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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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jemanden, der noch nie geritten war.
    »Wie kann es sein, dass du keine Pferde kennst? Lauft ihr nur auf euren eigenen Füßen?«
    »Nein.« Tom kam vorsichtig näher. Obwohl der Hengst recht klein war, hatte Tom anscheinend großen Respekt vor dem Tier. »Wir fahren StraBa oder mit dem Auto. Manchmal fliegen wir auch.«
    »Fliegen? Du versuchst, mir eine Mähre zu verkaufen, oder?«
    »Eine was?«
    Verwirrt rieb sich Tom die Stirn, während Matani die Zügel des Hengstes packte und leise auf ihn einredete.
    »Ein schlechtes Pferd? Du willst mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein, wir fliegen wirklich. Also, ich bin noch nie geflogen, aber es gibt Flugzeuge und eine Menge Leute, die sie benutzen.«
    Er musste ihren verständnislosen Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er breitete die Arme weit aus und erklärte. »Künstliche Vögel? Groß, riesig sogar, da passen Hunderte von Menschen rein. Und die sind schnell, manche schneller als der Schall.«
    Unsicher, ob er sie nicht doch zum Narren hielt, streichelte Matani dem Hengst über den Hals und sah Tom forschend an.
    »Zuerst gab es nur Flugzeuge mit Propeller, aber jetzt haben sie Düsen. Die fliegen hoch, Kilometer über dem Boden. Menschen reisen damit, aber es gibt auch welche für den Krieg.«
    »Das klingt aufregend«, erwiderte Matani vorsichtig. »So schnell und so hoch … ist das nicht gefährlich?«
    »Nicht gefährlicher als der Straßenverkehr, heißt es immer. Aber wie gesagt, ich bin noch gar nicht geflogen. Das ist ziemlich teuer, und wohin hätte ich fliegen sollen? Bei uns gab es das nicht. Wir hatten nicht mal ein Auto. Wir sind Straßenbahn gefahren.«
    »Und jetzt musst du reiten«, erklärte Matani und sah ihn auffordernd an.
    Tom seufzte, schob aber seinen Fuß wieder in den Steigbügel, packte die Mähne und hielt kurz inne. Dann atmete er tief ein und schwang sein freies Bein hoch, wobei er das Knie des anderen gegen den Sattel drückte, ganz wie Matani es ihm gezeigt hatte. Bei einem der großen Pferde der Magatai wäre er vielleicht nicht in den Sattel gekommen, aber bei dem kleinen Steppenhengst funktionierte es, obwohl Tom keine Übung darin hatte.
    »Sehr gut«, lobte Matani und reichte Tom die Zügel.
    Der saß mit geradem Rücken im Sattel und sah starr geradeaus. »Und jetzt?«
    »Jetzt musst du reiten. Bei uns lernen das schon die kleinen Kinder, so schwer ist es also nicht. Ich war drei Sommer alt, als ich das erste Mal einfach so geritten bin.«
    »Was, drei Jahre? Das ist ein Joke, oder?«
    »Ein was?«
    »Ein Witz.«
    »Nein. Du musst ihm zeigen, wohin du willst. Gib ihm ein wenig Zügel, dann geht er schon los. Der Bauch drückt gegen deine Beine, immer schön auf der Seite ein wenig mit dem Bein dagegen drücken, dann läuft er schneller. Und dann schau in die Richtung, in die du willst. Du musst dein Gewicht in die Richtung verlagern, aber nicht zu sehr.«
    Sie hatte ihm das alles schon vorher ausführlich erklärt und ihm selbst gezeigt, wie man richtig ritt. Ihre Worte waren nur dazu gedacht, ihn abzulenken und ihm die Angst zu nehmen. Matani konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie es war, nicht reiten zu können. Aber seine weißen Knöchel und angespannten Züge sprachen eine deutliche Sprache.
    Der Hengst setzte sich langsam in Bewegung. Tom gab sich sichtlich Mühe, ihn zu kontrollieren, aber er trottete nur sehr langsam geradeaus und hielt nach wenigen Schritten wieder an.
    »Whoa«, entfuhr es Tom. »Das war schnell.«
    Einen Moment lang glaubte Matani, dass er scherzte, ehe ihr klar wurde, dass er es ernst meinte. Beinahe hätte sie wieder gelacht, doch sie wollte ihn nicht entmutigen und rief deshalb: »Sehr gut! Du bist geritten.«
    Er drehte sich zu ihr um und grinste. Der Hengst nahm die Gewichtsverlagerung als Befehl auf und setzte sich wieder in Bewegung. Tom erschrak, wandte sich hektisch nach vorn, schwankte gefährlich im Sattel, konnte sich aber mit beiden Händen in der Mähne festkrallen und blieb vornübergebeugt sitzen, bis das Pferd wieder ruhig dastand.
    »Nicht vergessen, er ist ein Tier mit einem eigenen Willen. Er wird versuchen, das zu tun, was du willst, aber wenn er dich nicht versteht, kann er das nicht.«
    Diesmal sah Tom nicht zu ihr, als er antwortete: »Klar.«
    Langsam ging Matani zu Pferd und Reiter hinüber und klopfte dem Hengst lobend den Hals. Sie pfiff laut, und Vachir kam zu ihr getrottet. Ihr Stamm hatte die Stute im Gräsermeer gefunden, als er nach Matani gesucht hatte. Die

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