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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Betriebsjahr
    1.) 200.000 Juden werden an den Küsten des Kaspischen Meeres die Saat für weitere 100.00 Juden legen.
    2.) 2000 bis 4000 halbherzige Juden werden wiedergeborene Mormonen (oder so) und uns andere nicht länger runterziehen.
    3.) 20.000 jüdische Kinder werden lernen, dass alles irgendwie ihre Schuld ist.

36
    Kreolische Küche
     
    Als ich den Adressaten des neuen DORSCH -Verteilers mein Holocaust-Projekt mailte, entdeckte ich zu meinem Schrecken eine elektronische Nachricht von [email protected] in meiner Mailbox.
Lieber Mischa,
    was geht ab, Pa? Gehtsnso wo du bist?
    Ich weiß wahrscheinlich bin Ich grade nicht dein Lieblingsmensch aber, ich weiß nicht an wen ich mich sonst wenden soll. Proffessor Shteynfarb hat mich Sitzen lassen. Er hat ein Stipendium in Südfrankreich bekommen und ist einfach mitten im Semester Auf und Davon. Ich habe ihm gemailt aber er antwortet nicht und, ich habe seinen Verlag angerufen und da hat mir diese wirklich dehmliche Zicke gesagt, dass sie die Anthologie für Einwanderliteratur nicht machen werden.
    Ich glaube ich bin vielleicht von Proffessor Shteynfarb schwanger. Ich bin fast sicher, weil ich hab Kotzen müssen. Aber schlimmer ist noch wie hart ich an dem Essay gearbeitet habe wie sie uns das Haus in morrissania abgefuckelt haben und jetzt will keiner lesen, wie es mir als Kind gegangen ist und es ist allen egal. Ich dachte ich bin Anders und hätte etwas Besonderes zu erzählen, aber wahrscheinlich nicht und nein. Ehrlich das tut mir noch mehr weh als damals das Feuer und das schwanger Sein weil, einen Augenblick lang habe ich gedacht, mein Leben ändert sich.
    Wahrscheinlich sagst du jetzt Ha ha, hab ich dir doch gesagt. Gib’s schon zu! Aber ich weiß dass Du auch immer das Beste gehofft hast. Und ich weiß, du hast auf mich gesetzt und ich habe dich enttäuscht.Wahrscheinlich hast du schon eine neue Freundin und, jetzt kannst du es mir Heim zahlen.
    Na ja ich weiß nicht, was ich mit dem Baby machen soll und wahrscheinlich sollte ich es kriegen weil, es sonst Sünde ist. Schade dass du nicht hier bist, Mischa. Ich wünschte dass wäre alles nicht passiert. Wenn du mich auch nur noch ein Bisschen liebst bitte sag mir das weil es mir gerade Helfen würde.
    Ich drück dich und küsse dich,
    Rouenna
    P.S. Ich weiß du bist in Sicherheit, weil du immer überall gut durchkommst. Du bist schlauer als du denkst.
    P.S.S. Den letzten Scheck für die Studiengebühren habe ich gekriegt, Danke. Jetzt lerne ich extra viel damit ich eine super Sekerterin werde. P.S.S.S. Gleich gehe ich Wäsche waschen und habe nichts an!
    Das Gefühl der Abscheu ist mir normalerweise fremd (in meiner Welt ist alles auf seine ganz eigene Art abscheulich), aber nach Rouennas Nachricht war ich fast so weit. Nach einem Leben auf den Straßen der Bronx, nach all dem Schmerz und all der Scheiße lässt sie sich vom beknackten Jerry Shteynfarb schwängern. Wie kann man nur ohne Kondom mit einem russischen Schriftsteller schlafen? Was hat sie sich dabei gedacht? Aber ich konnte mir dennoch nicht helfen: Sie tat mir Leid. Wegen des traurigen ziegenbärtigen Wesens in ihrem Bauch, gewiss, aber vor allem wegen ihres niedergeschlagenen Tons und der Art und Weise, wie man ihr in nicht einmal zwei Monaten alle Lebenslust genommen hatte. Was sollte ich ihr sagen? War es überhaupt noch meine Pflicht, sie zu trösten? Ich schickte ihr zwei Nachrichten. Die erste:
Rouenna, ich glaube, du solltest Jerry nicht mehr »Professor Shteynfarb« nennen.
    Und dann:
Morgen früh musst du sofort zum Arzt gehen und wenn du schwanger bist, solltest du es so schnell wie möglich abtreiben lassen. Es ist miregal, was Deine
abuela
Maria sagt, du bist noch nicht reif genug, ohne Vater ein Kind aufzuziehen.
    Ich blickte aus meinem Bürofenster. Zum ersten Mal seit Tagen regnete es. Nun, da die verhasste Sonne endlich ausgeschaltet worden war, wirkte die Hauptstadt fast so mondän wie Hongkong, mit ihren stummeligen Wolkenkratzern, die sich über einem Ameisenhaufen aus Regierungsgebäuden aneinander reihten, und dem Hafen voller ausgemusterter Container. Nur die Ölplattformen in der Bucht erinnerten mich mit ihrem einzigartigen geisterhaften Leuchten an meinen Aufenthaltsort.
    Aber dort war ich nicht.
    Ich war auf dem Abschnitt der East Tremont Avenue in der Bronx,
unserem
Abschnitt, der am »El Batey Restaurant« an der Ecke Marmion Avenue beginnt und sich dann glühend heiß bis zu jenem »Blimpie«-Sandwichladen an

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