Smokeheads: Vier Freunde. Jede Menge Whisky. Ein höllisches Wochenende. Roman (German Edition)
hinüber und steckten ihre diversen Habseligkeiten wieder ein. Dann zogen Molly und Roddy nacheinander die Korken aus den Hogsheads und Butts und kippten sie um. Schwarzgebrannter Schnaps gluckerte heraus und spritzte über den ganzen Boden. Sie rollten die Fässer herum und verteilten die sprudelnde Flüssigkeit, die sich in Pfützen gesammelt hatte. Die Luft war von beißenden Alkoholdämpfen erfüllt.
Adam ging zu Luke hinüber. Er rieb sich mit den Händen übers Gesicht und hoffte, dass das Bild vor ihm verschwand, aber als er die Augen öffnete, lag Luke noch immer da.
»Scheiß drauf«, sagte er leise, packte Luke an den Knöcheln und versuchte die Leiche über den Boden zu ziehen. Das stellte sich als enorm schwierig und anstrengend heraus. Leichen waren verdammt schwer. Alle paar Schritte musste er stehenbleiben, um zu verschnaufen, und er spürte seine schmerzenden Muskeln und gedehnten Sehnen. Stück für Stück zerrte er Luke weiter über den Fußboden, auf dem er eine schmierige Blutspur hinterließ, die sich durch die immer größer werdenden Whiskypfützen zog.
Am Eingang schüttelte Molly ein kleines Fass mit Schwarzgebranntem über das Tor und die Erde davor aus.
»Ich will dich ja nicht beunruhigen«, keuchte Adam, »aber das wird eine Schweinearbeit, Luke zum Unfallort zu tragen. Ich kriege ihn so schon kaum vom Fleck.«
Molly packte Luke am Fußgelenk und zerrte daran, doch sein Körper bewegte sich nur ein paar Zentimeter.
»Ich verstehe, was du meinst.« Sie schaute hinaus. »Aber wir müssen ihn hier herausschaffen, und wir dürfen keine Blutspuren im Schnee hinterlassen. Nimm ihn an den Armen. Wir tragen ihn zusammen den Weg hinauf, dort, wo die Autoreifen den Schnee flachgedrückt haben. Dort hinterlassen wir keine Fußspuren. Dann biegen wir scharf nach rechts ab und gehen hinter die Felsblöcke dort drüben.«
Mit vereinten Kräften hoben sie Luke auf und staksten und stolperten in der Reifenspur nach oben. Es war eine Knochenarbeit, und zweimal bekamen sie gerade noch eines seiner Beine zu fassen, bevor er in den Schnee fiel. Sie hielten sich so weit wie möglich in der Spur, bis die Scheune ein gutes Stück entfernt war, dann kämpften sie sich noch zweihundert Meter weiter zu einer Gruppe von Felsblöcken. Ächzend und stöhnend legten sie die Leiche dahinter ab und verschnauften. Luke lag in einer Schneeverwehung, und im fahlen Mondlicht sah sein blasses Gesicht so friedlich aus. Adam stiegen die Tränen in die Augen, und er wischte sie fort.
»Wir können ihn niemals den ganzen Weg bis zum Audi tragen«, sagte Adam.
»Du hast recht.«
Adam betrachtete sie im Mondlicht: Ihre Augen waren klar, ihr Gesicht leuchtete. Ihr Atem waberte um ihre Köpfe.
»Und was jetzt?«
»Ich habe eine Idee. Lass mich nur machen. Erst einmal zünden wir den Schuppen an.«
Sie gingen über die Reifenspur zurück. In der Scheune rollte jeder von ihnen ein volles Fass ins Freie und um das Gebäude herum. Sie ließen Whisky aus den offenen Spundlöchern über die Wände spritzen.
Als sie fertig waren, rollte Molly ihr leeres Fass wieder in die Brennerei und kam mit Roddy heraus. Adam wollte sein Fass ebenfalls hineinbugsieren, aber Molly hielt ihn zurück. Sie ging in die Scheune und kam mit der Lötlampe und dem Zimmermannshammer wieder heraus. Sie steckte die Hammerklaue in das Spundloch des leeren Fasses und rüttelte so lange daran, bis das Holz splitterte und der ganze Deckel sich knirschend vom Fass löste. Sie warf den Deckel und den Hammer durchs offene Tor in die Scheune und nahm die Lötlampe wieder in die Hand.
Roddy war verwirrt: »Wozu brauchen wir ein leeres Fass?«
»Das wirst du schon sehen«, sagte Molly.
Adam begriff, was ihr vorschwebte, und schüttelte fassungslos den Kopf.
Sie lächelte ihn an. »Es wird funktionieren. Vertrau mir.«
»Was wird funktionieren?«, fragte Roddy.
»Vergiss es«, sagte Molly und hielt die Lötlampe hoch. »Wer will die Kerzen anzünden?«
Beide zuckten die Achseln, und so entfachte sie die Lötlampe, trat vor und richtete sie am Eingang auf die Erde. Augenblicklich standen die Tore in Brand, und Flammenzungen leckten himmelwärts. Alle traten ein paar Schritte zurück. Das Feuer breitete sich schnell über die Eichenwände der Scheune und auf der Innenseite des Tores aus; sie konnten schon die Hitze spüren, die herausströmte. Molly drehte sich einen Augenblick zu ihnen um und warf dann die Lötlampe in hohem Bogen in die Scheune, wo sie
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