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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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wieder im Labor, wie ein ungezogener Schüler, der vor der Rektorin erscheinen musste.
    » Okay, er ist dabei«, sagte sie. » Ich hab ihm keine direkten Versprechungen gemacht, aber ich glaube, jetzt rechnet er sich gute Chancen aus. Falls du weißt, was ich meine.«
    Winter wusste es sogar sehr genau. Er spürte, wie ihm die Eifersucht einen stahlkappenharten Tritt in die Eier verabreichte. Wie unpassend. » Also rufst du mich an, wenn er was findet?«
    » Ja, wenn. Aber das wird wahrscheinlich bis morgen dauern. Und jetzt verzieh dich. Na los. Ich hab zu tun.«
    Damit widmete sie sich wieder ihrem Mikroskop. Winter war nicht mehr erwünscht.
    » Tony?«, rief sie ihm hinterher, als er zur Tür ging.
    » Ja?«
    » Ich hoffe, Addison wird wieder. Wirklich. Ich weiß nicht, was da gelaufen ist, ich kenn nur die Gerüchte. Aber egal, was davon stimmt– ich hoffe, er kommt durch.«
    Mit einem stummen Nicken schloss er die Tür.

35
    Mit dem Anruf, der sie frühmorgens im Büro erreichte, hatte Narey schon gerechnet, sie hatte beinahe darauf gehofft– doch er brachte mindestens so viele Probleme mit sich wie Vorzüge. Da Addison außer Gefecht und Jan McConachie tot war, war das Team » Nachtschwalbe« um zwei Mitglieder ärmer. Alex Shirley brauchte sie.
    Wenn es nach Narey gegangen wäre, wäre sie von Anfang an Teil der Ermittlungsgruppe gewesen. Gleichzeitig machte es ihr Angst, denn sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie es ihre Vorgänger erwischt hatte. Und das war noch nicht alles. Wer auch immer auf Addison und McConachie geschossen hatte, hatte die Telefone von Sturrock und anderen Dealern und damit auch ihre Nummer. Ihren Namen. Es war ein Fehler gewesen, Tony letzte Nacht davon zu erzählen. Was sollte er mit dieser Information anfangen? Und jetzt lag er ihr auch noch ständig in den Ohren, sich aus allem rauszuhalten. Da kannte er sie aber schlecht.
    Außerdem stand sie nun unter erheblichem Druck, den Mord an Oonagh McCullough möglichst schnell abzuwickeln. Shirley hatte nicht groß drum herumgeredet: Im Vergleich zum dunklen Engel war der Fall mehr als unwichtig. Notfalls müsste man ihn auf die Warteliste setzen. Aber nicht mit Narey. Ja, sie wollte unbedingt am Scharfschützenfall arbeiten, zumal es dabei auch um ihren eigenen Kopf ging. Aber die Vorstellung, Oonagh aufzugeben und die McCulloughs ohne Antworten zurückzulassen, fand sie unerträglich.
    Deshalb musste sie noch mal ganz von vorne anfangen. Sie war in eine Sackgasse geraten. Oonaghs Eltern hatten ihr kaum weiterhelfen können, Pamela hatte ihr alles gesagt, was sie wusste oder zu sagen bereit war, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als sich persönlich durch die Überwachungsbänder aus der fraglichen Nacht zu quälen. Addison hatte sich das Zeug bereits reingezogen, aber das war kein Grund, es nicht noch einmal zu versuchen. Sonst hatte sie nichts in der Hand, und man konnte ja nicht ausschließen, dass der DI etwas übersehen hatte.
    Plötzlich meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Addison kämpfte mit dem Tod, und sie hatte nichts Besseres zu tun, als an ihm zu zweifeln. Andererseits hatte er wahrscheinlich nur an Quinn und Caldwell gedacht, als er vor der Monitorwand gehockt hatte, was seiner Konzentration nicht gerade zuträglich gewesen sein dürfte. Scheiße, dachte sie, hoffentlich kommt er durch.
    Jetzt musste sie dieselbe zähe, deprimierende Vorstellung über sich ergehen lassen wie er. Außer ihr war nur WPC Imelda Couper im Raum, die das Videosystem bediente. Die Bild-für-Bild-Analyse der verhuschten Gestalten auf ihren Schleichpfaden durch den Rotlichtbezirk schlug ihnen beiden auf den Magen. Nur die Aussicht, vielleicht einen dieser Perverslinge hinter Gitter zu bringen, machte das Ganze halbwegs erträglich.
    Sie sahen sich jede Sekunde der halben Stunde vor und nach Oonaghs geschätztem Todeszeitpunkt an. Nichts. Nur schemenhaft erkennbare Freier und vorbeifahrende Autos, und natürlich kein brauchbarer Hinweis auf einen Mörder inmitten der üblichen Kundschaft.Aber Narey hatte keine andere Sp ur, un d deshalb musste sie es durchziehen. Sie machte sich spärliche Notizen und hoffte das Beste.
    Als die beiden halbstündigen Zeitfenster durch waren, bat Narey die Kollegin, dreißig Minuten früher einzusetzen, also eine volle Stunde vor der Ermordung. Danach stand die volle Stunde nach der Tat an. Alles in allem würden sie hier drinnen mindestens drei Stunden verbringen. Nareys Hintern wurde allmählich taub,

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