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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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waren seinen Schätzungen zufolge etwa zwei Stunden verstrichen, aber es konnten genauso gut eine oder vier Stunden sein. Er steckte in der Scheiße. Und jetzt hörte er auch wieder ein Quieken.
    Sein Kopf schnellte von der Lampe zur Tür. Genau rechtzeitig– er sah gerade noch, wie sich ein Paar tintenschwarze Augen und zwei rosa Füßchen in den Raum schoben, als wäre es das Normalste der Welt. Das war kein Rudel, das war nur eine Ratte. Vielleicht die Vorhut.
    Das kleine Mistvieh schaute sich erst mal mit bebender Schnauze um. Für Winter hatte es nur einen verächtlichen Seitenblick übrig. Selbst als er die Ratte anbrüllte, zuckte sie nicht mal zusammen, sondern beäugte ihn nur neugierig, als würde sie sich fragen, was er sich von dieser Aktion versprach. Vielleicht hatte sie keine Angst, weil der Lärm nicht von einer Bewegung begleitet wurde. Oder weil sie kapiert hatte, dass er sich gar nicht bewegen konnte. Oder weil die anderen Ratten einfach die mutigste oder dümmste in ihren Reihen vorgeschickt hatten.
    Bald wagte sie sich vollständig in den Raum und machte sich auf den Weg. Winter zog instinktiv die Beine an, doch sie huschte bloß an ihm vorbei zu dem Pappkarton mit McKendricks Essensvorräten. Eine Sekunde nachdem der schwarze Schwanz in der Kiste verschwunden war, drangen die ersten Knabbergeräusche heraus. Wahrscheinlich Müsliriegel oder Kekse, dachte Winter, als die Nagegeräusche plötzlich abbrachen und die Ratte über den Rand linste, als wollte sie überprüfen, ob Winter wieder eingefallen war, wie man sich bewegte. Da die Lage unverändert war, wurde sie mutiger. Während über ihr die erste Lampe mit einem letzten Flackern den Geist aufgab, zog sie sich nicht wieder in den Karton zurück, sondern machte einen Satz auf McKendrick.
    Dort stellte sie sich kurz auf die Hinterbeine und beschnupperte die Luft, bevor sie sich in Sekundenschnelle unter die Decke wühlte. Als Winter ein eifriges Schmatzen hörte, drehte sich sein Magen um. Als würde man die Finger in eine Schüssel Pudding stecken und langsam wieder herausziehen. Obwohl er es eigentlich gar nicht so genau wissen wollte, betrachtete er die Beule in der Decke und rechnete sich aus, dass das Mampfen und Schlabbern von McKendricks Gesicht kam, von Ryans halb verspeisten Lippen, die sich tief in Winters Gedächtnis eingebrannt hatten. Jetzt konnte die Ratte es endlich zu Ende bringen.
    Wieder fing er an zu brüllen, weniger um sie zu vertreiben, als um die grässlichen Kaugeräusche zu übertönen. Er schrie und schrie, bis seine Lungen zu platzen drohten. McKendrick hatte viel Schlimmes getan, aber er hatte es nicht verdient, als Dessert für ein Nagetier zu enden. Und Winter hatte es nicht verdient, dem Viech beim Essen zuzuhören. Doch als er ein letztes, müdes Bellen ausstieß, drang das höllische Nagen weiterhin hartnäckig unter der Decke hervor und zermürbte sein Hirn. Bis es abrupt verstummte. Die Beule in der Decke setzte sich in Bewegung und glitt zum Rand, wo die Ratte wieder auftauchte und Winter musterte, als wäre er interessanter, als sie ursprünglich angenommen hatte. Sie richtete sich auf und hielt die Schnauze prüfend in die Luft.
    Und ihre Nase bebte immer noch wie ein Wackelpudding, als sie von McKendrick au f W inter hüpfte. Er brüllte und zuckte, er versuchte sie abzuschütteln, indem er sich mit aller Kraft nach rechts und links warf, doch die Ratte hielt sich mühelos auf den Füßchen und kam höchstens etwas langsamer voran. Als er begriff, dass sie zu seinem Knie wollte, dass die zerfetzte Haut und das getrocknete, karmesinrote Blut ihre Aufmerksamkeit erregt hatten, schrie er noch lauter und riss den Körper fast vollständig herum. Diesmal gelang es ihm tatsächlich, die Ratte auf den Boden zu schleudern. Doch sie sprang einfach wieder auf ihn drauf.
    Jetzt rollte er sich in die andere Richtung, aber damit hatte die Ratte schon gerechnet. Sie stieß die Klauen in seine Beine und hielt sich fest, während sie beharrlich Richtung Knie krabbelte, ihr Ziel fest im Blick. Er probierte alles, hoch und runter und zur Seite, und bekam dabei nur nebenbei mit, dass sein Gezappel allmählich die Fesseln um seine Füße lockerte. Doch die Ratte blieb standhaft, und im nächsten Moment bohrte sie die Zähne beinahe lässig in das freiliegende Fleisch an Winters Knie. Der Schmerz schoss von Winters Kniescheibe zu seinem Kiefer und wieder zurück, als hätte man ihm ein rostiges Messer reingerammt. Er wurde

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