SMS für dich
vielen Facetten, die sich teils zu widersprechen scheinen.
So wirkt Lilime einerseits sehr zielstrebig, ehrgeizig und bodenständig. Andererseits meint |87| Sven in ihr eine Frau zu erkennen, die voller Melancholie, Romantik und einer ganz besonderen Zartheit ist.
Wie sie wohl aussehen mag?, fragt er sich und nimmt einen tiefen Schluck Bier. Gefallen würde ihm eine Lilime, die großbusig
und langbeinig ist und nussbraune, lange, gewellte Haare hat. Etwa so wie Fiona. Doch er vermutet, dass Lilime eher schmal
ist und feine Gesichtszüge hat, in denen man viel lesen kann. Sie scheint in ihrem Wesen eher unsicher zu sein und ihr Leben
keineswegs souverän zu meistern. Dazu würde eher eine kleine, unauffällige, vielleicht etwas weniger attraktive Person passen,
an der er auf der Straße sicher vorbeigehen würde, ohne Notiz von ihr zu nehmen. Aber wenn man zufällig mit ihr ins Gespräch
käme, würde sie ihre Unscheinbarkeit bestimmt durch ihre Feinfühligkeit und ihren Intellekt kompensieren können.
Sven muss grinsen bei der Vorstellung, dass auch er sich auf diese Weise mehr und mehr eine Art Traumfrau kreiert, die er
in seiner Phantasie durchaus näher an sich heranlässt, als er es momentan jeder echten Bettgeschichte gestatten würde. Schließlich
nervt Lilime nicht und stellt keine Ansprüche. Sie sorgt für interessante Unterhaltung durch ihre SMS. Aber immerhin ist Lilimes Stimme real. Es gibt sie also wirklich.
Sven muss sie nur noch finden.
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Clara
Missmutig steht Clara am Küchenfenster und hält Ausschau nach Katjas nagelneuem Fiat 500.
«Wir machen am Wochenende eine Probefahrt. Nach |88| Hamburg. Aber nur, wenn du dich endlich mal wieder ordentlich aufbrezelst!», hatte ihre Freundin angedroht.
Immerhin hatte dieser Samstagmorgen sogar ganz verheißungsvoll angefangen. Clara hat sich endlich mal wieder durch die Geschäfte
in der schönen Altstadt von Lüneburg gewühlt und richtig Spaß dabei gehabt, Geld auszugegeben. Zwei Jeans, ein schickes Oberteil
und ein Paar heruntergesetzte, aber immer noch sündhaft teure Sommerschuhe, die sehr elegant aussehen und sich ziemlich von
ihrem eigentlichen Stil abheben.
Zunächst hatte sich Clara auch darauf gefreut, ihre neuen Sachen heute Abend in einem würdigen Rahmen auszuführen. Doch jetzt
würde sie viel lieber zu Hause bleiben, einen Wein trinken, dabei schöne Musik hören und weiter an ihren Bildern zu arbeiten.
Wenn sie Katja allerdings schon wieder einen Korb gibt, müsste sie sich sicher bald nach einer anderen besten Freundin umsehen.
Obwohl Katja die letzte Woche für ihre Verhältnisse sehr heftig unter Liebeskummer gelitten hat, war Clara ihr keine große
Hilfe. Jeder Versuch, diesen Robert mit Hilfe von Cocktailbars oder Kinobesuchen zu verdrängen, scheiterte an Claras Unlust,
sich unter Leute zu mischen. Trauer macht egoistisch. Aber immerhin wird Clara nicht müde, Katja Mut zu machen. Schließlich
hat Robert sich, zumindest nach seinen Beteuerungen, tatsächlich von seiner Frau getrennt. Doch mehr als zwei weitere Treffen
hat Katja ihm noch nicht gestattet und sich stattdessen lieber ein neues Auto zugelegt.
«Das ist so ein geiles Lebensgefühl!», sagt Katja begeistert, als Clara endlich in das hellblaue Auto steigt. «Du solltest
dir auch mal was richtig, richtig Chices gönnen.»
|89| «Hab ich schon», erwidert Clara stolz und hält ihren rechten Fuß so hoch, dass Katja den neuen Schuh bewundern kann.
«Wow! Neu?», fragt Katja.
«Brandneu, ich war nach Lichtjahren endlich mal wieder so richtig ausgiebig shoppen.»
«Das ist ein verdammt gutes Zeichen, Süße. Und es ist auch höchste Zeit, dass wir wieder Spaß zusammen haben. Du wirst sehen,
das wird ein sensationeller Abend!»
«Sag mal, was hast du eigentlich vor mit mir?»
«Nix Bestimmtes», flötet Katja so übertrieben beiläufig, dass Clara auf der Stelle misstrauisch wird.
«Nun sag schon! Du hast doch irgendwas ausgeheckt. Wir fahren auf den Kiez und gucken uns einen Stripper an, stimmt’s?», fragt
Clara, um die schlimmste Vorstellung von einem Samstagabend gleich vorwegzunehmen.
Doch Katja grinst nur, was Clara nur noch misstrauischer macht. «Wieso habe ich bloß das Gefühl, dass ich heute etwas tun
muss, was ich noch nie getan habe?»
«Na, weil du gleich das erste Mal in deinem Leben diesen schnuckeligen Wagen ausführst, nachdem wir ihn vollgetankt haben.»
Clara grinst zurück und freut
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