Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
Vom Netzwerk:
nicht selbst Hand an, der guckt lieber zu. Bisher hat er die Mädchen nicht mal mit dem kleinen Finger angerührt, also warum sollte er ihnen plötzlich an die Gurgel gehen? Nein, ich interessiere mich weniger für ihn als für seine Sammlung.«
    » Aber das ist ja widerlich.«
    » Witzig, genau dasselbe hat Imelda Couper auch gesagt. Dann mal los.«
    Sie stiegen die Treppe zum ersten Stock hinauf, wo Narey dreimal entschieden anklopfte. Kurz darauf näherten sich leise Schritte, die direkt vor ihnen verstummten. Ein Schatten verdunkelte den Spalt unter der Tür. Die Schritte zogen sich nicht zurück, aber die Tür öffnete sich auch nicht.
    » Machen Sie schon auf, Johnny«, sagte Narey mit sanfter Stimme.
    Eine kurze Pause, bevor sie hörten, wie die Kette gelöst und der Riegel zurückgeschoben wurde. Die Tür schwang nach innen. Vor ihnen stand ein Mann Anfang fünfzig mit rotblondem Haar und Edelstahlbrille, der sich schon ein paar Tage nicht mehr rasiert hatte. Wäre es nicht gerade Gummi-Johnny gewesen, hätte man seine Gesichtsbehaarung sogar als schicken Dreitagebart durchgehen lassen können. Er trug ein dunkles, ausgebeultes T-Shirt, und unter seiner ausgeblichenen Jeans ragten Pantoffeln hervor. Narey hatte er offenbar erkannt, aber Corrieri beäugte er misstrauisch.
    Er sagte nichts, sondern drehte sich um und ging den Flur hinunter, gefolgt von den beiden Detectives. Johnny hatte sich schon lange abgewöhnt, an der Tür einen Aufstand zu machen.
    Mit einem Wink forderte er sie auf, auf dem Sofa Platz zu nehmen, bevor er sich in einen abgewetzten Sessel sinken ließ. » Was wollen Sie von mir?«
    » Ich freu mich auch, Sie zu sehen, Johnny«, sagte Narey.
    Petrie musterte sie. » Ich erinnere mich. Sie sind Detective Sergeant…« Er verstummte.
    » DS Narey«, half sie ihm auf die Sprünge. » Und das ist DC Corrieri.«
    Er brachte ein unmerkliches Nicken in Corrieris Richtung zustande. » Und was wollen Sie von mir? Ich habe nichts Unrechtes getan. Wie oft muss ich Ihnen das denn noch erklären? Der Richter hat bestätigt, dass keine sexuelle Belästigung vorliegt, solange ich mich den Mädchen nicht nähere. Außerdem habe ich die Proben alle im öffentlichen Raum aufgefunden.«
    Narey wusste, dass es ihrer Kollegin genauso ging wie ihr. Beide lächelten im Stillen über Petries lächerlichen Juristenjargon, den er sich im Laufe der Jahre angeeignet hatte, während es ihnen angesichts seines kleinen Hobbys gleichzeitig kalt den Rücken runterlief. Der senile Richter konnte sagen, was er wollte– Gummi-Johnny war und blieb ein hochkarätiger Widerling.
    » Das wollen wir doch gar nicht bestreiten, Johnny«, tröstete Narey ihn. » Wir wollen Ihnen nichts anhängen. Ganz im Gegenteil, wir brauchen Ihre Hilfe. Wir würden uns gerne ein, zwei Proben aus Ihrer Sammlung anschauen.«
    » Nein. Nein. Niemals. Nein. Der Richter hat gesagt, ich tue nichts Unrechtes. Das dürfen Sie nicht. Nein.« Er wurde immer hysterischer.
    » Ruhig, John, ruhig. Alles ist gut. Wir wollen Ihnen Ihre Sammlung nicht wegnehmen. Aber wenn uns eine Ihrer Proben in einem bestimmten Fall weiterhelfen könnte, dürfen wir sie konfiszieren.«
    » Das ist doch scheiße. Das ist doch scheiße. Ich will den Durchsuchungsbefehl sehen. Ohne Durchsuchungsbefehl geht gar nichts. Das geht nicht. Nein.«
    » Ach, Johnny. Sie wissen doch, wie’s läuft«, sagte Narey in etwas schärferem Tonfall. » Wenn ich jetzt gehen muss, komme ich mit einem Haufen Papierkram und richtig schlecht gelaunt zurück. Deshalb geben Sie uns lieber gleich, was wir wollen. Wo wir schon mal da sind.«
    Petrie wirkte nicht recht überzeugt. Seine Augen huschten zwischen den beiden Detectives hin und her, als würde er hinter Nareys Worten ganz andere Hintergedanken vermuten.
    » Mit Ihnen persönlich hat das alles nichts zu tun, John«, meldete sich Corrieri zu Wort. » Wir brauchen nur Ihre Hilfe. Irgendwer ist auf ein Mädchen losgegangen, eine wirklich schlimme Geschichte. Wir wollen den Typen fassen, und dabei müssen Sie uns helfen.«
    » Also bin ich nicht in Schwierigkeiten?«
    » Nein, Johnny, überhaupt nicht«, sagte Narey.
    Gummi-Johnny stand auf, kratzte sich am Kopf und setzte sich wieder. Stand noch einmal auf, nickte ihnen zu und ging zu einer Tür, die in einen anderen Raum führte.
    Er trat ein und hielt ihnen die Tür auf, bis sie sich zu dritt in der kleinen Küche seiner winzigen Wohnung drängten. Wortlos marschierte er über das ausgetretene

Weitere Kostenlose Bücher