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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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-Baseballkäppi. »Wir haben einen Fernauslöser an einem 64 Meter langen Kabel«, sagte er. »Wir können die Raketen von unten abschießen, aus dem 39. Stock. Und die Nachladezeit liegt bei unter fünf Minuten, auch mit einer Dreiercrew. Wieso kennen Sie sich so gut mit Katjuscha-Abschussrampen aus? Haben Sie gedient?«
    »Oh nein«, sagte ich. Automatisch tippte ich an meinen jüdischenRüssel, um zu zeigen, dass ich kaum von der Armee aufgenommen worden wäre. »Leider nicht. Ich bin nur ein Fan.«
    »Unser Mischa kennt sich mit allem aus«, sagte Herr Nanabragov. »Blitzgescheit.«
    »Man ruft mich Wjatscheslaw«, sagte der Söldner. Wir reichten einander die Hände. Sein Handgelenk war schlank und straff wie Lauch.
    »Mit diesen Jungs lässt sich wunderbar arbeiten«, sagte Herr Nanabragov, als der Soldat wieder zurück zum Generator ging. »Und sieh dir nur den Rauch über Gorbigrad an! Jetzt haben wir einen echten Krieg. Rauch über der Stadt! Nimm das, Genua!«
    Ich hielt mir die Hand über die Augen, um den Rauch besser ausmachen zu können, der sich langsam von einem F in ein O verwandelte und ins absurdische Inland verweht wurde. Ungefragt formten sich in meinem Kopf weitere Buchstaben, erst ein V, dann gefolgt von E, R, A, N, T, W, O, R, T, U, N und G. »Oh Gott«, sagte ich. »Sie beschießen doch Gorbigrad wohl etwa nicht, weil ich Ihren Leuten gesagt habe, dass Ihr Krieg nicht genug hermacht?«
    »Nein«, rief Herr Nanabragov und lachte und zuckte, weil ich so dumm war. »Na gut, vielleicht doch«, berichtigte er seine Antwort. »Aber das ist ganz harmlos. Wo bombardiert wird, haben wir alles evakuiert, also fliegen nur leere Häuser in die Luft. Wenn man das überhaupt Häuser nennen kann. Sie wissen ja, wie schrecklich es da drüben aussieht. Ein totales Desaster. Es gibt nicht einmal überall fließend Wasser.«
    »Ja. Aber –«
    »Niemand sollte so leben müssen«, sagte Nanabragov. »Also sprengen wir ein paar Viertel, lenken die Aufmerksamkeit auf unseren Krieg, und dann kommen USAID oder die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung oder vielleicht die Japaner und zahlen uns ein neues Gorbigrad. Die Baufirmen stehen schon bereit, die Bechtels und wie sie alle heißen. Alle können nur gewinnen. Das musst du Israel erzählen.«
    »Aber wie stehen die Sevo da?« sagte ich. »Als Aggressoren.«
    »Hältst du uns für total bescheuert?«, sagte Herr Nanabragov. »Dashaben wir alles mit den Bundesstreitkräften abgesprochen. Morgens bombardieren unsere ukrainischen Freunde die svanïschen Teile von Gorbigrad und abends die sevischen. Immer abwechselnd, verstehst du? Aber für die Außenseiter sieht es wie ein echter Krieg aus. Als würden wir einander in Stücke reißen. Hilfe, Hilfe, USA ! Rettet unser Öl.«
    »Schön«, sagte ich. »Aber was wird aus den ganzen Leuten, deren Wohnungen ihr kaputtmacht? Wo sollen sie hin, bis die Amerikaner ihre Häuser wieder aufgebaut haben?«
    Herr Nanabragov zuckte mit den Achseln. »Wir sind im Kaukasus«, sagte er. »Alle haben hier Verwandte auf dem Land. Sollen sie doch da hingehen.«
    Ich wandte mich an Parka Gylle, der abwesend dastand, die Hände vor dem Schritt verschränkt, sein ausgetrocknetes Gesicht und seinen schütteren Schnurrbart zu kyrillischen Buchstaben verzogen. »Stimmt das?«, fragte ich ihn.
    »Woher soll ich das wissen?«, sagte er. »Ich bin Intellektueller und kein Städteplaner.«
    Ich stellte mich an den Rand des Daches und ließ den Blick über die roten Ebenen von Gorbigrad schweifen, die sich ins Meer erstreckten, belagert von den Nadeln der Ölbohrtürme, und der Anblick erinnerte mich an ein erlegtes Mammut, von Höhlenmenschen mit Speeren umstellt. Für diese Menschen konnte alles nur noch besser werden, dachte ich. Schlechter ging es nicht mehr. Gab es da nicht eine alte Sportlerweisheit, die alles hübsch zusammenfasste? »Ohne Schweiß kein Preis.« Ich seufzte und sehnte mich plötzlich vor meinen amerikanischen Fernseher zurück. Ich war ein echter Nostalgiker!
    »Na, Mischenka?«, fragte Herr Nanabragov grinsend, die Hand auf meinem Hümpel. »Wie steht’s? Willst du zu uns ins DORSCH kommen, mein Kleiner? Wir haben schon ein Büro für dich. Deine Sekretärin wartet auf allen vieren.«
    »Ich brauche ein wenig Bedenkzeit«, sagte ich herzhaft gähnend.
    Es war Zeit für mein Nachmittagsschläfchen.
     
     
    Ich träumte gerade süß von den ägyptischen Pyramiden (die ich aus irgendeinem Grund mit einem

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