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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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nicht wert, dass du deshalb Schwierigkeiten bekommst. Kapiert?«
    Danny war der schlaueste Mann, den Winter kannte.
    » Keine Sorge, ich pass schon auf. Aber woher wusstest du…«
    » Sorry, Tony, aber ich war nicht jahrzehntelang bei der Truppe, um mich auf meine alten Tage von dir verarschen zu lassen.«
    Er musste lachen. » Hast recht.«
    » Pass auf dich auf, Junge. Und wenn du mich brauchst– du weißt, wo du mich findest.«
    Winter bedankte sich und legte auf.
    Fünf Minuten später saß er im Auto. Sonst hätte er es sich am Ende noch anders überlegt. Erst vor einer Stunde hatte er mit Cat gesprochen, aber ihm kam es vor wie eine Ewigkeit. Es ging raus nach Dennistoun, mal wieder. Seine Hände klammerten sich fester ums Lenkrad. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete.
    Was er gleich tun würde, war grundfalsch. Aber er hatte keine Alternative. Er hatte keine Wahl, weil Addison im Krankenhaus lag und Rachel ihm bald dorthin folgen würde. Im günstigsten Fall.
    Auf der Alexandra Parade bog er hinter Alberto’s Café rechts ab, fuhr aber nicht direkt weiter in die Whitevale Street, sondern über den Ingleby Drive in die Whitehill Street, wo die McCabes lebten. Die Whitehill verlief parallel zur Whitevale, und irgendetwas drängte ihn dazu, auf dem Weg bei den McCabes vorbeizuschauen, um sich über seine Gefühle und Absichten klar zu werden.
    Als er an dem roten Backsteinbau ihres Mietshauses vorbeirollte, warf er einen Blick hoch zum zweiten Stock. Vielleicht saß Rory gerade vor seiner Playstation, die Krücken neben sich ans Sofa gelehnt. Vielleicht machte seine Mum ihm gerade einen Tee. Und vielleicht war auch sein Kumpel Lee ganz in der Nähe, der Sturmhaubenträger, dem schon mal die Stiefel ausrutschten.
    Vor ihm erhob sich der Kirchturm, dahinter lag die Duke Street. Vorne an der Kreuzung stauten sich die Autos, wahrscheinlich standen sie fast die ganze Straße runter. Obwohl es ein Umweg war, reihte Winter sich in die Autoschlange ein. Er schob die Entscheidung vor sich her, solange er konnte. Links glitt eine SB -Reinigung und die Neptune-Pommesbude an ihm vorüber, rechts das Coia’s Café, dann bog er schließlich in die Duke Street ein.
    Die Straße war völlig verstopft. Instinktiv reagierte er genervt, aber im Grunde war ihm jede Verzögerung recht. Endlich sprang die Ampel um. Er schob sich vorbei an Billigshops, Sonnenstudios, Alkoholläden und Wettbüros, an Friseuren und an einem Greggs, bis er endlich links in die Whitevale entkommen konnte, vorbei an der anderen Seite der Kirche und die Straße hinauf.
    Er hielt vor einem vierstöckigen Gebäude aus blassem Stein, das man anscheinend erst vor Kurzem ohne Rücksicht auf Verluste restauriert hatte. Nur die Ruhe, sagte er sich, atmete tief ein und drückte die Klingel mit dem Namen McKendrick. Nach ein paar unendlichen Sekunden knackte die Sprechanlage, und eine müde Stimme meldete sich.
    » Ja?«
    » Hallo, Mrs. McKendrick? Ich hoffe, ich störe nicht…«
    » Wer ist da?«
    » Hier ist Tony, ein Freund von Ryan. Wir haben uns mal kennengelernt, aber das ist schon ein paar Jahre her.«
    » Ah. Tut mir leid, aber Ryan ist nicht da.«
    » Ich, äh, ich hab das von Kieran gehört und ich…«, stotterte er.
    » Oh.«
    » Und ich dachte mir, ich… ich sollte vielleicht… mein Beileid, Mrs. McKendrick.«
    » Danke.«
    » Ich wollte nur kurz bei Ihnen vorbeischauen…« Winter ekelte sich fast schon vor sich selbst.
    » Ja, kommen Sie doch bitte rauf.«
    Der Türöffner plärrte, Winter lehnte sich gegen die Tür. Im Treppenhaus war es so dunkel, dass die Wände mit ihren angegrauten gelblichen Keramikfliesen und ihrem eigenwilligen Art-déco-Muster kaum zu erkennen waren. Vor hundert Jahren war so was bestimmt topmodern gewesen, aber er fand es nur noch hässlich. Die Treppe schlängelte sich in den zweiten Stock hinauf, wo Rosaleen McKendrick ihm bereits die Tür aufhielt.
    Eine kleine Frau mit müdem Gesicht und geröteten Augen, die ihn eindringlich musterten. Wahrscheinlich fragte Mrs. McKendrick sich, wann sie ihn schon mal gesehen hatte. Winter hatte das Gefühl, dass ihre Türschwelle bereits ganz schön ausgetreten war und dass sie längst genug hatte von den vielen Besuchern.
    » Ich glaube, jetzt erinnere ich mich an Sie, Tony«, sagte sie netterweise. » Die Jungs haben ja so viele Freunde. Da kenn ich mich gar nicht mehr aus, vor allem bei denen von früher.«
    Ihre Stimme klang zerbrechlich, zermürbt von langen Kämpfen.

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