Snapshot
Linoleum zu einer hohen Kühl-Gefrier-Kombination in der Ecke, legte eine Hand auf die Tür und drehte sich noch einmal um.
» Wenn ich Ihnen helfe, nehmen Sie nur die eine Probe mit?« Er starrte Narey an. » Den Rest darf ich behalten?«
» Nur die eine Probe, John. Der Rest interessiert uns nicht im Geringsten.«
Damit gab er sich zufrieden. Mit einem Nicken öffnete er die Kühlschranktür, und als er einen Schritt zurückwich, um den Blick auf seinen Schatz freizugeben, wirkte er beinahe stolz. Es war unglaublich.
Das Innere des Kühlschranks war in vier weiße Plastikfächer in gleichmäßigen Abständen eingeteilt. Im obersten befanden sich zwei Fertiggerichte aus dem Supermarkt, ein Marmeladenglas und eine Margarine. In den anderen drei lagen nichts als ordentlich aufgereihte und versiegelte Ziploc-Gefrierbeutel mit beschrifteten Etiketten, rund ein Dutzend pro Fach. Jede Tüte enthielt ein unförmiges Etwas, das bei näherem Hinsehen als gebrauchtes Kondom zu erkennen war.
Die Anordnung der Tüten schien einem strengen System zu folgen. Sie überlappten sich jeweils um dieselben paar Zentimeter, die nummerierten Klebeetiketten waren immer in der linken oberen Ecke angebracht worden, und auch die verschiedenen Farben, in denen die akkuraten Ziffern verfasst waren, hatte Petri offenbar nicht nach dem Zufallsprinzip ausgewählt.
In der Tür standen zwei Dosen Bier und eine fast leere Milchflasche.
Als Narey Corrieris Gesichtsausdruck bemerkte, hätte sie beinahe gelacht. Ihre Kollegin sah aus, als wäre sie Johnny am liebsten auf der Stelle mit einer rostigen Schere an die Eier gegangen.
Corrieri stand einen Schritt vor Narey. Jetzt streckte sie die Hand aus.
» Nein! Nicht! Nicht anfassen!«, krächzte Johnny und schob sich zwischen Corrieri und den Kühlschrank. » Da hat alles seine Ordnung. Bitte nichts durcheinanderbringen.«
Als Corrieri ein Kichern herausrutschte, erntete sie einen bösen Blick von Johnny und Narey. Ihre Vorgesetzte versuchte, die Situation zu retten.
» Für Johnny ist Ordnung sehr wichtig. Stimmt doch, John?«
» Ordnung ist wichtig«, bestätigte er. » Alles muss an seinem Platz sein.«
» Und wie sollen wir dann…«, fing Corrieri an.
Narey schnitt ihr das Wort ab, indem sie Johnny ein Foto unter die Nase hielt– das Foto von Oonagh McCullough, das sie von den Eltern bekommen hatte. » Kennen Sie das Mädchen, Johnny?«
Zunächst runzelte er die Stirn, doch nach ein paar Sekunden nickte er. » Muss ein altes Foto sein, aber das ist Melanie.«
» Genau. Haben Sie vielleicht auch ein paar… Proben von ihr?«
Wieder nickte Petrie. » Ja, drei«, antwortete er, ohne eine Sekunde zu überlegen.
» Und wann haben Sie die letzte genommen?«
Ein kurzer Blick an die Decke, dann: » Samstagnacht.«
» Sicher?«, fragte Corrieri.
Er starrte sie wütend an. » Selbstverständlich. Ich habe ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Außerdem steht das alles im Protokoll.«
» Könnten wir das Protokoll vielleicht kurz sehen?«, erkundigte Narey sich. » Es ist wirklich wichtig.«
Johnny nickte und öffnete eine abgeblätterte Holzschublade, griff vorsichtig hinein, zog ein schwarzes Ringbuch heraus und legte es aufgeschlagen auf den Tisch.
Spalten über Spalten, ausgefüllt in derselben peinlich akkuraten Handschrift, die sie schon von den Kondomtüten her kannten. Johnny hatte jeweils die Probennummer, das Datum, die Uhrzeit, den Ort, das Mädchen und den Kunden notiert.
Sein Zeigefinger fuhr eine Spalte ab und hielt an einer Stelle inne. » Melanie.«
Ihre Augen wanderten die entsprechende Zeile entlang.
Nummer 476. Samstag, 10. September. 23.24 Uhr. Wellington Lane. Melanie. Mann im schwarzen Anorak.
» Sie haben den Kunden also nicht gekannt, Johnny?«
» Ich hab ihn schon ein paarmal gesehen, aber besonders oft lässt er sich nicht blicken. Kein richtiger Stammkunde.«
» Können Sie ihn eventuell beschreiben?« Narey wollte nur sein Ego streicheln. Natürlich konnte er ihn beschreiben.
» Selbstverständlich. Ziemlich groß, knapp eins achtzig vielleicht. Kurze Haare. Hatte einen schwarzen Anorak und dunkle Hosen an. Normaler Körperbau. Aber es war sehr dunkel, und er hat sich immer im Schatten gehalten.«
» Und was haben Sie genau gesehen? Bitte keine falsche Zurückhaltung, John.«
» Na ja, ich hab sie nicht wirklich… dabei gesehen. Als sie in die Gasse gegangen sind, hat sich der Typ dauernd umgeschaut. War ziemlich nervös. Deshalb bin ich an der Ecke
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