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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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ziehen. Er ist ein Eidbrecher, und niemand traut mehr seinem Wort, aber … ich weiß auch nicht. Sie hätten ihn damals bestrafen sollen. Nur wie? Ein Anführer beugt sein Knie vor niemandem, außer vor einem Königsnachfahren.«
    »Vielleicht wollte er an deren Stelle treten? König werden?«
    »Niemand hätte ihn akzeptiert, und er hat es nie versucht.«
    Sie schwiegen und blickten in die tanzenden Flammen. Funken stoben auf. Mit einem Ohr kehrte Tom wieder zu der Diskussion der Stammesmitglieder zurück, aber er merkte rasch, dass sie noch immer über den geplanten Abbau des Lagers redeten.
    Dafür, dass sie hier Begrah-Mist verbrennen, riecht es gar nicht so schlimm, wie ich erwartet hätte, dachte er. Doch das lag vermutlich nur daran, dass sich seine Nase langsam an die unsäglichen Hygienebedingungen gewöhnt hatte, die im Lager herrschten. Er selbst wusch sich zwar noch, aber das war kein Vergleich zum Duschen daheim, und er war den ganzen Tag auf den Beinen.
    Tom sah an sich herab und hätte beinahe gekichert. Seine Klamotten waren eine seltsame Mischung aus den Sachen, die der Stamm ihm gegeben hatte, und seinen eigenen. Die Jeans war noch in Ordnung, auch wenn sie deutliche Spuren der letzten Wochen zeigte. Die dunklen Sneaker hatten die Anstrengungen noch am besten überstanden. Dafür hatte er sein T-Shirt aufgegeben und nun bloß ein leichtes Lederhemd an, das erstaunlich dünn und weich war. Solange es so warm blieb, brauchte er sonst nichts, weswegen er die dünne Jacke und sein eigenes Hemd im Zelt ließ, ebenso wie die wenigen anderen Besitztümer, die er mit hierhergebracht hatte. Manchmal hörte er abends vorm Einschlafen noch ein bisschen Musik, aber er wusste, dass der Player bald keinen Saft mehr haben würde, und wenn er den Sound seiner Lieblingsbands in den Ohren hatte, fühlte er sich in dem Schlafzelt fremder als je zuvor.
    Als er aus seinen eigenbrötlerischen Gedanken zurückkehrte, war am Feuer Stille eingetreten. Er sah sich um. Für sie ist es auch nicht leicht, dachte er. Ich schätze, sie finden mich genauso gewöhnungsbedürftig wie ich sie. Und obwohl ich ein Fremder bin, haben sie alles, was sie haben, mit mir geteilt. Tom sah Matani fragend an, und als sie ihm zunickte, stand er auf und räusperte sich.
    »Ich möchte mich bei euch für eure Gastfreundschaft bedanken. Ihr habt mich aufgenommen und mich beschützt. Es ist mir eine Ehre, euer Gast zu sein.« Die letzte Formel hatte er von Matani gelernt.
    Einige der Stammesmitglieder murmelten zustimmend, andere nickten ihm zu.
    »Aber ich denke, es ist an der Zeit für mich, wieder aufzubrechen.« Jetzt sahen ihn alle an. Tom schluckte, als die sorgsam überlegten Worte plötzlich wie weggewischt waren. »Ich möchte euch nicht länger in Gefahr bringen. Und ich will zurück nach Hause.«
    »Und wie willst du das anstellen?«, erkundigte sich Atin, der bisher meist geschwiegen hatte.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Tom. »Aber ich muss es herausfinden.«
    »Die Magatai haben ihn hierhergeholt. Dann müssen sie doch auch wissen, wie er wieder zurückkehren kann«, sagte Maora.
    »Die Magatai können wir aber schlecht fragen, oder?«, warf der junge Jäger ein.
    »Wir können zum Lager der Magatai gehen. Es ist zerstört, aber dort wird es sicherlich etwas geben, was uns mehr über den Weg des Jagoshi verrät«, mischte sich Matani ein. »Wir können ihre Magie erforschen und Tom einen Weg zurück suchen.«
    »Es gibt einen Grund, warum er hier ist«, ergriff Atin wieder das Wort. »Es ist sein Schicksal.«
    »Was für ein Schicksal soll das sein? Ich bin nur ein einfacher Teenager aus Berlin. Ich habe von eurer Seite der Welt keine Ahnung. Was also soll ich hier schon groß machen?«
    »Dennoch bist du der Erste seit langer Zeit, der den Schleier der geteilten Welt überwunden hat. Dies geschieht nicht einfach so. Dein Platz ist hier.«
    Tom wollte etwas erwidern, aber es fiel ihm nichts ein, was nicht respektlos gegenüber dem Alten gewesen wäre. Schicksal, so ein Mist! Noch ehe er eine höflichere Antwort finden konnte, wurde ihre Diskussion jäh unterbrochen.
    »Reiter!«, rief eine Stimme jenseits des Lichtkreises. »Reiter in der Dunkelheit!«
    Sofort sprangen alle auf. Von einer Sekunde auf die andere war das ganze Lager in Aufruhr.
    »Wo?«, fragte Beram zurück, und seine Stimme übertönte die Rufe der anderen.
    Eine junge Frau kam ans Feuer. Ihre Augen waren aufgerissen, und sie deutete über ihre Schulter. »Da.

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