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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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uns 100 Gramm pro Kopf. »Vorsicht, hier gibt es überall Kakerlaken«, sagte Belugin. »Solche Oschis …« Er breitete die Arme aus und schenkte uns einen Blick auf seine würzigen Achselhöhlen.
    »Cirrus, Europay, Bankomat … Super-Dollar, warum bist du so einsam?«, sagte Serjoscha. Er wackelte für uns mit dem Hintern und ging.
    »Guter Junge«, sagte Belugin. »Könnten wir bei der Polizei gut gebrauchen. Alle so gut gewaschen hier. Hygiene. Ohne Hygiene keine Sittlichkeit. Nehmt euch ein Beispiel an den Deutschen.« Wir sahen zuder Touristengruppe aus Deutschen mittleren Alters hinüber, die ihre harte Währung auf unser jugendliches Land abfeuerten und uns von einer fortschrittlicheren Zivilisation kündeten. Von unten ertönte ein lautes Jubeln. Gleich würde das Unterhaltungsprogramm beginnen – muskulöse Transen, die in vollem sowjetischem Hofstaat die Pionierlieder unserer Jugend röhrten. Mir wurde ganz nostalgisch zumute.
    »Wenn ich doch nur dieses blöde Land verlassen könnte wie Serjoscha«, sagte ich.
    »Und warum kannst du das nicht?«, fragte Belugin.
    »Die Amerikaner geben mir kein Visum, weil mein Papa angeblich diesen Typen aus Oklahoma umgebracht hat. Und die EU lässt auch keine Vainbergs rein.«
    »Ach«, beruhigte mich Belugin. »Was willst du denn im Westen, junger Mann? Bald wird sich die Lage unseres Volkes bessern, du wirst sehen. Ich sage dir, in nicht einmal 50 Jahren wird das Leben hier sogar besser sein als in Jugoslawien. Weißt du, Mischa, ich war in Europa. Die Straßen sind sauberer, aber wo ist die russische
Sälle
? Verstehst du? Du kannst dich in Kopenhagen nicht mit einem Mann hinsetzen und ihm über einem Schnapsglas in die Augen sehen und dann –
schwups!
– seid ihr für immer Brüder.«
    »Bitte …«, sagte ich. »Ich möchte nach … Ich möchte –«
    »Natürlich
möchtest
du«, sagte der Hauptmann. »Was wärst du auch für ein junger Mann, wenn du nicht
möchten
würdest? Das verstehe ich sofort. Vergiss nicht, wir Alten waren auch mal jung!«
    »Ja«, sagte ich, seiner Logik folgend. »Ich bin jung. Also möchte ich.«
    »Dann will ich dir helfen, Mischa. Ich stamme nämlich ursprünglich aus der Republik Absurdsvanï. Aus Absurdistan, wie man auch sagt. Mein Blut ist russisch, aber ich kenne mich trotzdem mit den Gebräuchen des berüchtigten Svanï-Volkes aus, dieser strammen Hottentotten, dieser Kretins des Kaukasus. Nun, einer meiner Freunde in Svanïstadt arbeitet als Rat an der belgischen Botschaft. Ein Europäer von hoher Bildung und hohem Anstand. Na ja, vielleicht könnte er dir für ein kleines Handgeld die Staatsbürgerschaft für das Königreich der Flamen verschaffen …«
    »Klingt sehr vernünftig«, sagte Aljoscha-Bob. »Wie wär’s, Mischa? Mit einem belgischen Pass kommst du auf dem Kontinent überall hin.«
    »Vielleicht zieht Rouenna dann wieder bei mir ein«, sagte ich. »Vielleicht kann ich sie dann von Jerry Shteynfarb weglocken. Belgien ist voller Schokolade und Pommes, oder?«
    »Wir könnten nächste Woche runter nach Absurdistan fliegen«, sagte Aljoscha-Bob. »Ich habe da eine ExcessHollywood-Filiale. Am Montag gibt es einen Direktflug mit Aeroflot.«
    »Ich fliege
nicht
mit Aeroflot«, erklärte ich meinem Freund. »Ich bin noch zu jung zum Sterben. Wir fliegen mit Austrian Airlines über Wien. Ich übernehme alle Kosten.«
    Ich sah mich schon in einem Café in Belgien sitzen, vor einer Multikultibraut, die im Stringtanga Frankfurter Würstchen aß. Gab es so etwas in Brüssel? In New York war es gang und gäbe.
    »Also, Belugin«, wandte Aljoscha-Bob sich an den Hauptmann. »Was soll Mischa der belgische Pass kosten?«
    »Was er kosten soll? Nichts, gar nichts.« Hauptmann Belugin winkte ab. »Na, fast nichts. 100.000 Dollar für meinen belgischen Freund und 100.000 für mich als Vermittlungsgebühr.«
    »Mein Diener kommt mit«, sagte ich. »Ich brauche eine belgische Arbeitserlaubnis für meinen Timofej.«
    »Du nimmst deinen Diener mit? Wie westlich, Graf Vainberg«, sagte Aljoscha-Bob.
    »Geh zum
chuj
«, sagte ich. »Dich möchte ich mal sehen, wie du deine Socken selber wäschst, so wie ich in New York mit meiner Freundin aus der Arbeiterklasse.«
    »Kinder.« Hauptmann Belugin trennte uns. »Eine Arbeitserlaubnis ist das Einfachste von der Welt. Das macht noch mal 20.000 für mich und 20.000 für Monsieur Lefèvre von der belgischen Botschaft. Mit Jean-Michel werdet ihr euch super verstehen. Er überfährt gern die

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