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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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Uuuffah!«
    Und damit war es vorbei. Ich zog mich aus Ljuba zurück und betrachtete meinen nassen Knauf. Einer meiner Hoden war weg. Offenbar hinauf in meinen Unterleib gestiegen. »Scheiße, Ljuba«, sagte ich. »Mir fehlt echt ein Ei. Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
    »Ich war nicht gut genug für dich«, seufzte Ljuba.
    Ich popelte ein wenig da unten herum, voller Angst, der nicht existierende Gott könnte Seine freudianische Rache an mir genommen haben. Der Hoden kam wieder zum Vorschein. Mir zitterten die Hände. Humungous G sang noch immer »
I’m Busting My Nut Tonight
«. Nie zuvor hatte ich Hiphop so eklig gefunden. Außerdem gab es noch mehr zu bedenken. Ljuba. Geschlechtsverkehr. Der gnadenlose natürlicheGang der Dinge. »Oh, zum Teufel«, sagte ich. »Wir haben kein
prezervatiff
benutzt.«
    »Heute ist Montag«, sagte Ljuba. »Montags werde ich nie schwanger.« Sie baute sich aus den Fransen der Decke eine feste Burg, senkte ihren bleichen Körper in den orangenen Schutzwall, wobei sie in der Vorbereitung auf ein hübsches Nachmittagsschläfchen viele kleine postkoitale Seufzer ausstieß. Was hatte sie gesagt? Schwangerschaften montags nie? Na toll. Und warum rappte Humungous G immer noch? Ich ging zur Stereoanlage hinüber und haute mit meiner großen Patschhand darauf, aber der fette großstädtische Motherfucker hiphoppte einfach weiter.
    »Ich war nicht gut genug für dich«, wiederholte Ljuba und stellte die Anlage mit einem Klick auf die Fernbedienung ab. »Boris hat immer ein bestimmtes Geräusch gemacht. Das klang so zufrieden.«
    »Nein, es war sehr nett«, sagte ich. Ich versuchte ergebnisorientiert zu denken, wie ich es am Zufallscollege gelernt hatte. »Ich bin in dir gekommen.«
    Ich sah zu dem Foto meines Vaters neben dem Nokia-Handy-Grabstein auf, seine drei Goldzähne aus der Sowjetzeit glitzerten in der Sonne, eine glatt gekämmte schwarze Locke auf seiner Stirn formte ein spanisches ¿. Ich spürte, wie ich langsam mein von vornherein geschwächtes Bewusstsein verlor, und setzte mich aufs Bett. Ljuba gähnte ausgiebig, und wieder roch ich ihren Hammelzungenatem, was mich sofort an alle Russen erinnerte, die mir je begegnet waren – von meiner toten Großmutter, die mich im Kinderwagen am Englischen Ufer spazieren gefahren hatte, bis zu Timofej, meinem treuen Domestiken, der gerade genau dort mit dem Wagen auf mich wartete, wo ich früher ausgeführt worden war. Und alle hatten wir schon Hammelzunge gegessen. Wie allerliebst!
    »Wir können ja ein bisschen schlafen«, schlug Ljuba vor. »Unser Bett ist sehr bequem. Wie in Moskau im Marriot.«
    Unser
Bett war tatsächlich sehr bequem. Ihr
zhopa
rieb sich an meinem Rücken, so wie Rouenna sich an mir rieb, wenn ich nachts Angst hatte und nicht einschlafen konnte. Offenbar wollte Ljuba, dass ich meine Arme um ihren kleinen Körper legte. Ihr Haar roch muffig undkünstlich zugleich, wie ich es noch nie zuvor gerochen hatte. Ich stellte mir Ljuba als Frau in den Dreißigern vor, das Haar modisch aquamarin gefärbt, die Haltung gebeugt wie bei so vielen unserer vorzeitig gealterten
babuschkas
. Ob sie bis dahin überhaupt noch am Leben wäre?
    »Hoffentlich schlafen wir noch oft miteinander, Väterchen«, hauchte sie.
    Ich versuchte zu schlafen, aber es gab nichts zu träumen, abgesehen vom üblichen osteuropäischen Unsinn von einem Mann, der auf einer aufblasbaren Fantaflasche um die Welt segelt und das Glück sucht. Aber ein Gedanke blieb und wollte sich nicht verdrängen lassen.
    Das war echt nicht sehr schlau, Mischa.
    Langsam wurden rund um mich herum die Vorhänge des Bewusstseins zugezogen, grau und goldbestickt wie ein ausgehender Sommertag hier in unserem abgefuckten Venedig des Nordens.
    Echt nicht sehr schlau, du Stiefmutterficker, du Vaterhasser, du Witz von einem Mann.

12
    Alles hat seine Grenzen
     
    Zwei Stunden darauf war Ljubas Personal vor ihrer Schlafzimmertür eingeschlafen, ganz wie drinnen die Herrin. Fest hatten sie die Ohren an die Tür gepresst; noch in ihrer Abendstarre lauschten sie, ob unser Bett nicht knarrte. »Gesindel«, zischte ich den Haufen traniger Körper an. »Ihr hört eurer Herrin gerne zu, wenn sie hart rangenommen wird, was? Der Teufel soll euch holen! Es reicht! Alles hat seine Grenzen, aber echt!«
    Draußen am Englischen Ufer hockten Timofej und mein Fahrer Mamudow auf der Kühlerhaube meines Landrovers, tranken Wodka, ließen das Fußballspiel Spartak–Zenit aus den Lautsprechern dröhnen und

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