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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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meine Weise sehr beliebt. »Snack Daddy!«, riefen die Jungen und Mädchen, wenn ich mich durch die engen Treppenhäuser auf ihre Dächer quälte. Damals leerten die Mädchen Eimer voll bitterem Sekt mit dem Strohhalm, und die Männer kippten Whisky aus Zweiliterkanistern in sich hinein und wischten sich mit ihren dünnen Schlipsen die Münder ab. Wir wollten so »urban« wie möglich sein, segelten immer haarscharf an der Karikatur vorbei und ließen unsere Augen nervös über die dunklen Ansammlungen der Mietskasernen schweifen, die sich drohend am fernen Horizont zusammenballten. Mein Platz war neben dem Tisch mit den Snacks, wo ich mich in meinem Schutzmantel aus Fett verkroch und lange Möhrenschnitze in kleine Schüsseln mit Spinat-Schafskäse-Dip tunkte. Die Mädchen betrachteten mich als vertrauenswürdigen Beichtvater, als hätte mein Gewicht mich in einen lieben Onkel verwandelt. Sie hoben mir Sektkübel an die Lippen und sangen Klagelieder von ihren Verflossenen, jenen unsicheren jungen
schlemihls
, die auch zu meinen engsten Freunden zählten und die ich doch gern für einen abendländischen Kuss mit Spinat-Schafskäse-Geschmack verriet. Abgefüllt mit Sekt, kehrte ich dann in mein grenzenloses Wall-Street-Loft zurück, zog mich aus, presste mich an die Panoramafenster und ließ die Lichter der Großstadt tief in mir aufflackern. Gelegentlich stieß ich ein arktisches Tiefseegeheul aus, das ich speziell für mein Exil entwickelt hatte. Ich nahm schützend in die Hand, was von meinem
chuj
übrig geblieben war, und weinte nach meinem Papa 5000 Meilen Nordnordost. Wie hatte ich nur den einzigen Menschen verlassen können, der mich jemals wirklich geliebt hatte? Ganz spontan entsprang die Newa dem Finnischen Meerbusen, der Nil seinem Delta, der Hudson irgendeinem wohlhabenden amerikanischen Quell, und ich war meinem Vater entsprungen.
    Ich war so einsam, dass ich laut mit den Zwillingstürmen des World Trade Centers sprach, die ich Lionja und Gawril getauft hatte, und sie anflehte, mich ihnen anzuverwandeln, auf dass ich schlank, glasäugig, still und unbesiegbar würde. Manchmal, wenn über mir ein Hubschrauber vorbeiflog, fiel ich auf die Knie und rief nach Rettung – ich wollte hinaufgezogen und über die Partydächer und die sich bauschenden Sonnenschirme auf den Dachterrassen in eine geheime Landschaft geflogen werden, ein spiegelverkehrtes New York, dessen Gebäude sich tief in die Erde gruben, deren Wasserspeicher und Mansardendächer in den Erdmittelpunkt vorstießen, so wie ich zwischen die schwitzigen Beine meiner ehemaligen Kommilitoninnen vorstoßen wollte – jener unendlich schlauen und unerschütterlichen Mädchen, gehauen aus kalifornischem Fels und römischem Tuffstein, die meinem Leben mehr Inspiration einhauchten als alle blassen marxistischen Gaben der College-Bibliothek zusammen.
     
     
    Und dann landete ich eines Tages einen Volltreffer. Und das ging so. In meiner Mittagspause kaufte ich mir gern ein paar Chicken-Parmigiana-Sandwiches und drei, vier Liter Karamelleiskrem und nahm sie mit in eine Bar in der Nassau Street, die, falls Sie mit diesem Teil Manhattans nicht vertraut sind, parallel zum Lower Broadway verläuft und in eine unerforschte vierte Dimension führt, ein Teil Melville, zwei Teile Céline. Dort spülte ich mein Mahl mit ein paar Gläschen Wodka hinunter und hielt ein Schwätzchen mit meiner Mittagspausenbekanntschaft, einem spindeldürren jüdischen Börsenmakler mittleren Alters aus Long Island, der die Hoffnung auf menschliche Wärme oder weibliche Zuwendung schon lange aufgegeben hatte. Er hieß natürlich Max.
    Die – besonders anziehende – Spezialität dieses Lokals waren die Barmädchen, die nichts als Bikinis trugen. Wenn man sich einen besonders teuren Tequila bestellte, gossen sie sich Limettensaft in ihre ausladenden Dekolletés, streuten etwas Salz darauf und ließen einen alles aufschlecken (worauf man dann seinen Tequila kippte). Heute ist der »Body Shot« ein integraler Bestandteil amerikanischen Liebeswerbens,aber damals erschien er Max und mir wie der Gipfel der Verruchtheit.
    Eines Nachmittags amüsierten wir uns mit ein paar anderen Wall-Street-Gaunern und wollten zwei blonde Barmädchen dazu überreden, einander zu küssen, wie sie es manchmal für ein hohes Trinkgeld taten, als eine Neue hereinkam, die eine künstliche Palme hinter sich herzog (alles war im tropischen Stil eingerichtet). Ich fiel ihr sofort auf. »Du liebe Scheiße!«, rief

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