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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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muss los.«
    Das war keine Antwort auf seine Frage, sondern nur so dahingesagt. Winter beschloss, noch einen draufzusetzen. » Und wie ist es mit McKendricks Liste weitergegangen?«
    Schweigen.
    » Hat irgendwer beschlossen, die Liste für ihn abzuarbeiten?«
    Monteith sah ihn ausdruckslos an, bevor er sich von hinten über ihn beugte und Winters Uhr von seinem Handgelenk fummelte. Danach griff er in seine linke und in seine rechte Tasche, bis er Winters Handy gefunden hatte. Er richtete sich auf, ließ beides vor sich auf den Boden fallen, blickte ihm noch einmal kurz in die Augen und zerstampfte erst die Uhr und dann das Telefon. Am Schluss waren nur noch Bruchstücke übrig.
    » Ich hab zu tun«, flüsterte Monteith. » Die Arbeit ruft. Aber freu dich, ich bin bald wieder da.«
    Damit drehte er sich um, verließ die Kammer und zog die Tür hinter sich zu. Winter lag auf dem Boden, an Händen und Füßen gefesselt, neben der verwesenden Leiche eines Serienkillers irgendwo in den Eingeweiden der Stadt. Draußen drehte sich ein Schlüssel im Schloss. Der Tag hatte schlecht angefangen und sich noch schlechter entwickelt.

47
    Winter lauschte auf Monteiths verklingende Schritte. Er versuchte zu erahnen, in welche Richtung er ging, um sich auszurechnen, ob er denselben oder einen anderen Eingang benutzte. Aber es hatte keinen Zweck, er konnte sich nicht mal sicher sein, ob er direkt zum Ausgang marschierte oder einen Umweg einlegte. Das Gewehr hatte er selbstverständlich mitgenommen, aber wenn er zum Dienst musste, würde er es bestimmt nicht mit an die Oberfläche nehmen. Also würde er es wahrscheinlich irgendwo deponieren und erst dann nach oben gehen. Außer er hatte eine andere » Arbeit« zu erledigen, die nichts mit seinen polizeilichen Pflichten zu tun hatte.
    Gespannt horchte Winter auf das immer leisere Klackern von Monteiths Schuhen auf dem Stein der Fundamente. Er hätte auf die Sekunde genau sagen können, an welchem Punkt es mit dem tröpfelnden Wasser verschmolz. Und an welchem Punkt es vollständig überlagert wurde, sodass er endgültig allein zurückblieb. Allein im Höllenschlund.
    Winter warf den Kopf zurück und stieß einen stummen Schrei aus. Eigentlich hätte es ihn beruhigen sollen, dass Monteith vorerst weg war, aber er war alles andere als ruhig. Wie er da an Händen und Füßen gefesselt im Dämmerlicht der Petroleumlampen lag, fühlte er sich wie Jona im Bauch des Wals. Und an seiner Seite befanden sich die Überreste einer anderen verirrten Seele, einer früheren Mahlzeit.
    McKendrick stank. Bisher war es Winter einigermaßen gelungen, den Geruch auszublenden, aber jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Die Leiche war überreif, wie ein Steak, das tagelang in der prallen Sonne gelegen hatte. Monteiths Gerede hatte ihn davon abgelenkt, aber jetzt hatten seine Sinne nichts anderes mehr zu tun, als McKendricks Ausdünstungen zu registrieren. Sie schlichen sich in jede Ecke und krochen in seine Nase wie Schlangen.
    Winters Würgereflex machte ihm zu schaffen. Er hatte keine Ahnung, wie lange er das Unvermeidliche noch hinauszögern konnte. Seit sich der unerträgliche Gestank so richtig in seinem Kopf eingenistet hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken. Seine Backen blähten sich auf. Im letzten Moment schluckte er die Galle wieder runter und drehte den Kopf weg von McKendrick. Aber das brachte auch nichts. Es war überall, und je länger er hier auf dem Boden lag, desto hartnäckiger setzte es sich in seinen Klamotten fest, in seinem Haar, seiner Haut. Er rückte zur Seite, so weit es ging. Viel war es nicht, aber wenigstens berührte er die Leiche nicht.
    Irgendwann ließ ihn sein Magen doch im Stich. Sein Bauch verkrampfte sich, er riss den Kopf zur Seite und übergab sich. Na toll. Als wäre McKendricks Gestank nicht schon schlimm genug gewesen– jetzt musste er auch noch mit dem Mief seiner Kotze klarkommen. Okay, es war vielleicht ein kleiner Trost, dass es sich wenigstens um seinen eigenen Mageninhalt handelte. Doch als eine zweite Ladung aus seinem Hals schoss und sich zur ersten gesellte, konnte ihn auch das nicht mehr aufmuntern. Er spuckte den letzten Rest aus, bis er sich vollständig entleert hatte.
    Das Ganze hatte ihn so sehr angestrengt, dass er tief durchatmen musste– und den Geruch sofort wieder aushustete. Doch in seinem Magen war nichts mehr zu holen, und deshalb war der widerliche Gestank auf einmal beinahe auszuhalten. Vielleicht hatte das Kotzen den Bann

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