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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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sich schon auf die Probefahrt. Doch irgendwas anderes liegt noch in der Luft. Etwas, was Clara
     ziemliches Unbehagen bereitet.
    ***
    Obwohl Clara ungern sonnige Sonntage einfach so verstreichen lässt, hat sie es bis zum Nachmittag noch nicht geschafft, irgendetwas
     Sinnvolles zu tun. Wie in Trance  |90| sitzt sie am Balkontisch ihrer kleinen Loggia und blättert halbherzig in einer Zeitschrift, deren Inhalt sie absolut nicht
     interessiert.
    Ständig ist sie mit ihren Gedanken beim gestrigen Abend. Wie konnte Katja ihr das nur antun? Natürlich hat sie es absolut
     lieb gemeint. Aber der Zeitpunkt hat einfach nicht gestimmt. Für Clara kam er gefühlte drei Jahre zu früh.
    Überhaupt hat sie sich bis zu diesem Wochenende nicht einmal ernsthaft mit dem Gedanken auseinandergesetzt, andere Männer
     zu treffen, geschweige denn, etwas mit ihnen anzufangen. Allein die Vorstellung, fremde Lippen zu küssen, in den Armen eines
     neuen Mannes zu liegen oder an einem ganz anderen Körper zu riechen, lässt Clara erschaudern. Auch wenn sie aus genügend eigener
     Erfahrung weiß, dass jeder noch so schlimme Liebeskummer früher oder später ausgestanden ist, kann sie sich im Leben nicht
     vorstellen, dass sie außer Ben jemals einen anderen wird lieben können.
    Und dann präsentierte Katja ihr nicht nur einen Typen, sondern gleich acht auf einmal!
    Als sie an Katjas Seite das Lokal an der Binnenalster betrat und von ihrer Freundin in einen separaten Raum geschoben wurde,
     in dem bereits fünf Männer und drei Frauen saßen, ahnte Clara noch nicht, was der eigentliche Grund für den Ausflug war. Erst
     als sie das Formular mit der Überschrift «Speed-Dating 8x8x8» sah, das ihnen der Moderator zum Ausfüllen zusteckte, begriff
     Clara allmählich. Nie hätte sie gedacht, dass Katja sie ohne ihr Wissen nötigen würde, an einer Veranstaltung teilzunehmen,
     von der Clara bis jetzt angenommen hatte, dass sie sich niemals so auf den Markt würde schmeißen müssen.
    |91| Katja fand die Idee natürlich super und zwinkerte ihr immer nur grinsend zu, wenn die Männer jeweils nach acht Minuten oberflächlichstem
     Gestammel zum nächsten Tisch wechselten.
    Zugegeben, ein klitzekleines bisschen hat Clara es sogar genossen, von dem einen oder anderen nette Komplimente zu bekommen.
     Aber hinterher quälte sie das schlechte Gewissen. Und als sie wieder zu Hause ankam, war sie nicht einmal in der Lage, Ben
     noch eine SMS zu schicken. Sie wusste einfach nicht, wie sie ihm beichten sollte, dass sie auf Männerfang gegangen war. Dabei
     hatte sich keiner der Kandidaten auch nur annähernd als so attraktiv und anziehend wie Ben herausgestellt. Außer dem sympathischen
     Moderator Andreas, der ständig gute Laune verbreitete und einen recht auffälligen Ehering trug, waren die Typen allesamt eher
     bemitleidenswerte Langzeitsingles, die ihre Verzweiflung hinter hektischen Fragen und vermeintlich souveränen Gesten verpackten.
    Klar hatten Katja und sie eine Menge Spaß. Aber eigentlich erst nach dieser fragwürdigen Veranstaltung, als sie das Schaulaufen
     sämtlicher männlicher und auch weiblicher Kandidaten kommentierten. Dieter, 46, halbglatzig und mit feuchtem Händedruck zum
     Beispiel. Er hatte Katja und Clara doch exakt die gleichen Fragen gestellt, so als hätte er sie vorher schriftlich formuliert
     und auswendig gelernt. Und Florian, ein eigentlich knackiger Mittzwanziger, glänzte leider mit einer feuchten Aussprache.
     Wohingegen Volker kaum ein Wort herausbrachte und ausschließlich Blickkontakt mit ihrem Ausschnitt hielt.
    Von vornherein verwehrte sich Clara jedem potenziellen Date und mochte auch ihre E-Mail -Adresse nicht rausrücken. |92| Einfach weil sie keinen Sinn darin sah, sich mit einem Mann zu verabreden, wenn sie bereits wusste, dass sie den ganzen Abend
     über krampfhaft versuchen würde, die Themen, die sie gerade beschäftigen, mühsam auszusparen. Insofern wollte sie gar nicht
     erst Interesse heucheln und sagte daher allen Kandidaten, dass der einzige Grund für ihre Anwesenheit ein fragwürdiger Freundschaftsdienst
     ihrer Tischnachbarin gegenüber sei.
    Clara fürchtete zwar, dass Katja insgeheim doch enttäuscht war von dem dürftigen Output des Abends. Aber Katja wäre nicht
     Katja, wenn sie einen Rückschlag nicht doch noch in einen Sieg verwandeln würde. Und so machte sie sich sofort daran, diesem
     Andreas auf die Finger zu schauen. Clara musste zugeben, dass er wirklich überaus attraktiv war,

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