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Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Snack Daddys Abenteuerliche Reise

Titel: Snack Daddys Abenteuerliche Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Shteyngart
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überall war Marmor drauf, von den Schreibtischen bis zu den Nachttischchen, vom Waschbecken im Bad bis zum Couchtisch. Plötzlich glaubte ich mich schon in Europa, murmelte »Belgien«, fiel auf die Knie, rollte mich auf dem Boden, genoss das herrliche Gefühl des Plüschteppichs, der meine Brüste sanft umspielte und mir den Wanst hielt, und warf mich in Morpheus’ Arme.

15
    Golly Burton, Golly Burton
     
    Im Traum erschien mir Rouenna. Sie stand auf einer herbstlichen Wiese, die Sonne hinter ihr war fast schon untergegangen, die Locken ihrer wilden dunklen Mähne erstrahlten abwechselnd blond und braun. Sie, deren Garderobe normalerweise ein Fest der hautengen Push-up-Kultur war, trug nun einen einfachen blauen Overall, in dem ihr Körper seine Konturen verlor. Ihre Teint war rosa und kindlich geworden, was mich glauben ließ, dass Shteynfarb sie schon geschwängert hatte. In der Ferne leuchteten auf einer zwischen zwei Birken gehängten Neonreklame Wörter auf. EVROPA . Dann AMERIKA . Dann RASHA .
    Rouenna hielt mir einen polierten grünen Apfel hin. »Acht Dollar«, sagte sie.
    »Ich zahle keine acht Dollar für einen Apfel«, sagte ich. »Du behandelst mich schlecht, Rouenna.«
    »Dies ist der beste Apfel der Welt«, sagte sie. »Er schmeckt wie eine Birne.« Ihr Akzent war gebildet und klang nach Ostküste, ihr Gesicht strahlte gefühllos, als wäre sie plötzlich reich geworden. Sie hielt mir den Apfel direkt vor die Brust, und er schwebte ihr aus der Hand. Trockene Klimaanlagenluft wehte mir ins Gesicht und ließ mich mit den Zähnen klappern. Ich wollte wissen, wo die Kälte herkam, und sah mich um, aber da war nichts als verfilztes gelbes Gras.
    »Ich meide jetzt alle gesättigten Fettsäuren«, sagte ich. »Keine tierischen Fette mehr. Ab jetzt esse ich nur noch Slow-Food. Ich werde abnehmen. Du wirst schon sehen.«
    »Acht Dollar«, beharrte Rouenna.
    Ich griff mir mit der Hand ans Herz, zog exakt acht US -Dollar heraus und reichte sie ihr. Unsere Hände berührten einander kaum. »Was muss ich tun, dass du mich wieder liebst?«, fragte ich.
    »Beiß ab«, sagte sie.
    Der Apfel spülte mir Frische in den Mund, als hätte ich in die Farbe Grün gebissen. Wie versprochen, schmeckte er nach Birne, aber da waren auch Spuren von Rosenwasser und Weißwein und der rosigen Wange meiner schönen Mutter. Vor Erstaunen erstarrte mir der Gaumen, wie von einem unsichtbaren Eiswürfel gestreichelt. Ich wollte sprechen, aber aus meiner Kehle kam nur ein Gurgeln. Ich wollte Rouenna umarmen, aber sie hob die Hand und ließ mich innehalten.
    »Sei ein Mann«, sagte sie.
    Ich gurgelte noch ein wenig und schlug mit den Armen vor mir in die Luft.
    »Mach mich stolz«, sagte sie.
     
     
    Ich erwachte in einer Pfütze aus Sabber, der mir aus beiden Mundwinkeln geronnen war. Noch immer lag ich auf dem Boden unseres Penthouse im Hyatt, die Arme weit ausgebreitet wie Jesus, als es mit ihm zu Ende ging. »Ich hab dich auf den Rücken gedreht«, sagte Aljoscha-Bob. »Du warst am Ersticken.«
    Offenbar war schon der nächste Morgen angebrochen, Licht durchflutete unsere Holz-und-Marmor-Suite, es war, als wohnten wir in einem goldenen Humidor. In meinem Schlafzimmer sortierte Timofej meine klassischen Puma-Jogginganzüge und mein Sortiment von Angstlösern. Aljoscha-Bob hatte seine Sachen schon penibel auf amerikanische Art auf einer Anrichte ausgelegt, die Unterhosen zweimal gefaltet, die T-Shirts zu fast exakten Quadraten. »Hier ist eine Nachricht von Zartarian, dem Hoteldirektor«, sagte er. »Der Kontaktperson, die Belugin dir genannt hat.«
Verehrter, hochangesehener Mischa Vainberg,
    unsere Freud, dass sie sich für unser Haus Park Hyatt Svanï City entschieden haben, kennt kaum noch Grenzen. Wir waren sehr GeliebteIhres Vaters. Nun ist er tot und unser Schiff auf Grund gelaufen. Sollte es Ihnen angenehmst sein, besuchen Sie bitte unsere Wandelhalle und fragen Sie dort nach Ihrem Treuen Diener, Larry Sarkisowitsch Zartarian.
    Ich las Aljoscha-Bob den Zettel laut vor, wobei ich mit einer gewissen kindischen Grausamkeit den sicher schweren Akzent des Hotel-managers nachahmte. »Und wann werde ich jetzt endlich Belgier?«, fragte ich.
    »Das musst du mit Zartarian regeln«, sagte Aljoscha-Bob und wies mir die Tür.
    Sobald ich in den Flur trat, fand ich mich von einer großen sonnengebräunten Schönheit mit knisternden Lippen belagert, der das hautenge Leibchen kaum bis an die Hot Pants reichte. »Golly Burton, Golly

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