Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
Vom Netzwerk:
hörte er, wie die Tür ins Schloss gedrückt wurde. Erst als er aus dem Haus war und das Auto aufgesperrt hatte, atmete er wieder durch. Er wagte nicht, noch einen Blick auf das Fenster der McKendricks zu werfen.
    Schnell ließ er den Motor an, fuhr ein paar Hundert Meter weit und bog in die nächstbeste Parklücke ein, die Hände ums Steuer gekrallt, um der Versuchung zu widerstehen, die Stirn aufs Lenkrad zu rammen. Addison hatte ihm mal geraten, keine Fragen zu stellen, auf die er keine Antworten wusste. Addy.
    Aber Addy hatte Mrs. McKendrick nicht über Grahamston ausgehorcht, und Rachel konnte er ebenfalls ausschließen. Der eine war zu groß, die andere zu weiblich. Blieb ein Riesenhaufen anderer Cops.
    Obwohl es spät war, zog Winter sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer der Intensivstation. Die Leute da waren es gewohnt, rund um die Uhr mit Anrufen besorgter Angehöriger bombardiert zu werden. Als sich eine junge Frauenstimme meldete, gab er sich als Verwandter aus, und anscheinend klang er ziemlich überzeugend. Vielleicht weil er sich tatsächlich wie ein Verwandter fühlte.
    » Mr. Addison ist weiterhin stabil«, sagte die Schwester, als sie zum Telefon zurückkehrte.
    Winter erwiderte nichts.
    » Das ist eine gute Nachricht«, fuhr sie fort, als hätte sie seine Angst gespürt. » Gestern haben wir uns noch große Sorgen gemacht, aber er hat sich durchgebissen, und jetzt sagen die Ärzte sogar, dass er vielleicht bald wieder selbstständig atmen kann.«
    » Wirklich? Das ist ja… das… Danke. Vielen Dank.«
    » Aber es geht ihm immer noch sehr schlecht«, korrigierte sie schnell. » Sein Zustand ist stabil, aber ernst. Ich will Ihnen keine…«
    Doch es war zu spät– sie konnte die erste gute Nachricht, die er seit langer Zeit zu hören bekommen hatte, nicht mehr zurücknehmen. An irgendetwas musste er sich festhalten, wenn er die nächsten paar Stunden überstehen wollte.
    Er warf einen Blick auf die Uhr: schon fast halb zwölf. Um die Zeit war wahrscheinlich niemand mehr im Büro. Aber selbst wenn, davon würde er sich auch nicht abhalten lassen. Andererseits wäre es ihm lieber, wenn ihn niemand fragte, was er hier wollte und wo er den ganzen Tag gesteckt hatte.
    Die Alarmglocken, die beim Anblick der ausgedruckten Fotos in Winters Kopf losgegangen waren, gaben gar keine Ruhe mehr, seit Rosaleen McKendrick das Wort » Polizist« erwähnt hatte. Er durfte ihr Klingeln nicht mehr ignorieren. Egal wie verzweifelt er sich einredete, dass er diese Theorie von vornherein ausschließen konnte. Egal was für beängstigende Folgen sie nach sich zog.
    Als sein Handy durch die nächtliche Stille schrillte, hätte er vor Schreck fast geschrien. Doch auf dem Display blitzte der Name auf, den er sich erhofft hatte. Er hob ab und antwortete leise.
    » Danny. Hast du sie?«
    » Ich hab sie. Sie ist in Sicherheit, Junge.«
    » Was hast du ihr gesagt?«
    » So viel wie nötig. Mann, mit der ist echt nicht zu spaßen. Aber keine Sorge, ich hab nicht mit mir reden lassen.«
    » Wo ist sie jetzt?«
    » Das verrat ich dir lieber nicht. Was du nicht weißt, kannst du auch nicht ausplaudern.«
    Das erschien ihm logisch, auch wenn es ihm nicht in den Kram passte. » Alles klar. Ich bring die Sache in Ordnung, so schnell ich kann.«
    » Lass es ruhig angehen, Tony. Ich kümmere mich gern noch eine Weile um die junge Dame.«
    » Muss ich mir Sorgen machen, Onkel Danny?«
    » Worauf du Gift nehmen kannst. Im Ernst, Tony, beeil dich ein bisschen– aber schau, dass es danach auch wirklich in Ordnung ist. Und pass auf dich auf. Versprochen?«
    » Ja.« Als könnte er das versprechen. Winter hatte nur eine ungefähre Vorstellung von seinem weiteren Vorgehen und erst recht keine Ahnung, ob es funktionieren würde.
    » Ich weiß, ich hab dir das schon mal gesagt«, meinte Onkel Danny, » aber du solltest damit zu Alex Shirley gehen. Rachel denkt übrigens genauso. Sie wollte sofort mit dir zusammen hingehen, aber ich hab ihr gesagt, dass wir dir vertrauen müssen. Ich weiß selbst nicht warum. Also enttäusch mich nicht, Junge.«
    » Danke für dein Vertrauen, Danny, aber ich kann nicht zu Shirley gehen. Weder zu ihm noch zu irgendeinem anderen Cop.«
    » Warum nicht?«
    » Ich muss jetzt los. Hab zu tun. Pass gut auf Rachel auf, ja?«
    Danny wollte noch etwas sagen, aber Winter war schon weg.

43
    Um kurz nach Mitternacht kam Winter in der Pitt Street an. Auf den Fluren lungerten noch ein paar Cops herum, doch er

Weitere Kostenlose Bücher