Smart Magic
Seite der geteilten Welt noch Magie?«
Tom pfiff leise durch die Zähne. »Es gibt Geschichten«, erklärte er. »Über Magie, meine ich. Und auch über Trolle und Elfen. Aber es gibt sie nicht wirklich. Oder vielmehr glaubt niemand daran, dass es sie wirklich gibt«, korrigierte er sich rasch, als er an Resk dachte.
Der Alte nickte, und Matanis Vater warf seiner Tochter einen »Ich hab’s dir ja gesagt«-Blick zu.
»Irgendwann damals hat ein Teil der Menschen begonnen, sich nicht länger auf die Magie zu verlassen. Sie erfanden Werkzeuge und bauten seltsame Gerätschaften, die schließlich allen Zauber ersetzen sollten. Doch dadurch, dass die Magie aus ihrer Welt verschwand, entstand auch eine Grenze zwischen den Völkern. Im Laufe der Zeit wurde diese Grenze, die uns trennte, immer ausgeprägter. Und irgendwann konnte sie nicht mehr überwunden werden, und die Welt war für immer geteilt. Und auch Trolle und Elfen sind Kreaturen, denen die Technik der Menschen fremd ist und immer bleiben wird und die sich deshalb aus diesem Teil der Welt zurückgezogen haben.«
Tom blickte in die Runde.
Obwohl am Feuer noch mehr als ein Dutzend Männer und Frauen aus Matanis Stamm saßen, sagte niemand etwas, nicht einmal der Hüne, der ganz offensichtlich ansonsten der Anführer war.
Wenn das so ist, erklärt das zumindest, warum mir vieles in dieser Welt so vertraut erscheint. Und warum es hier Trolle und Elfen und Ähnliches gibt und auf unserer Seite nur Bilder und Geschichten von diesen eigenartigen Wesen.
Er dachte an die Statuen und Reliefs, die er mal bei einem Schulausflug im Pergamon-Museum gesehen hatte. »Früher haben sich die Menschen auf meiner Seite noch besser daran erinnert, dass es mal all die Wesen gab, die nur noch auf eurer Seite leben, oder nicht?«
Atin lächelte wieder. Dann streichelte er Matani über den Kopf. »Er ist kein Dummkopf, mein Kind, nicht wahr?«, sagte er so, als ob Tom gar nicht da wäre.
Matani stand vom Feuer auf. »Also wirklich, Großvater!«, sagte sie zu dem alten Mann, aber Tom hörte ihrer Stimme an, dass sie es nicht böse meinte.
»Ich weiß nichts oder nur wenig über deine Seite der Welt, Tom«, fuhr Atin fort. »Und was mir meine Enkeltochter erzählt hat, verstehe ich kaum. Aber es muss natürlich eine Zeit gegeben haben, zu der man bei euch über Trolle und Elfen, Sphinxen und Greifen gesprochen hat, über die Magie der Erde und des Wassers. Eine Zeit, zu der all das keine Fabeln, sondern Erinnerungen waren.«
Im Feuer knackte es, und Tom sah wieder in die Flammen. Funken stoben empor, tanzende Lichtpunkte, wie wandernde Sterne. Ganz weit entfernt am Horizont war die Sonne bereits zu ahnen. »Aber wenn die Grenze zwischen den beiden Teilen der Welt mittlerweile so stark ist, dass niemand sie überqueren kann, was mache ich dann hier?«, fragte er.
»Das ist genau die Frage, nicht wahr? Noch lange Zeit nachdem die Welt schon entzweit war, gab es einzelne Männer und Frauen, die trotzdem von einer Seite auf die andere wechseln konnten. Diese Jogashi verfügten über starke Magie, aber sie beherrschten auch die Technik, die deine Seite der Welt beherrscht.«
»Nur wenn man beide Seiten versteht, kann man auch auf beiden leben«, fügte Matanis Vater hinzu. »Es gab schon sehr lange keinen Jogashi mehr. Die beiden Seiten müssen heute zu verschieden sein, um es zu erlauben, die Grenze zu überqueren. Du, Tom, bist der erste Weltenwechsler seit mehr als tausend Jahren.«
Das Gewicht der Worte senkte sich förmlich auf Tom herab. »Wirklich?«, fragte er Atin und kam sich selbst dumm dabei vor.
Der Alte zeigte wieder sein zahnloses Grinsen. »Ja, wirklich.«
Geschichten von alten Zeiten
Geschichten von alten Zeiten
Da Tom sich zunächst nicht rührte, machte Matani sich bereits Sorgen, aber als er sich stöhnend aufsetzte, konnte sie ein Lachen nicht mehr unterdrücken.
Er sah sie finster an und klopfte sich mit flachen Händen den Staub aus der Kleidung. »Nicht witzig«, murmelte er.
Mit Mühe zwang sich Matani, wenigstens wieder halbwegs ernst zu werden.
Tom erhob sich und streckte den Rücken. Ein deutliches Knacken war zu hören. »Ganz und gar nicht witzig.«
»Jeder fällt mal aus dem Sattel. Das wird dich lehren, oben bleiben zu wollen«, stellte sie fest und ging langsam auf den jungen Hengst zu, der wenige Schritte neben Tom stehen geblieben war und ihn nervös beäugte. Eigentlich war es ein sehr ruhiges und geduldiges Tier, das perfekte Pferd für
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