Snack Daddys Abenteuerliche Reise
sich aufrichtete und sich den Schmutz, den er hinterlassen hatte, mit einem Erfrischungstüchlein abwischte.
»Braucht ihr Judenjungen ein bisschen Manischewitz hinter die Kiemen?«, rief sie Max und mir zu.
»Moment mal, Moment mal«, sagte Max.
»Immer locker bleiben, Alter«, sagte Rouenna zu Max, »ich war schon auf mindestens 15 Bar-Mitzvahs.«
»Bist du jüdisch?«, fragte Max.
»Nö«, sagte Rouenna. »Aber Freunde von mir.«
»Was bist du dann?«, wollte Max wissen.
»Halb puerto-ricanisch. Und halb deutsch. Und halb mexikanisch und irisch. Aber erzogen worden bin ich vor allem dominikanisch.«
»Also katholisch«, sagte Max zufrieden.
»Na ja, wir
waren
katholisch, aber dann sind diese Methodisten aufgetaucht und haben uns was zu fressen gegeben. Haben wir gesagt, na gut – werden wir eben Methodisten.«
Die theologische Diskussion rührte mich beinahe zu Tränen. Dabei rollten sie mir da schon bereitwillig und glücklich die Wangen hinunter, tropften mir mit fettem Klatschen in den Schoß, wo das zerquetschte purpurrote Insekt an seine Existenz erinnert wurde. Halb puerto-ricanisch. Und halb deutsch. Und halb mexikanisch und sonst noch was.
Nach Schichtende nahm ich sie mit auf einen Besuch in mein riesenhaftes Loft um die Ecke und gestand ihr auf lächerliche russische Weise sofort meine Liebe.
Das überhörte sie wahrscheinlich, aber meinen Lifestyle fand sie schwer beeindruckend.
»Scheiße, Jumbo«, sagte Rouenna, und ihre heisere Stimme tönte als Echo in meinem flugzeughangargroßen Quartier wider. »Ich glaube, jetzt hab ich es endlich geschafft.« Sie sah sich in meiner kleinen Kunstsammlung um. »Wozu stehen hier all diese Riesenschwänze rum?«
»Die Skulpturen? Ach, das ist für Brancusi wahrscheinlich so ein Grundmotiv.«
»Bist du ’n Arschficker?«
»Ein was? Oh, nein. Obwohl ich Homosexuelle zu meinen Freunden zähle.«
»Was sagst du da?«
»Homosexuelle –«
»Jesus, Mann. Was bist
du
denn für einer?« Sie lachte und haute mir voll in die Magengrube. »War bloß Spaß«, sagte sie. »Ich spiel bloß ein bisschen unnahbar mit dir, mehr nicht.«
»Spiel ruhig«, sagte ich und rieb mir grinsend den Bauch. »Ich mag Spielchen.«
»Wo schläfst du denn, Jumbo? Stört dich doch nicht, wenn ich dich so nenne, oder?«
»Auf dem College haben sie mich Snack Daddy genannt. Die Treppe da führt zu meinem Bett.«
Meine Bettstatt war eine Art kräftiges schwedisches Brett, das sich meiner Masse widerwillig anpasste, aber Mitleid erregend zu ächzen begann, als Rouenna und ich uns gemeinsam darauf warfen. Schon wieder wollte ich ihr meine Liebe erklären, diesmal ganz ausführlich, aber da küsste sie mich schon auf den Mund und massierte mir mit beiden Händen Brüste und Bäuche. Sie knöpfte mir die Hose auf und befreite einen Schwall schaler, abgestandener Luft. Sie zog sich zurück und sah mich traurig an.
Oh nein
, dachte ich. Aber sie sagte nur »Du bist aber süß.«
»Findest du?« Ich legte mich ganz aufs Bett, abartig schwitzend und schwabbelnd.
»Ein richtiger Herzensbrecher«, sagte sie.
»Ach was«, sagte ich. »Ich war noch nie wirklich mit einem Mädchen zusammen. Am College hat mir ab und zu mal eine einen runtergeholt. Und dabei bin ich schon fast 25.«
»Du bist einfach ein ganz, ganz lieber Typ. Behandelst mich wie eine Königin. Soll ich deine Königin sein, Snack Daddy?«
»Öh-höh.«
»Dann zeig mal, was du Mami mitgebracht hast.« Feste zog sie an dem sich bauschenden Tuch, das mir als Unterwäsche diente.
»Bitte nicht«, sagte ich und legte beide Hände schützend über mein bestes Stück. »Da gibt es ein Problem.«
»Ist dein Bübchen zu groß für mich?«, fragte Rouenna. »Für Mami kann er gar nicht groß genug sein.« Ich versuchte, ihr die Sache mit den fanatischen Chassidim und ihren unterbezahlten Handlangern im städtischen Krankenhaus zu erklären, den Schlächtern von Crown Heights. Wer beschneidet denn bitte ein 18-jähriges Männerkind in einem Operationssaal, in dem es nach gebratenem Reis und Schimmel stinkt?
Ich setzte ihr mein ganzes Gewicht entgegen, aber Rouenna rang mich nieder. Meine Unterhose zerriss. Schüchtern zog das zerquetschte purpurrote Insekt den Kopf in seinen Hals zurück.
Dem ungeübten Auge musste es so vorkommen, als wäre der Knauf des
chuj
von seinem angestammten Platz abgeschraubt und von unfähigen Nichtskönnern wieder montiert worden, so dass er nun etwa dreißig Grad Schlagseite nach rechts
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