Snack Daddys Abenteuerliche Reise
noch eins. Die Fenster erzitterten in ihren Rahmen, der Flachbildfernseher schlug gegen die Wand, und die Sonne wurde nacheinander von zehn Rauchfahnen verhüllt, gefolgt von fernem Donnergrollen. Im Gebälk unseres Leichtbau-Wolkenkratzers wurde ein leises Ächzen hörbar, als ein Schleier aus dichtem Rauch grandios wie heranrollender Nebel an unsere getönten Fenster schwappte.
Nun sprang die Sprinkleranlage an, ihr schrilles Alarmfiepen beruhigtemich mit seiner schrillen Endlosschleife. Von irgendwoher kam Wasser, wahrscheinlich von oben. Ein gutes Zeichen. Am Ende, dachte ich, würde die Zivilisation die Oberhand behalten.
»Na, wie findest du das?«, sagte Herr Nanabragov und wackelte lachend mit dem Kopf. »Die Katjuscha-Raketen funktionieren. Die Jungs aus der Ukraine beschießen Gorbigrad!«
»Katjuscha-Raketen?«, sagte ich. »Das waren Katjuscha-Raketen? Vom Dach abgefeuert? Wir beschießen unsere eigene Stadt?«
Benommen, aber aufgeregt schlenderten wir am Nachbarpenthouse vorbei, bewohnt von einem malaysischen Diplomaten, der nun kehlig in seiner Sprache schrie. Wir riefen den Fahrstuhl und drückten den Knopf für die Dachterrasse. Alles funktionierte so reibungslos, wie man es im Hyatt erwarten durfte, als die Türen sich schlossen, ertönte eine Glocke, eine LCD -Anzeige bezeugte unsere Fahrt von »40« zur » DACHTERR «.
Wir traten hinaus in die feuchte Luft. Die Rauchfahnen hatten sich aufgelöst, und wir schmolzen in der vollkommenen, brütenden Sommerhitze dahin. Die Sprinkleranlage erfrischte uns mit einer kalten Dauerdusche und rief Erinnerungen an Vergnügungsparks und billige Unterhaltung wach. Alle Überreste des ausgelassenen Halliburton-Luau waren abgeräumt worden. Eine Phalanx angesengter Satellitenschüsseln zeigte anklagend in die Richtung eines fernen Mekka. Sie sonderte einen stechenden Geruch nach verbranntem Gummi ab, an den ich mich rasch gewöhnen sollte. Der verbrauchte Raketentreibstoff dagegen roch wie jeder andere Treibstoff auch, süß und ekelhaft und männlich. Als Katjuscha-Abschussrampe diente ein schmaler Container, auf einen improvisierten Metallrahmen gesetzt, der an ein billiges Bettgestell erinnerte. Rund um die Abschussrampe lagen ein Dutzend Raketen verstreut wie Wachsmalstifte in einem amerikanischen Kindergarten. In der Ferne stieg über Gorbigrad das große F einer Rauchfahne auf. Die Feuer, die dort sicher wüteten, ließen sich nur schwer ausmachen; schon die Sonne tauchte Gorbigrad in ihre flammenden Rot- und Gelbtöne.
Drei groß gewachsene, gut aussehende Jungs in Tarnanzügen fummelten an einem tragbaren Generator herum. Kindliche Lust brachsich gierig in mir Bahn. Ihrer Brutalität zum Trotz wollte ich mit diesen jungen ukrainischen Söldnern ins Gespräch kommen, mich ihnen vorstellen und angenehm machen. Wir, die wir im Schatten der Roten Armee aufgewachsen waren, liebten die Zerstörung; wir kannten uns aus und waren fasziniert von allem, was dem Feind ein rasches Ende bereitete. Wie jedes untergehende Weltreich war auch das unsere immer besser darin geworden, alles kaputtzuhauen und Rauchsäulen auf von Kratern übersäte Schulhöfe und verkohlte Marktstände zu pflanzen. »Was habt ihr denn da?«, fragte ich die Jungen. »Wenn das ein GRAD - BM -21-Raketensystem ist, warum ist es dann nicht auf einen Ural-Laster montiert?«
Ein kräftiger blauäugiger Knabe, sein Brustkorb beinahe so ausladend wie meiner, nur mit Muskeln besetzt statt mit Speck, legte seine Zange ab und musterte mich überrascht. »Wir haben das System modifiziert«, sagte er. »Das ist kein echtes BM -21. Natürlich können wir keinen ganzen Ural-Laster aufs Dach stellen, also haben wir nur den Montagerahmen aufgebockt. Statt vier mal zehn Raketen haben wir nur zwei mal zehn. Aber die Feuerkapazität ist dieselbe – fest auf eine halbe Sekunde eingestellt. Und zur Bedienung brauchen wir nur drei Mann statt fünf.«
»Das habt ihr alles selber hier hochgeschleppt?«, sagte ich und hüpfte in männlicher Aufregung von einem Fuß auf den anderen. »An einem Tag?« Das waren fähige Leute! Sie hielten sich wacker, ob sie nun versuchten, von vier oder acht Dollar im Monat eine Familie zu ernähren oder Katjuscha-Raketen vom Dach des Hyatt feuerten. »Schlau, echt schlau«, sagte ich. »Und wenn ihr keinen Ural-Laster habt, von wo aus steuert ihr die Anlage dann? Ich will alles ganz genau wissen.«
Sehr sexy kratzte der Knabe sich unter den Armen und schlug sich auf ein KBR
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