Snack Daddys Abenteuerliche Reise
Schoß Amerikas und der daraus folgenden Auslöschung als feste Gemeinschaft. Das Überangebot an präsentablen nichtjüdischen Partnern in einem Land von so verlockender Vielseitigkeit und mit so lockeren Sitten wie Amerika
macht es schwierig, wenn nicht unmöglich, junge Juden dazu zu bringen, sich zum Zwecke der Fortpflanzung miteinander zu verbinden
. Die Versuche, mit Hilfe professioneller sozialer Netzwerke und alkoholgeschwängerter »Fleischbeschau« für Juden im fortpflanzungsfähigen Alter Kontaktbörsen zu schaffen, waren nur begrenzt erfolgreich. Israel, einst ein Quell des Stolzes und der Inspiration, wird heute von einem aggressiven nahöstlichen Menschenstamm bevölkert, dessen bizarrer Lebensstil mit dem unseren gänzlich inkompatibel ist (vgl. Greenblatt, Roger: »Warum Hummus für mich einen bitteren Nachgeschmack hat«,
Annalen des modernen Judentums
, Indiana University Press). Die Zeit ist gekommen, den effektivsten, erprobtesten und zielsichersten Pfeil aus unserem Köcher zu ziehen – den Holocaust.
Selbst unter den weltlichsten jungen Juden ohne Gemeindeanschluss genießt der Holocaust einen hohen Wiedererkennungswert. Alsbei einem Test die folgenden acht für die jüdische Identität zentralen Komponenten identifiziert werden mussten – Thora, Mischna, Talmud, Holocaust, Mikwe, Weißfisch, Israel, Kabbala –, schnitt in einer Gruppe 30 betrunkener jüdischer Probanden in einem Nachtclub in den Vorstädten von Maryland nur Weißfisch besser ab als der Holocaust (vgl. Greenblatt, Roger: »Oy! Echt geil, ich bin Jude«,
Annalen des modernen Judentums
, Indiana University Press). Angemessen als Quelle von Schuld, Scham und Opferbewusstsein verpackt, stellt der Holocaust ein bemerkenswertes Werkzeug zur Herstellung jüdischen Gemeinsinns dar. Einzig die Übersättigung der Konsumenten mit der Marke »Holocaust« in den Medien und der akademischen Welt stellt ein Problem dar und erfordert immer wieder ein neues, frisches und sexy (ja,
sexy
– vergessen wir nicht, dass es hier um Geld geht) Herangehen an die Mutter aller Völkermorde.
Die junge, seit kurzem unabhängige Republik Sevo unter der Schirmherrschaft des israelfreundlichen Demokratischen Ordnungsund Reinheits-Schutzkomitees ( DORSCH ) ist ein kleiner, aber reizvoller Staat an den Ufern des schönen Kaspischen Meeres. Die sevischjüdische Freundschaft ist so tief wie das Meer und reicht weit in die Geschichte zurück. Beide Völker sind gebildet, erfüllt von Unternehmergeist, angefeindet und kämpfen mit ihren viel größeren, strunzdummen Nachbarn um Liebe, Anerkennung und angemessenen Lebensraum. Als Hitlers Unternehmen Barbarossa im Jahr 1943 auf die still ruhenden Ölvorräte des Kaspischen Meeres zudonnerte, versuchte die sevische Bevölkerung in Eigeninitiative, die alteingesessenen Juden des Landes im Sibirien Stalins in Sicherheit zu bringen. Heute stellt das Land wohl den judenfreundlichsten Ort der Welt jenseits von Brookline, Massachusetts, dar. Dieser Philosemitismus, kombiniert mit der reizvoll exotischen Landschaft, der Gastfreundschaft eines Volkes der Gerechten (recht eigentlich einer ganzen Nation von
tzadikim
) und dem Potenzial der warmen Strände, die an das mexikanische Cancún gemahnen (nur dass es hier billiger ist, viel billiger), schaffen den idealen Rahmen für eine jüdische Bildungsoffensive, die in nichts an die abgedroschenen Todesmärsche von Auschwitz-Birkenau oder an Yad Vashem erinnert.
Konzept
Markantes architektonisches Design
Das Gedenken an den Holocaust hat der Welt einige der bemerkenswertesten architektonischen Schöpfungen beschert, aber das meiste davon ist zu abstrakt und verkopft, um in den Lenden einer frigiden jüdischen Frau um die dreißig spontan den Wunsch nach Kontinuität wachzurufen. Das Kaspische Institut für Holocaust-Studien wird die Form eines gigantischen zerbrochenen Matzens annehmen, Symbol der Tragödie unseres Volkes und Erinnerung an das Pessach-Mahl, das unter allen Traumata einer jüdischen Kindheit durchweg unter den »am wenigsten zerstörerischen« rangiert (vgl. Greenblatt, Roger: »Warum habe ich ausgerechnet an diesem Abend nur ein Milligramm Lorazepam genommen?«,
Annalen des modernen Judentums
, Indiana University Press). Aus der großen Ausstellungshalle gelangt man in ein mit Titan verkleidetes Hammelbein (à la Frank Gehry), das für den Unterarm des Allmächtigen ebenso steht wie für unsere neu gewonnene rohe Kraft.
New Tribalism
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