Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
Vom Netzwerk:
die falsche Richtung zeigt, oder?«
    »Sevo, Svanï, alles dieselben Schwachköpfe«, sagte der Hoteldirektor plötzlich in vollendetem amerikanischem Englisch. »Nicht umsonst nennt man dieses Volk die Kretins des Kaukasus.«
    »Fragen Sie mich jetzt, was für ein Landsmann ich bin?«
    »Wir wissen beide, wo wir hingehören«, sagte Zartarian und neigte seine ausladende Nase meinem ebenso auffallenden Rüssel zu.
    Ich bot Zartarian mein türkisches Bier an, aber er lehnte höflich ab und tippte dabei an die Uhr; ein Hinweis darauf, dass ein Mann des Westens tagsüber nicht trank. »Wo haben Sie so gut Englisch gelernt?«, fragte ich ihn.
    »Ich hatte Glück«, sagte er. »Geboren in Kalifornien. Aufgewachsen in Glendale.«
    »Dann sind Sie Amerikaner!«, sagte ich. »Ein armenischer Amerikaner. Und dazu auch noch aus dem Valley. Ihr Leben ist wirklich reich gesegnet. Aber wie sind Sie bloß
hier
gelandet?«
    Seufzend stützte Zartarian den Kopf zwischen die Hände. »Ich habe die Cornell School of Hotel Administration besucht«, sagte er. »Das war der einzige Elitestudiengang, der mich nahm. Meine Mutter hatmich dazu gezwungen. Dabei wollte ich wie jeder normale Mensch zum Film.«
    Das Geräusch zersplitternden Porzellans unterbrach Zartarians Erzählungen, begleitet vom Jaulen einer Frau in irgendeiner Landessprache. »Aaaaach, ich hasse das Gastgewerbe«, sagte er. »Nie hat man Feierabend, und die Gäste im Hyatt sind allesamt Riesenarschlöcher, Anwesende ausgenommen. Weil meine Eltern aus diesem Teil der Welt kommen und ich Russisch spreche, haben sie mich hier abgeladen. Ich bin der jüngste Hyatt-Hoteldirektor der Welt. Jetzt sagen Sie mir mal, warum ausgerechnet ich so von der Weltgeschichte gebeutelt werde.«
    »Sie haben mein vollstes Mitgefühl«, sagte ich und knackte das türkische Bier, um mir die trockene, schmutzige Kehle anzufeuchten. »Auch ich bin mit meiner Herkunft geschlagen. Aber wenigstens ist Ihre Mutter stolz auf Sie.«
    »Stolz?« Zartarian massierte sich die kahlen Schläfen. »Sie hat die Suite unter mir. Sie lässt mich nicht aus den Augen. Ich stehe kurz vor dem Nervenzusammenbruch.«
    Ich empfahl dem Hoteldirektor eine Psychoanalyse, aber wir waren uns einig, dass sich in Absurdistan nur schwer ein guter Lacanianer würde auftreiben lassen. »L. A. fehlt mir sehr«, sagte er. »In der Tiefgarage habe ich einen superduper BMW Z4 stehen, aber wo soll ich denn mit dem hinfahren? Ins Kaspische Meer?«
    Da gab es noch eine offene Rechnung zu begleichen – ich war persönlich beleidigt worden. »Larry, warum nehmen die Nutten bei dir im Hotel keine Russen?«
    »Sie haben einen inoffiziellen Dienstleistungsvertrag mit KBR , Mischa. Das Geschäft boomt, das steigt den Mädchen zu Kopf. ›Keine dreckigen Russen mehr‹, sagen sie mir. ›Keine Chinesen, keine Inder. Golly Burton, sonst gehen wir wieder zurück aufs Dorf.‹«
    »Stört sich die Hyatt-Zentrale nicht an der Prostitution? Die Nutten hängen direkt vor den Penthouse-Suiten rum.«
    »Mir sind die Hände gebunden«, sagte Larry Zartarian. »Was soll ich machen? Eine uralte Handelskultur. Halliburton. Kulturrelativismus, Mischa. Wir sind in Chinatown.«
    »Ich bin einfach nur ein bisschen gekränkt«, sagte ich. »Ich hattemir das Hyatt als Hort des Multikulturalismus vorgestellt. Und dann kommt eine Nutte und nennt mich einen dreckigen Russen. Wie respektlos!«
    »Also, Mischa, da wir jetzt Freunde sind, möchte ich dir gerne eine persönliche Frage stellen. Warum hast du mit Ljuba Vainberg geschlafen? Jeder weiß, dass du ein Snob und Melancholiker bist. Aber Boris Vainbergs
Frau
rammeln – was sollte das?«
    »Woher weißt du
das
denn?«, rief ich und zog ein Tavor-Döschen aus meiner Gürteltasche. »Herrgott noch mal!«
    »Alle wissen alles über dich, Mischa«, sagte Zartarian. »Dein Vater ist hier eine legendäre Figur. Er hat KBR die 800-Kilo-Schraube angedreht, schon vergessen?«
    Ich öffnete das Tavor-Döschen, warf zwei Pillen ein und spülte sie mit dem Efes-Bier hinunter. »Das ist wirklich nicht mein Jahr«, brummelte ich. »Von mir aus kann die ganze Welt zur Hölle fahren.«
    Larry lehnte sich vor und streichelte mir die Hand unter dem Ellenbogen. »Jetzt wird alles wieder gut«, sagte er. »Ich habe mit Hauptmann Belugin gesprochen. Wir werden dir heute die belgische Staatsbürgerschaft besorgen. Wenn du es richtig angehst, zieht Rouenna vielleicht mit dir nach Brüssel. Um Himmels willen, nimm ihre

Weitere Kostenlose Bücher