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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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vergessen, der ihr jetzt vor die Füße rollt. Ben gehörte zwar zu den kleineren Spielern
     in seiner Sportmannschaft, aber er konnte höher springen als alle anderen.
    Nach der Musik war Basketball sein größtes Hobby. Aber etwa ein Jahr nachdem sie sich kennengelernt hatten, wollte er mit
     einem Mal nicht mehr zum Training gehen. Auch dieser Entschluss erscheint ihr heute in einem anderen Licht. Damals behauptete
     Ben, er käme mit dem neuen Trainer einfach nicht zurecht.
    Clara blickt auf all die anderen Sachen hinunter, die sie mit einem Mal in die Vergangenheit katapultieren, und fragt sich,
     ob es ihr überhaupt möglich ist, objektiv zurückzublicken. Auch Frau Ferdinand hat ihr zu verstehen gegeben, dass sie sich
     nur ihre eigene Wahrheit über das, was wirklich mit Ben geschehen ist, zusammendichten kann. |140| Aber wenn sie sich schon eine Wahrheit zusammendichtet – wie soll diese dann aussehen?
    Ist ein Suizid schlimmer als ein Unfall? Oder ist es umgekehrt? Ist der Freitod als Flucht aus einem unerträglichen Leben
     weniger tragisch als das unfreiwillige Sterben allein aufgrund eines unerträglichen Zufalls?
    Clara sinkt in die Hocke und vergräbt ihr Gesicht in den Händen.
    Sie will nicht weinen. Sie will endlich raus aus der Dunkelheit, sie will ans Licht.
    Sie will ihre bunte Vergangenheit zurück, und deshalb muss sie nun schauen, welcher Weg der direkteste zu den Leinwänden sein
     könnte.
    Da kein einziger der Kartons beschriftet ist, bleibt ihr nicht viel anderes übrig, als überall kurz hineinzuschauen. Doch
     das meiste ist bloß altes Geschirr oder Kram, den eigentlich kein Mensch gebrauchen kann. Genauso wenig wie dieser Karton
     mit den unzähligen Kabeln, von denen Clara nicht einmal ansatzweise weiß, was Ben damit noch hätte anfangen wollen. Sie beschließt,
     ihn mit nach oben zu nehmen, um ihn bei Gelegenheit Knut zu geben, in der Hoffnung, dass die Jungs bald den Mut finden, irgendwie
     mit den «Chillys» weiterzumachen.
    Nach einer weiteren Viertelstunde ist sie erfolgreich bei einer mit einem alten Betttuch verhüllten Leinwand angelangt. Sie
     zieht den Stoff ab. Und ein wunderbar leuchtendes Rot bringt Clara selbst bei dem dürftigen Kellerlicht zum Strahlen. Sie
     holt das Bild hervor. Riesige Mohnblumen, die sie damals während eines der zahlreichen Ostseeurlaube mit ihren Großeltern
     bewundert hat, sind darauf zu sehen. Mit wenigen, großflächigen Strichen hat sie die |141| Blumen nur angedeutet. Sofort holen sie Clara in eine Zeit zurück, in der alles bunter war.

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    Sven 
    Seit zehn Tagen hat Lilime nun schon kein Lebenszeichen mehr gesendet. Und Svens Ungeduld artet allmählich in blindem Aktionismus
     aus. Das hat ihm Hilke jedenfalls süffisant attestiert und dabei breit gegrinst.
    Bereits neun Stadtteile Hamburgs hat er mit seinem Fahrrad ausspioniert, in der vagen Hoffnung, ein Zufall würde ihn auf Lilimes
     Spur führen. Zwar versucht er sich einzureden, diese Extratouren und Umwege seien bloß eine zusätzliche Vorbereitung für seinen
     Triathlon. Doch insgeheim weiß er ganz genau, dass er noch viel mehr unsinnige Aktionen veranstalten würde, um diese geheimnisvolle
     Unbekannte zu finden.
    Aber wieso sollte Lilime auch ausgerechnet in Hamburg wohnen? Sie könnte genauso gut in jeder anderen Stadt oder jedem anderen
     Ort Deutschlands leben, seufzt Sven.
    Wann immer sich während der letzten Tage eine Gelegenheit bot, hat Sven im Netz nach möglichen Hinweisen auf Ausstellungen
     mit Mondbildern recherchiert. Sogar bei eBay hat er sich immer mal wieder auf die Suche nach Bildern dieser Art gemacht.
    Doch bislang war jede Mühe vergebens. Auch die zahlreichen italienischen Lokale, die er abgeklappert hat, brachten ihn nicht
     weiter.
    David, der die Geschichte genau wie Hilke nach wie vor interessiert mitverfolgt, drängt ihn dazu, Lilime einfach |142| direkt anzurufen. Er solle sich eben als Journalist ausgeben und sie um ein Interview bitten. Es würde doch reichen, wenn
     er am Telefon behauptete, gehört zu haben, dass sie sich selbständig machen wolle. Und wenn er geschickt darauf hinweise,
     dass diese kostenlose Berichterstattung einen unschätzbaren Werbeeffekt haben würde, könne gar nichts schiefgehen. Er müsse
     sein Anliegen nur seriös genug vortragen.
    Wenn das nur so einfach wäre, denkt Sven und schaltet das Licht seiner Leselampe im Wohnzimmer aus. Nachdenklich blickt er
     in die Dunkelheit. Der Regen prasselt so

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