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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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Wer ist da?«
    » Tony, der Freund von Ryan. Ich war heute schon mal da.«
    » Ach ja.«
    Stille. Winter dachte beinahe, sie wäre einfach wieder gegangen. » Mrs. McKendrick?«
    » Ja?«
    » Kann ich Sie kurz sprechen?«
    » Es ist schon spät.«
    » Ich weiß. Aber es ist wichtig.«
    » Geht es um Ryan?«
    » Ja.«
    Eine weitere nachdenkliche Pause, bis er statt einer Antwort das durchdringende Summen des Türöffners zu hören bekam. Schnell schob Winter sich ins Treppenhaus und ging so leise wie möglich rauf. Mrs. McKendrick stand knapp hinter der Schwelle und klammerte sich an die Tür wie an einen nutzlosen Schutzschild. Als er ihr Gesicht sah, fühlte er sich wie der letzte Dreck. Offensichtlich dachte sie, er würde ihr schlechte Nachrichten über Ryan bringen.
    Dabei war gewissermaßen das Gegenteil der Fall. Ja, er hatte schlechte Nachrichten auf Lager, aber die würde er für sich behalten. Weniger um sie zu schützen, als um sich selbst zu schützen. Und um Rachel zu schützen.
    » Haben Sie was von… Ist er…« Ihre Stimme versagte.
    » Nein, nein«, log er ihr ins Gesicht. » Ich hab nichts von ihm gehört.«
    Vor Erleichterung sank sie gegen den Türrahmen und stieß ein kleines, bemühtes Lachen aus. Dadurch kam Winter sich noch arschlochmäßiger vor. Ihren erloschenen Augen nach zu schließen, hatten die Medikamente oder der Alkohol ganze Arbeit geleistet. Sie musterte ihn noch einmal, als würde sie versuchen, sich an ihn zu erinnern. » Tony?«
    » Ja. Darf ich reinkommen, Mrs. McKendrick?«
    Sie zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging den Flur hinunter, was offenbar heißen sollte, dass er eintreten durfte. Winter schloss die Tür hinter sich.
    Im Wohnzimmer ließ sie sich in ihren Sessel fallen. Um nach dem halb vollen/halb leeren Glas neben ihr zu greifen, musste sie sich nicht mal aufrichten. Seit Winter sie das letzte Mal gesehen hatte, wirkte sie gealtert, grau und eingefallen.
    » Kann ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«, fragte sie, anscheinend selber überrascht, dass sie sich plötzlich an ihre guten Manieren erinnerte.
    » Nein, danke.«
    » Vielleicht einen Kaffee?«
    » Danke.«
    » Oder etwas Stärkeres?«
    Eine verlockende Vorstellung, aber Winter hielt sich zurück. » Danke. Ich wollte Ihnen nur ein paar Fragen stellen.«
    » Oh.«
    » Es geht um unsere Unterhaltung von heute Vormittag.«
    » Also um Ryan?«
    » Ja. Sie haben gesagt, dass er oft von Grahamston geredet hat.«
    » Ach ja? Ja, stimmt, das hat ihn sehr beschäftigt, dass Kieran und er nicht noch mal in Grahamston waren. Das hatte er ihm versprochen, hat er gesagt. Ja, Grahamston. Genau.«
    Mrs. McKendrick war völlig von der Rolle.
    » Sind in letzter Zeit noch andere Leute vorbeigekommen?«, fragte er.
    » O ja, sehr viele Leute sogar. Die Jungs haben viele Freunde, das ist ein ständiges Kommen und Gehen. Die Leute sind ja so nett. Das heißt, wenn ich ehrlich bin…« Ihre Stimme senkte sich zu einem verschwörerischen Flüstern. » Es ist mir alles ein bisschen viel. Ich bin lieber allein. Aber Sie können natürlich gerne vorbeikommen! Nicht dass Sie jetzt denken…«
    » Keine Sorge, ich weiß schon, was Sie meinen. Aber haben Sie vielleicht noch mit jemand anderem über Grahamston geredet?«
    » Nein, davon wusste doch keiner. Nur die Jungs. Das war ihr Geheimnis.«
    » Verstehe. Aber sind Sie vielleicht mal im Gespräch mit einem Besucher auf Grahamston gekommen? So wie Sie mir davon erzählt haben?«
    » Hm, da muss ich überlegen… Nein. Oder doch, ja. Ach, das waren gar nicht Sie? Stimmt, Sie und dieser andere Herr.«
    Ihm stockte das Herz. » Wann war er hier, Mrs. McKendrick?«
    » Wer?«
    » Der andere Herr.«
    » Das weiß ich nicht mehr so genau. Vor ein paar Tagen vielleicht.«
    » Und… kannten Sie ihn?«
    Ihre Stirn legte sich in Falten, als wäre sie sich nicht ganz sicher. » Nein. Nein, ich hatte ihn noch nie gesehen. Aber er hat nach Ryan gefragt, genau wie Sie.«
    » Und wie war sein Name?«
    » Das weiß ich nicht mehr. Da waren so viele Leute…«
    Irgendetwas in ihm hätte die Frau am liebsten erwürgt. » Bitte, versuchen Sie, sich zu erinnern. Es ist sehr wichtig.«
    » Aber warum denn? Was soll denn daran so wichtig sein? Außerdem weiß ich es wirklich nicht mehr. Es geht mir in letzter Zeit nicht so gut. Tut mir leid.«
    » Wissen Sie vielleicht noch, wie er ausgesehen hat? Wie groß er war oder so?«
    Ein trauriges Kopfschütteln. » Nein. Na ja, er war vielleicht…«

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