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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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literarischen Ambitionen ernst. Du weißt doch, dass wir Amerikaner uns selbst verwirklichen müssen.«
    »Gutes Argument«, sagte ich.
    »Geh runter in die Beluga Bar«, sagte Zartarian. »Da speist dein Freund Aljoscha-Bob mit Josh Weiner von der amerikanischen Botschaft.«
    »Der Name kommt mir bekannt vor«, sagte ich.
    »In ein paar Minuten kommt dann so ein kleiner Eingeborener. Wir nennen ihn Trotl den Demokraten. Arbeitet hier für irgendeine Menschenrechtlergruppe. Wenn du ihm einen Truthahnburger mit Pommes ausgibst, bringt er dich zu Jean-Michel Lefèvre vom belgischen Konsulat. Du gehst einfach nach dem Mittagessen mit ihm aus dem Hotel, und ich verspreche dir, heute Abend bist du Belgier.«
    Ich gab Larry Zartarian die Hand. »Du bist wirklich sehr freundlich«, sagte ich. »Das werde ich dir nicht vergessen.«
    »Schick mir mal eine E-Mail aus Brüssel«, sagte Zartarian. Mit einer weiten Geste umfasste er sein Büro mit seinen piepsenden Computer-monitoren und Stapeln vergilbender offizieller Dokumente, wahrscheinlich alles absurdische Anträge auf ein Bakschisch.
    »Du ahnst nicht, wie beschissen es mir geht«, sagte er.

16
    Gimme Freedom!
     
    In der Beluga Bar am Pool war es brütend heiß. Ein paar Hyatt-Jungs waren dazu abgestellt worden, Eiswürfel ins Wasser zu kippen, und riesige Standventilatoren sollten unseren verschwitzten Körpern mit rotierenden Windböen Erlösung bringen. Auf der einen Poolseite stopften die glatzköpfigen männlichen Gäste des Hyatt sich mit Stör und frisch gegrillten Hamburgern voll. Auf der anderen hatten es sich die Hyatt-Nutten in grünen Clubsesseln gemütlich gemacht, fächelten einander mit der
Financial Times
von gestern Luft zu und stießen gelegentlich jaulend den Namen ihrer amerikanischen Lieblingsfirma Golly Burton aus, in Richtung der gegenüber dinierenden Ölmänner. Die Ölarbeiter, deren viele einen schweren schottischen Akzent pflegten, riefen unverständliches britisches Geturtel zurück. Obwohl mein Englisch perfekt war, verstand ich nicht, warum es einer Frau schmeicheln konnte, »
bird
« genannt zu werden.
    Aljoscha-Bob saß neben einem jungen Mann in Khakihosen und gestreiftem Polohemd, der mit skeptischem Blick die große Hyatt-Speisekarte studierte und mit dem Finger die Spalte mit den Preisen abfuhr. Seine Herpesblase erinnerte entfernt an die eiszeitliche Schlucht, die sich durch den Lehrgarten des Zufallscollege zog. Auf dem Weg an den Tisch wollte mir sein Name nicht mehr einfallen. Es gibt eine Klasse von Amerikanern, billige, schwuchtelige Oberklasse, deren Angehörige ich einfach nicht auseinander halten kann. »Josh?«, sagte ich. »Josh Weiner?«
    Er sah auf in den Schatten, der sich über ihn warf. »Snack Daddy?«, sagte er. »Also wirklich! Bob hat mir gerade erzählt, dass du hier unten bist. Was geht ab, Big Bird?«
    »Jahrgang 94, stimmt’s? Du hattest die Zweiquadratmeterbude an der College-Street. Wie hieß noch gleich deine Verbindung?«
    »
›Ghetto Fabulous House‹
«, sagte Weiner. Wir klatschten sehr urban in die Hände, stießen die Fäuste aneinander und knallten uns mit einer gespielten Zeigefingerpistole ab.
    »Weißt du noch, wie dir die Erstsemester vor den Zwischenprüfungen immer den Wanst gerieben haben, weil sie dachten, das bringt Glück?«, fragte Weiner. »Lässt du mich schnell mal reiben, Snack?«
    An das Bauchreiberitual konnte ich mich nur allzu gut erinnern. An die Erniedrigung durch die vielen weißen Hände, die im Speisesaal im Vorbeigehen über meine Schwimmringe strichen. Wie ich all diese Noahs und Joshs und Johnnys angefleht hatte, damit aufzuhören! »Es wäre mir lieber, du lässt das«, sagte ich. »Das verstärkt bei mir gewisse Verhaltensmuster, sagt mein Analytiker. Frühkindliche Erinnerungen und so. Ich fühle mich missbraucht.«
    »Oh Mann«, sagte Weiner. »Hey, Snack, eben habe ich Bob gefragt, ob ihr noch Kontakt zu Jerry Shteynfarb habt. Ich fahre voll auf
Der russische Dilettant wirft das Handtuch
ab. Irre komisch. Und so tiefgründig. Genau die richtige Mischung. Der Alte ist voll durchgestartet!«
    Die Erwähnung meines Nebenbuhlers gleich nach dem Bauchreiben nahm mir den Rest an großzügiger Stimmung. »Höre, du bist jetzt beim US -Außenministerium«, spuckte ich Weiner an. Dem jungen Diplomaten rutschte fast der Stuhl unter seinem zart gebauten Ostküstenkörper weg. Am Zufallscollege, dessen Absolventen in erstaunlicher Zahl an die Küsten Oregons zogen und

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