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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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erfährt, wie sehr sie noch in der Vergangenheit verhaftet ist. Sie verstand sogar
     die Sorge, dass Sven nicht in der Lage ist, sich wirklich auf sie einzulassen, und das verliebte Kribbeln nur der anfänglichen
     leidenschaftlichen Euphorie geschuldet ist.
    Ohne Arroganz oder Anmaßung brachte ihre Mutter ganz schlicht genau das auf den Punkt, was Clara im Innersten am meisten bewegt:
     ihre begründete Sorge, dass sie womöglich nie wieder Vertrauen fassen kann, sowie ihre übergroße Angst, dass ihre Gefühle
     missbraucht werden und sie am Ende ein weiteres Mal ohnmächtig, allein und verlassen dasteht.
    Und gerade als Clara begann, darüber nachzugrübeln, inwieweit sie überhaupt ihrer Mutter und deren Rat vertraute, brachte
     diese eine neue Perspektive in das Gespräch ein, die Clara seitdem nicht mehr loslässt.
    Clara hatte geschildert, wie sie kurz davor war, Sven die ganze Geschichte mit Ben zu erzählen. Eben weil er ihr so sehr das
     Gefühl gab, wirklich an ihr interessiert zu sein. An der Stelle fragte ihre Mutter, was sie denn eigentlich über Svens Innenleben
     wisse. Und plötzlich erinnerte sich Clara wieder glasklar an die Worte über seine eigene wiedererlangte Hoffnung. Es war mutig
     von ihm gewesen, ihr gegenüber so ehrlich zu sein.
    |231| «Dann weißt du ja, wie er sich jetzt fühlt», hatte ihre Mutter daraufhin erklärt. «Er war dabei, sich dir gegenüber zu öffnen
     und Nähe zuzulassen. Er hat etwas von seiner Vergangenheit und seinem Inneren preisgegeben und wurde dann von einem Moment
     auf den nächsten ohne Erklärung von dir verlassen.»
    Sie sagte diesen elementaren Satz ohne Schuldzuweisung, einfach nur mit einer neutralen Stimme, die wie durch einen Spiegel
     zu ihr sprach.
    Und nun muss Clara auch an Katja denken, die sich eigentlich immer schwertat, echte Nähe zuzulassen. Wie durch ein Wunder
     ist ihre Freundin trotz einer großen Enttäuschung an Andy geraten, einen Mann, der aus ihr einen gelasseneren und weniger
     zynischen Menschen zu machen scheint. Clara spürt, wie die Wogen der Versöhnung sie weich umspielen. Denn plötzlich wird ihr
     klar, dass Katjas Glück auch auf ihrem eigenen Unglück gründet. Wenn Ben sie nicht verlassen hätte, wäre Katja nicht auf diese
     hartnäckige Weise bemüht, sie mit einem anderen Mann zu verkuppeln – und hätte Andy vielleicht niemals kennen- und lieben
     gelernt.
    Zaghaft lächelt Clara in die Dunkelheit hinein. Sie grübelt weiterhin darüber nach, woher Sven vom Kosenamen Lilime wissen
     könnte. Im Geiste geht sie ihre Wohnung und auch das Atelier durch, ob er irgendeinen Zettel, einen Brief, ein C D-Cover oder was auch immer hätte finden können, während sie noch schlief oder unaufmerksam war.
    Vielleicht hat er auch einfach ihr Handy durchstöbert, um herauszufinden, ob sie mehrgleisig fahre und ob sie vertrauenswürdig
     sei. Womöglich hat er dabei eine SMS an Ben in ihrem Ausgangsordner gelesen.
    |232| Ihre Intuition allerdings sagt ihr, dass Sven so etwas nicht tun würde. Außerdem hätte er sich ihr andernfalls wohl kaum genähert.
     Aber falls er tatsächlich eine Nachricht an Ben zu Gesicht bekommen haben sollte, wäre es Clara auf einmal umso mehr ein innerer
     Drang, sich ihm vollständig und so schnell es geht anzuvertrauen.
    Wesentlich ruhiger und durchaus zufrieden mit ihrem Ergebnis beschließt sie, ihn gleich morgen früh anzurufen. Am liebsten
     würde sie ihm noch in dieser Sekunde eine SMS schicken, so wie sie es sonst an Ben immer tut, wenn sie unbedingt etwas loswerden
     muss. Zu dumm, dass sie seine Nummer nicht hat!
    Aber plötzlich wird Clara ganz euphorisch. Vielleicht hat er sich ja schon bei ihr gemeldet? Ob sie ihr Handy wieder anstellen
     sollte, das sie gleich an der ersten roten Ampel in Altona ausgeschaltet hatte, um unmissverständlich klarzumachen, dass sie
     für ihn unerreichbar sei?
    Leise tappt Clara in den Flur, um ihre Mutter und Reinhard nicht zu wecken. Sie sucht im Dunkeln ihre Tasche, schnappt sich
     ihr Handy und geht auf den Balkon, um noch einmal tief durchzuatmen, bevor sie nachsieht.
    Mit zittrigen Fingern gibt sie ihre PIN ein und wartet ungeduldig, bis ihr Display endlich anzeigt, dass sie im Netz ist.
     Und tatsächlich! Drei Anrufe in Abwesenheit und eine SMS sind in der Zwischenzeit eingegangen.
    Zunächst ruft Clara ihre Mailbox ab. Die Anrufe sind von Sven, der offenbar von seinem Festnetz aus versucht hat, sie zu erreichen.
     Doch Clara ist enttäuscht, dass er

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