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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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einordnen soll. Auch wenn Frau Ferdinand ihr schon bei der ersten Sitzung sagte, dass Schuldgefühle bei Hinterbliebenen
     ganz normal und dennoch vollkommen unberechtigt seien, so liegt der Fall hier doch etwas anders, befürchtet sie.
    Vielleicht hat sie, zumindest unbewusst, Ben wirklich zu sehr unter Druck gesetzt mit all ihren Wünschen und Vorstellungen,
     die er einfach nicht enttäuschen wollte. Immer wieder hat sie gestichelt und ihn mehr oder weniger deutlich mit der Nase drauf
     gestoßen, dass er endlich mit seinem Studium vorankommen müsse, wenn er einen ordentlichen Job haben wolle. Im Vordergrund
     stand dabei natürlich, dass sie ihm nur das Beste, also auch Erfolg im Berufsleben wünschte. Aber letztlich verbarg sich dahinter
     doch auch eine gehörige Portion Egoismus. Die Sehnsucht nach einer funktionierenden Bilderbuchehe, mit einem Mann an ihrer
     Seite, auf den sie sich verlassen konnte und der problemlos in der Lage war, eine Familie zu ernähren, auch wenn ihr erschreckend
     bewusst war, wie konservativ das ist.
    Vielleicht hat Ben ihr auch nur einen Heiratsantrag gemacht, damit sie endlich Ruhe geben würde mit ihren erzieherischen Anwandlungen,
     denkt Clara manchmal. |76| Eine ganze Zeit lang hat das ja auch gut funktioniert. Wie auf Wolken fühlte sich Clara, nachdem Ben an Heiligabend ganz offiziell
     um ihre Hand angehalten hat. Gerade als ihre Mutter mit dem Dessert an den Esstisch zurückkehrte, an dem ihr Lebensgefährte
     Reinhard, die Großeltern und sie beide saßen, war er aufgestanden, hatte mit einem Löffel an sein Rotweinglas geklopft und
     sich geräuspert. Zehn überaus gespannte Augen richteten sich auf ihn. Und nicht einmal als er ein kleines Schmuckkästchen
     hervorzog, hat Clara kapiert, was kommen würde. Als Ben dann allerdings seine gestelzten Worte beendete und vor Claras Stuhl
     in die Knie ging, begriff sie endlich, was er da gerade tat. Mit ganz klassischen Worten fragte er sie: «Clara, möchtest du
     mich heiraten?!»
    Noch bevor sie antworten konnte, begann ihre Mutter bereits laut zu jubeln und zu klatschen. Lisbeth und die Männer stimmten
     mit ein und umarmten sie beide kräftig, als Clara endlich ihr «Ja!» rausbrachte.
    Doch hatte ihr Glück nur kurze Zeit gedauert, denn nur wenige Wochen später geschah dieser Unfall, von dem Clara wohl nie
     erfahren wird, ob es wirklich ein solcher war oder nicht.
    Clara starrt in die Leere, dreht an ihrem Ring und schaltet schließlich das Licht aus. Aber es wird gar nicht richtig dunkel.
     Es muss Vollmond und eine klare Nacht sein. Ganz deutlich kann sie bei diesem silbrigen Licht die lächelnden Gesichtszüge
     auf Bens Foto erkennen, das sie heute aufgestellt hat. So als würde er sie, seine kleine große Künstlerin, dazu ermuntern,
     ihr Projekt mit den Mondbildern unbedingt zu verwirklichen.

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    |77| Sven
    Gedankenverloren starrt Sven auf seinen Bildschirmschoner. Gleich am Morgen, als er noch vor Hilke im Büro ankam, rief er
     beim Kundendienst der Mobilfunkgesellschaft an und gab vor, Recherchen als Wirtschaftsredakteur zu betreiben. Er sprach dabei
     mit souveräner und energischer Stimme, sodass der junge Mann am anderen Ende seine Auskünfte glaubhaft und freundlich vortrug.
     Es sei technisch nahezu ausgeschlossen, dass Nachrichten an zwei unterschiedliche Empfänger gleichzeitig gingen. Auch Verwechslungen
     unter Kunden seien äußerst unwahrscheinlich, da eine Mobilfunknummer erst ein halbes Jahr nach Vertragsende freigeschaltet
     werde.
    Aber es wurmte Sven, dass er es nicht schaffte, den Namen des Kunden in Erfahrung zu bringen, von dem all die Nachrichten
     kommen. Es hieß, auch bei Journalisten könne man keine Ausnahme machen. Die Diskretion im Umgang mit sensiblen Kundendaten
     müsse in jedem Fall gewahrt bleiben.
    «Warum rufen Sie nicht einfach bei der Nummer an und fragen nach dem Namen?», erkundigte sich der oberschlaue Mitarbeiter.
    Daraufhin konnte Sven nur komisch rumdrucksen. Er fühlte sich ertappt wie ein Teenager, der beim Schlüssellochgucken erwischt
     wird. Schnell bedankte er sich höflich und legte auf.
    «Einen wunderschönen guten Morgen! Was gibt es Neues von Lilime?», fragt Hilke, als sie mit einer Tasse Kaffee in der Hand
     zur Tür reinprescht.
    Sie scheint vor Neugier schier zu platzen und will am liebsten immer sofort informiert werden, sobald eine neue |78| Nachricht ankommt. Doch Sven gibt keine Auskunft, sondern grinst seine Kollegin einfach nur an

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