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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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erfolgreich ist und er tatsächlich plötzlich der echten Clara
     gegenübersteht? Was soll er eigentlich sagen? Wird sie ihm überhaupt sympathisch sein? Was, |151| wenn sie nicht nur dämlich aussieht, sondern auch dämlich ist? Oder viel schlimmer: Was ist, wenn Clara eine so wundervolle
     Erscheinung ist, dass ihm kein einziges vernünftiges Wort einfällt, das nicht nach allzu plumper Anmache aussieht?
    Während er noch viele weitere Möglichkeiten im Kopf durchgeht, vergeht die Zeit offenbar so schnell, dass er sich regelrecht
     erschreckt, als er plötzlich auf einem Schild «Lüneburg Nord» liest. Er lässt sich weiter Richtung Innenstadt leiten, bis
     er an einer roten Ampel halten muss. Sven zögert. Sollte er dieses Signal als Zeichen deuten und auf der Stelle umkehren?
    Doch wie im Rausch drückt sein Fuß bei Grün aufs Gaspedal. Keine fünf Minuten später findet er eine Parklücke an einem kleinen
     Platz, der direkt an der Fußgängerzone liegt. Bevor er aussteigt, schaut er auf das Display seines Telefons, um noch einmal
     Claras Nachricht zu lesen.
     
    Ach Ben, es tut mir so unendlich leid, dass ich dir nicht helfen konnte. Falls es überhaupt etwas zu verzeihen gibt, dann
     tue ich es. Und ich verspreche dir, es so gut wie möglich zu machen. Deine Worte zerfließen nun in der Ilmenau, aber dich
     trage ich für immer im Herzen. Clara
     
    Die Worte berühren ihn. Ob Clara auch mir verzeihen kann?, fragt Sven sich. Schließlich spioniere ich ihr regelrecht nach.
    Er atmet tief durch, dann steigt er aus und marschiert los.

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    |152| Clara
    «Das hier! Das muss unbedingt dabei sein!», sagt Karin stolz. Ihre Augen leuchten geradezu, als sie die quadratische Leinwand
     hochhält, die einen Strandabschnitt in Hohwacht in grellen, entfremdenden Farben zeigt.
    Clara mag dieses Bild nicht besonders. Sie hat es gemalt, als sie sich wieder einmal von ihrer Mutter allein gelassen fühlte
     und sich an jenen Urlaub an der Ostsee erinnerte. Zwar konnte sie die Spaziergänge mit Lisbeth und Willy stets genießen. Dennoch
     waberten während solcher Urlaubstage immer auch unausgesprochene Vorwürfe und Vorhaltungen in der Luft herum.
    Ihre Oma, die nie ein Wort sagte und doch mit Blicken und Gesten zum Ausdruck brachte, wie wenig sie ihre Schwiegertochter
     verstand. Und ihr Opa, der sich hinter der verschlossenen Schlafzimmertür der Ferienwohnung im Flüsterton bei Lisbeth darüber
     beklagte, warum Karin ihre Tochter so oft im Stich lasse, wo sie doch noch so klein sei und ihre Mutter mehr denn je brauche.
    Es wäre jetzt eigentlich eine gute Gelegenheit, endlich einmal offene Worte für ihre Mutter zu finden, denkt Clara, als sie
     versonnen auf das Bild starrt. Doch seit der Brief von Ben aufgetaucht ist, hat sie einfach keine Energie mehr – schon gar
     nicht für einen Streit.
    Obwohl der Frühsommer sich in den letzten Wochen besonders freundlich zeigte, fühlt sich Clara wie zur schlimmsten Zeit des
     Jahres, wenn der Winter eine Melancholie auslöst, von der sie befürchtet, dass sie diesmal nicht wieder verschwinden wird.
    «Hey, was ist denn los mit dir?», fragt ihre Mutter plötzlich, und es klingt in Claras Ohren wie eine Provokation. |153| Am liebsten würde sie einfach alles rauslassen: Mein Freund ist tot, ich habe eine herzlose Mutter, ich bin bald arbeitslos,
     und ich werde niemals einen Mann finden, mit dem ich noch Kinder haben kann. Ich bin verdammt einsam!
    Stattdessen sagt sie nur: «Ach, nichts. Ich bin einfach nur müde.»
    «Das ist ja auch kein Wunder, so wenig wie du im Moment schläfst. Und essen tust du doch auch nicht genug, hm?!»
    «Ich weiß gar nicht, was wir hier eigentlich machen», nörgelt Clara nun leise vor sich hin.
    Ihre Mutter versucht ihr ein Lächeln abzugewinnen: «Ach, Liebling. Zweifel gehören ja dazu. Aber du bist auf dem besten Weg,
     dein Hobby zum Beruf zu machen. Das ist doch wundervoll! Andere würden dich um diese Chance beneiden.»
    «Ja. Ich will ja auch nicht undankbar sein. Aber was ist, wenn ich das ganze Geld von Lisbeth und Willy in den Sand setze?»
     Clara kann nicht mehr stehen. Ihre Beine geben nach. Langsam rutscht sie an der Wand entlang und hockt sich auf den Boden
     des langen, schmalen Flurs ihrer Wohnung. In dieser Position fühlt sie sich noch kleiner als ohnehin schon. Sie muss an das
     hoffnungsvolle Strahlen von Lisbeth und Willy denken, als die beiden ihr stolz verkündet haben, dass sie gerne die Erbschaft
     nutzen

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