerten Tom durch Mark und Bein. »Niemand wird entkommen!«
    Eine riesige schwarze Raubkatze richtete sich neben dem Pferd auf und ließ ein Brüllen vernehmen, als wollte sie die Befehle des Mannes bestätigen.
    Flieh!, erklang eine Stimme in Toms Kopf. Er hätte wohl an seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit gezweifelt, wäre ihm die Stimme nicht seltsam vertraut erschienen. So aber kam er der Aufforderung unverzüglich nach.
    Langsam schlich er rückwärts davon, unfähig, die Augen von dem schwarzen Krieger zu nehmen, dessen Rüstung zu leben schien. Tom war regelrecht froh, als der Staub wieder um ihn wehte und ihn verbarg. Erst als er sich sicher war, dass niemand ihn verfolgte, wagte er es, sich umzudrehen und zu rennen. Er stürmte die Wand des Gebäudes entlang, hielt an der Ecke inne und sah sich vorsichtig um. Keine Reiter zu sehen, keine Krieger, keine Dämonenfratzen.
    Er lief über die freie Fläche und duckte sich dann in das, was er zuerst für ein Feld gehalten hatte, was sich aber nun als langblättriges Gras erwies, das ihm fast bis zu den Schultern reichte. Einen Herzschlag lang zögerte er, tiefer in das dichte Gras vorzudringen, aber die furchtbaren Schreie, die hinter ihm erklangen, trieben ihn weiter.
    Die Blätter des Grases waren scharfkantig und steif, und schnell hatte Tom Schnitte an den Händen, weil er sich mit den Armen einen Weg bahnen musste. Als er den seltsamen Lichtschein des Kampfschauplatzes verließ, breitete sich sofort Dunkelheit um ihn aus. Der nächtliche Himmel spendete nur wenig Licht, gerade genug, um die nähere Umgebung zu sehen. Tom blickte nach oben. Es war eine klare Nacht, und am Firmament funkelten mehr Sterne, als er je zuvor gesehen hatte. Der Anblick war grandios und das Erste an diesem merkwürdigen Ort, was nicht Furcht einflößend oder bedrohlich wirkte.
    Allmählich beruhigte sich Toms Herzschlag, und eine bleierne Erschöpfung machte sich in seinen Gliedern breit. Die Angst, die ihn die ganze Zeit im Griff gehabt hatte, schwand, und endlich konnte er wieder klar denken.
    Langsam machte er sich die Situation bewusst. Er hatte keine Ahnung, wo er war und was mit ihm geschehen war. Die Ereignisse waren jenseits von allem, was er begreifen konnte. Aber eines war sicher: Er musste weg von diesem Gelände, diesen Gebäuden, musste Distanz zwischen sich und die grausamen Krieger bringen.
    Danach musste er weiterplanen, aber jetzt ging es erst mal nur darum, zu überleben. Denn dass der Mann mit der lebenden Rüstung eine tödliche Gefahr darstellte, wusste er so sicher wie seinen Namen.
    »Du bist so laut wie ein Begrah«, flüsterte es nicht weit von ihm.
    Tom fuhr herum, konnte aber nichts sehen. »Wer ist da?«
    »Sei leise«, zischte die Stimme. Die Stimme einer Frau. »Sie schicken Jäger, die werden uns verfolgen. Du musst leise sein und dich geschickt anstellen. Sonst werden sie dich fangen und zurückbringen.«
    Obwohl die Stimme das »zurück« nicht näher beschrieb, wusste Tom auch so, dass er das nicht wollte. Egal, was sonst geschah, er wollte nicht zurück an diesen Ort.
    »Wer bist du?«, fragte er, diesmal deutlich leiser, während er in das dichte Gras starrte und etwas zu erkennen versuchte. Einen Moment später teilten sich die Gräser vor seinen Augen und gaben den

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