Smart Magic
seltsames, alles überstrahlendes, pulsierendes Leuchten. Das Licht durchdrang seinen Körper, floss in Wellen durch ihn hindurch. Es berührte seine Seele, und Tom konnte spüren, wie sie sich für das warme Licht öffnete. Er hatte keine Angst, in diesen Strom zu fallen und von ihm mitgerissen zu werden, obwohl seine Sinne ihm sagten, dass er in die Tiefe stürzte, und ein Teil seines Verstandes wollte, dass er Angst hatte. Es war das Licht, das ihm die Furcht nahm.
Dann wurde das Pulsieren schneller, und Tom glaubte, erneut einen Strudel wahrzunehmen, der ihn verschlang.
Tom hätte nicht sagen können, wie lange er fiel; Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Er erinnerte sich an sein Leben, sah kleinste Details aus seiner Kindheit in unglaublicher Klarheit vor sich, und die Farben all dieser Bilder waren so intensiv, dass sie vor seinem inneren Auge zu leuchten schienen. Vielleicht fühlt es sich so an, wenn man stirbt, dachte er ohne Sorge. Vielleicht ist es einfach vorbei mit mir, und jetzt sehe ich mein Leben an mir vorüberziehen?
Unvermittelt verschwand das Licht und ließ Tom in Dunkelheit zurück. Seine Füße berührten etwas, und ehe er sich’s versah, stolperte er und fiel der Länge nach hin. Es war klar, dass er sich nun wieder auf festem Boden befand.
Um ihn herum schien absolutes Chaos zu herrschen. Er hörte laute Schläge, ein dumpfes Wummern und Schreie in allen Tonlagen. Irgendetwas brüllte wie ein großes Tier. Tom riss die Augen auf, aber in seinem Blickfeld tanzten nur bunte Lichter, die ihm die Sicht nahmen. Es roch erdig, mit einem scharfen Unterton, wie Ozon. Der Boden unter ihm vibrierte und ließ seinen Körper von Zeit zu Zeit erbeben. Eine leise Angst beschlich ihn.
»Hallo?« Seine Stimme verlor sich in dem fürchterlichen Lärm. Er setzte sich auf und rieb sich die Augen. Ein Windhauch fuhr über sein Gesicht, als ob etwas ganz nah an ihm vorbeigelaufen wäre, und er zuckte zurück und öffnete erschrocken die Augen. Auch wenn ihn das Licht nun schmerzhaft blendete, konnte er doch zumindest wieder Umrisse erkennen.
Menschliche Gestalten liefen umher, und bunte, unwirkliche Lichtflecken rasten zwischen ihnen durch die Luft. Tom glaubte, große Gebäude zu erkennen, zwischen denen er sich befand. Über ihm war ein dunkler Nachthimmel. Was ist hier los? Wo bin ich?
Vorsichtig kam er auf die Füße und blickte sich genauer um. Er stand zwischen zwei länglichen Gebäuden, so groß wie Lagerhallen, von denen es insgesamt vier gab, die um einen zentralen Turm angesiedelt waren. Bunte Lichter wanderten diesen Turm empor, und auch aus den Hallen drang Licht in verschiedenen Farben. Doch er konnte die ses wundersame Schauspiel nicht länger beobachten, denn als er registrierte, was sonst um ihn herum geschah, gefror ihm das Blut in den Adern.
Er sah Männer und Frauen, die vor schwarzen Gestalten davonliefen. Kaum ein Dutzend Meter von ihm entfernt rannte ein Mann geduckt an der Wand einer der Hallen entlang, als ihn ein großer, gerüsteter Krieger erreichte. Tom sah, wie der Krieger sein Schwert hoch in die Luft reckte, dann raste es auf den Laufenden herab.
Tom blieb beinahe das Herz stehen. »Was …«, hauchte er entsetzt.
Ein dumpfer Schlag fuhr durch den Boden und ließ ihm die Knie weich werden. Ein ohrenbetäubendes Ächzen ertönte, und der Turm erzitterte in seinen Grundfesten. Steine bröckelten aus der Flanke, fielen mit lautem Knall zu Boden, und Staub rieselte herab. Menschen schrien in Panik auf, als sich der Turm zur Seite neigte, noch einen Moment verharrte und dann umstürzte.
Die Druckwelle des Aufschlags wehte Tom Staub ins Gesicht, und er musste husten. Explosionen blühten wie Feuerblumen im Staubnebel auf, die bunten Lichter zersprangen in Tausende Funken. Der Staub legte sich auf Toms Zunge, drang ihm in Nase und Mund. Es war ein unangenehmer Geschmack, erdig und gleichzeitig scharf. Tom bekam keine Luft mehr, hustete weiter und versuchte, sich den Staub aus den brennenden Augen zu reiben.
Ich muss hier weg, erkannte er mit einem Mal. Das war der einzig klare Gedanke, den er zu fassen vermochte, und dann rannte er auch schon los, als hätten seine Beine nur auf den Befehl gewartet. Das Donnern in der Erde hörte nicht auf, und immer wieder wurde alles von Stößen ins Wanken gebracht. Der Staub nahm Tom die Sicht, und der Lärm war ohrenbetäubend. Tom tastete sich an der Wand einer der Hallen entlang, fühlte raues Holz unter seinen Fingern, zog sich Splitter
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