Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
Vom Netzwerk:
wir das Land unter Kontrolle haben, könnten wir dich zum UNB otschafter in New York machen. Dann kannst du dort mit Nana leben. Wie würde dir das gefallen?«
    Mir stand der Mund offen. Die kalte Hyatt-Luft kitzelte mir die Kehle und ließ meine Zunge trocken werden. »Das würdet ihr für mich tun?«, brach es aus mir hervor.
    Herr Nanabragov lächelte. Parka Gylle pfiff mit geschlossenen Augen
»New York, New York«
. Das Pfeifen ging in Schnarchen über, und der Dramatiker kippte graziös um und legte mir den warmen grauen Kopf auf einen Teil meiner Schulter. »Er mag dich«, flüsterte Herr Nanabragov. »Wir müssen die Alten immer in Ehren halten.«
    Ich legte den Kopf schief, damit ich Parka Gylle nicht mit meinem unrasierten Drittkinn kratzte. Ein Botschafterposten bei den VereintenNationen? Würden die Sevo wirklich das ganze Land übernehmen? Die Führungsrolle lag ihnen so viel mehr als den svanïschen Ziegenfickern. Oder war das nur Propaganda, die ich beim Abendessen aufgeschnappt hatte? »Du weißt doch, dass die Amerikaner eine Visasperre über die gesamte Familie Vainberg verhängt haben«, sagte ich. »Sie werden mich nicht reinlassen.«
    »Wir können dir diplomatische Immunität verschaffen«, sagte Herr Nanabragov. »Und wenn du in deiner neuen Rolle als Minister für sevisch-israelische Angelegenheiten mit Israel verhandelst, bist du für die Amerikaner Gold wert. Für Israel werden sie alles tun.«
    Die Sache mit Israel verwirrte mich noch immer. Wie sollte ich mit jemandem verhandeln, wenn ich mit meinem
mobilnik
noch nicht einmal Auslandsgespräche führen konnte?
    »Wissen Sie, Herr Nanabragov, Israel ist gar nicht wirklich mein Land. New York ist mein Land. Ich bin sehr stolz darauf, Jude zu sein, aber ich bin kein religiöser Jude, das waren Baruch Spinoza, Albert Einstein oder Sigmund Freud auch nicht. Eigentlich waren die besten Juden allesamt assimilierte Freidenker. Die bärtigen Juden, die sich an der Klagemauer wiegen und vor ihrem Gott kauern, das sind eher zweitklassige Juden.«
    Herr Nanabragov nahm es mit Fassung. »Schön«, sagte er. »Du bist stolz, dass du keinen Gott hast. Aber sag mir, Mischa, wer möchtest du denn
später
einmal sein?«
    Wie wollte ich gerne sein, wenn ich groß war? Eine Frage, die meine Generation bis in die Vierziger nicht losließ. Im Moment hatte ich vor allem Herrn Nanabragovs Tochter vor Augen, ihre sommersprossigen dunklen Brüste, die mich an der Nase kitzelten. »Wie wäre es mit einem Amt als Minister für multikulturelle Angelegenheiten?«, sagte ich.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Ich wäre für alle Minderheiten zuständig. Ich würde die verschiedenen Volksstämme Absurdsvanïs vereinen. Und alle gemeinsam würden wir jeden zweiten Tag Festivals und Konferenzen veranstalten. Zur Feier unserer kulturellen Identitäten. Das würde in den Augen der Welt viel Eindruck machen.
Versöhnen statt spalten!
«
    »He, Parka, aufwachen!«, sagte Herr Nanabragov. »Hier geht es um die Zukunft.«
    Parka regte sich und wischte sich den Mund. Sein Blick fiel auf die glatten grauen Oberflächen rundherum, und er verkroch sich noch tiefer im gequälten Leder des Sofas. »Wo bin ich?«, fragte er.
    »In der Welt der jungen, kaufkräftigen Konsumenten«, sagte Herr Nanabragov. »Und jetzt hör dir mal an, was aus unserem Mischa werden wird. Er wird Kommissar für Nationalitätenfragen.«
    »Minister für multikulturelle Angelegenheiten«, korrigierte ich ihn leicht.
    »Mul-ti-kul-tu-rell. So ein schönes Wort, Parka, das solltest du in dein neues Sevo-Wörterbuch aufnehmen.«
    »Ich nehme nur wirkliche Worte auf«, sagte Parka und rieb sich die Nase.
    »Still, alter Mann«, sagte Herr Nanabragov. »Du darfst nicht so alt werden, dass du uns nichts mehr nützt. Da wir gerade von jungen, kaufkräftigen Konsumenten sprechen, Mischa, wusstest du, dass wir Sevo unsere eigene Rap-Gruppe haben? Würde Rap dir in deinem neuen Amt helfen?«
    »Rap bewegt die Menschen und gibt ihnen Power«, sagte ich auf Englisch. »Was ist das für eine Gruppe?«
    »Sie nennt sich die Wahre-Fußstützen-Posse. Sogar ich mag ihre Texte. He, vielleicht bin ich ja auch multikulti!«
    »Das sagt sich so leicht –«, fing ich an, ohne den Satz zu Ende zu führen. Ein seltsam nahes Krachen erschütterte das Penthouse, als hätte man direkt neben mir ein Gewehr abgefeuert, dann noch eins und noch eins und noch eins und noch eins und noch eins und noch eins und noch eins und noch eins und

Weitere Kostenlose Bücher